Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

6 Monate: will nachts wieder gestillt werden

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 6 Monate: will nachts wieder gestillt werden

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Welter, meine Tochter ist jetzt 5 1/2 Monate alt und zeigt seit ca. 2 Wochen ein neues Schlafverhalten. Seit sie etwa 2 Monate ist, geht sie eigentlich klaglos um 20 Uhr schlafen und schlief dann mit der Zeit immer länger durch, zuletzt bis etwa vier Uhr. Seit besagten zwei Wochen wacht Sie aber immer zwischen 12 und 1 Uhr auf und weint. Anfangs ließ sie sich noch durch Händchenhalten etc. beruhigen und schlief wieder ein, jetzt hilft gegen das Weinen nur noch Stillen. Und dann will sie auch schon wieder gegen 4 Uhr trinken. Ich bin jetzt extrem verunsichert, was das bedeutet bzw. wie ich mich verhalten soll. Ist es vielleicht ein Wachstumsschub? Reicht ihr vielleicht die Milch nicht mehr (sie wird noch voll gestillt) und ich mit der Beikost wird es wieder besser? Oder ist sozusagen eine "schlechte Angewohnheit" und ich sollte durch Schreien lassen versuchen, sie wieder von der neuen nächtlichen Mahlzeit zu entwöhnen - was ich grausam fände :-( Vielleicht haben Sie ja eine Einschätzung, ein Anhaltspunkt wäre toll! Vielen Dank für die Hilfe und schöne Grüße Ute


Biggi Welter

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Liebe Ute, Ihre Milch ist mit Sicherheit "reichhaltig" genug und die Stillabstände hängen auch nicht damit zusammen, dass die Zusammensetzung der Milch nicht in Ordnung wäre, sondern sind von sehr vielen anderen, insbesondere auch entwicklungsbedingten, Faktoren abhängig. Es ist ganz toll, dass Ihr Kind nachts immer noch fünf Stunden schläft, darum wird sie so manche Mutter beneiden. Das Verhalten Ihres Kindes ist typisch für Babys in diesem Alter und hat überhaupt nichts damit zu tun, dass die Muttermilch nicht ausreichen würde. Zum Einen gibt es in diesem Alter einen Wachstumsschub und der führt dazu, dass das Kind häufiger gestillt werden will und zum anderen schreitet die Entwicklung des Kindes mit Sieben Meilen Stiefeln heran. In unzähligen Ratgebern und Broschüren steht, dass ein Baby mit etwa zwei bis drei Monaten nachts längere Schlafphasen haben wird und mit etwa einem halben Jahr damit zu rechnen sei, dass es "durchschlafe". Und genau diese Erwartung, die allerdings absolut unrealistisch ist, haben dann auch die Eltern. Gleichzeitig ist der Markt überschwemmt von Büchern, in denen verschiedene Strategien propagiert werden, wie ein Baby oder Kleinkind das Schlafen "lernen" könne. Würde die Mehrzahl aller Kinder tatsächlich dem immer wieder verkündeten Schema gemäß schlafen, dann bräuchte kaum jemand alle diese Schlafratgeber und dann würde es sie auch nicht in jedem Buchladen geben. Es ist also einfach so, dass eine unrealistische Erwartungshaltung auf das reale Verhalten des Babys trifft und damit machen wir Eltern uns und unseren Kindern das Leben schwer. Vermehrtes nächtliches Aufwachen ist ab etwa vier bis sechs Monaten ein normales Verhalten bei Babys und zwar nicht, weil das Kind nicht mehr satt würde, sondern entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen "Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn Ihr Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen (die dem Kind das nächtliche Stillen "abgewöhnen"), die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden und selbst die Verfechter sprechen sich gegen eine Anwendung in diesem Alter aus, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Spannen Sie auch Ihren Partner (wenn Sie einen haben) ein. Väter können sehr wohl auch einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Es kommen auch wieder einfachere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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hallo, ich habe vor 2 Minuten "fast" die gleiche Fragen an Biggi gestellt... Also bin ich nicht alleine mit dem gleichen Schicksal. Mein kleiner wird 5 Monate. Ich drucke dir die Daumen! Kubka


Mitglied inaktiv

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Hallo, meine Tochter ist auch 5 Monate alt. Sie hat schon bis zu 10 Stunden durchgeschlafen !!! Leider ist das auch Geschichte und sie kommt wenn ich Pech habe alle 2 Stunden. Ihre Schlafenszeiten fangen wieder an zu wechseln wie in den ersten Wochen. Es scheint also völlig normal und allein bist du schon mal gar nicht ;-) Lieben Gruß, Melanie


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