Meine Tochter ist 6 Monate alt und lehnt Brei leider noch vollkommen ab. Sie will nur die Brust...
Unser Kinderarzt hat bedenken wegen einem möglichen Eisenmangel durch herauszögern des Beikoststartes.
Können Sie mir mehr darüber erzählen? Ist es wirklich so schlimm, mit dem Brei noch zu warten da sie ihn vollkommen ablehnt? Sie weint schon beim 1. Löffel ganz fürchterlich...
von
Gieskanne
am 24.04.2017, 10:09
Antwort auf:
6 Monate alt und immer noch vollgestillt
Liebe Gieskanne,
so schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach weiterhin keinen Kampf ums
Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern
sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften
Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter.
Lass dich leiten von deiner Kleinen, sie WEISS genau, was sie braucht. Wenn sie nichts oder nur wenig essen mag, dann lass sie. Sonst erzeugst du nur einen Stress, der keinem von Euch gut tut.
Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst".
Sei getrost, dass sie solange du weiter stillst bekommt, was sie braucht.
Vielleicht ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Ich zitiere dir noch aus einem Artikel, den Denise Both IBCLC geschrieben hat:
"Das am heißesten gehandelte Thema, wenn es um Mangelerscheinungen bei gestillten Kindern ist das Eisen. Stillende Frauen dürfen sich immer wieder anhören, dass Muttermilch ja nur wenig Eisen enthält und dass die Eisenspeicher des Kindes nur bis etwa sechs Monate ausreichen und dann sei es unabdingbar Beikost einzuführen, um einen Eisenmangel abzuwenden. Es stimmt, dass Muttermilch im Verhältnis zu Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung nur wenig Eisen enthält, demgegenüber steht jedoch die bessere Bioverfügbarkeit des Muttermilcheisens für das Kind. Dennoch kann es zu einem Eisenmangel bei gestillten Kindern kommen. Besonders gefährdet dafür sind Frühgeborene, Kinder deren Mütter in der Schwangerschaft einen Eisenmangel hatten und Kinder, deutlich länger als sechs Monate jegliche feste Nahrung ablehnen.
Man muss zwischen Eisenmangel und einer Eisenmangelanämie unterscheiden. Eisenmangel lässt sich nicht unbedingt an einem niedrigen Hämoglobinwert (Hb) erkennen. Es reicht also nicht, beim Kind regelmäßig den Hb zu bestimmen, um einen Eisenmangel auszuschließen, sondern es muss zusätzlich auch noch der Serum Ferritin Wert bestimmt werden. Ein Eisenmangel im Kindesalter kann wirklich schwer wiegende und vor allem nicht immer wieder behebbare Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dazu kommt, dass sich ein unguter Kreislauf entwickeln kann, wenn das Kind erst mal in eine Mangelsituation geraten ist: Der Eisenmangel macht das Kind appetitlos, das Kind mag erst recht keine Beikost essen, der Eisenmangel verschärft sich. Deshalb ist es sinnvoll, dass bei einem Kind, das lange jegliche Beikost verweigert, Hämoglobin und Ferritin bestimmt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich ein Mangel bestätigt. Der Pieks für die Blutuntersuchung ist weniger traumatisch für das Kind, als ein unentdeckter Eisenmangel.
Eine vegetarische Ernährung ist übrigens nicht gleichzusetzen mit einer zu geringen Eisenzufuhr. Vegetarisch lebende Familien sollten jedoch unbedingt auf eine bewusste Zusammenstellung ihrer Ernährung achten, denn das Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird nur zu 3 bis 8 Prozent verwertet, also deutlich weniger als das hämgebundene Eisen aus Fleisch, dessen Verwertbarkeit bei etwa 23 % liegt."
Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, das sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen.
Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden.
Probier es einfach weiterhin immer wieder aus und gib deinem Kind noch etwas Zeit.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 24.04.2017
Antwort auf:
6 Monate alt und immer noch vollgestillt
Hallo, ich dachte ich schreibe dir , da die Expertin noch nicht geantwortet hat.Gibt es bei euch in der Familie Probleme mit Eisenmangel? Wenn nicht , lass dich nicht drängen. Es ist selten der fall , dass das Baby einen Eisenmangel hat wenn es vollgestillt wird. Hat es einen , kann das der Grund sein das es die Nahrung nicht essen mag.
Aber ich denke , dein Baby ist einfach noch nicht bereit für die Beikost oder interessiert sich nicht dafür. Das ist nicht schlimm . Gib deinem Baby die Zeit die es braucht. Du Kannst ja einfach ohne Druck immer mal versuchen. Deine Muttermilch passt sich deinem Baby an , gibt ihm genau das, was es braucht. Meine Tochter 12 Monate isst sehr gerne aber wenig. Sie ist normal gewachsen nicht zu dünn und hat auch keinen Mangel an Spurenelementen. Ich stille sie fast voll. Ist zwar nicht das was ich möchte. Aber Babys/ Kinder die mit Zwang essen, können ein gestörtes Essverhalten entwickeln.
Es gibt einfach so viele Ärzte usw die einem erzählen man solle zufüttern oder abstillen. Aber mit dem zu Füttern bekommt das Baby auch nicht unbedingt mehr Eisen.
von
Vannessa.w
am 24.04.2017, 12:27
Antwort auf:
6 Monate alt und immer noch vollgestillt
Hallo,
hab Geduld, das kann noch dauern! Meine Kleine ist 10 Monate alt und interessiert sich erst seit kurzem fürs Essen (wir haben mit 6 Monaten zu "üben" begonnen!) - und ich stille immer noch parallel! Mir hat das Buch "MeinKind will nicht essen" sehr geholfen, gelassen zu bleiben, war übrigens ein Tipp von Biggi. Kinder wissen instinktiv, was sie brauchen, und Muttermilch ist halt das Beste. :)
lg Kathrin
von
kathrinundclara
am 24.04.2017, 12:28