manu-
Liebe Biggi, meine Tochter ist 21 Monate alt; ich bin derzeit in der 16. SSW. Ich hatte mit meiner Tochter immer eine sehr intensive Stillbeziehung, die wir - bis vor einiger Zeit - auch beide sehr geschätzt haben. Ich bin bereits früh wieder arbeiten gegangen (4 Monate nach der Geburt), mein Mann ist Vollzeit-Papa. Ich bin davon ausgegangen, dass sie vermutlich auch deswegen nachts immer stark auf die Brust zugegriffen hat (alle 2-3h). Im ersten Jahr hat mir das auch gar nichts ausgemacht; so ab einem Jahr hat sich ihr Trinkverhalten aber geändert: Sie ist in den ersten 2-3h abends und den letzten 2h morgens zur Dauernucklerin geworden, die sich nur schwer wieder abdocken lässt. Am schlimmsten ist es, wenn sie sich erst abdocken lässt, aber dann nach 5min (wenn ich grad wieder eingedöst bin), wieder ran will. Dann kann ich irgendwann nicht mehr einschlafen und der Schlafmangel setzt mir zu. Zugespitzt hat sich die Situation seit ich wieder schwanger bin, da meine Brustwarzen extrem empfindlich sind. Eigentlich sind sie an der Unterseite immer etwas offen. Mit Lanolincreme und Silberhütchen schaffe ich es, dass es zumindest nicht schlimmer wird. Stillen ist dadurch aber immer schmerzhaft. Vor 3 Monaten hab ich mit der Gordon-Methode versucht, ihr das nächtliche Stillen abzugewöhnen, was für 2-3 Wochen erstaunlich gut funktioniert hat. Dann hat sie es mit krassen nächtlichen Schreiattacken wieder "zurückerobert": Da wollte sie unbedingt zum Papa (der hat einen sehr schlechten Schlaf und ist daher schon seit einem Jahr aus dem Familienbett ausgezogen), aber der konnte sie zwar bespaßen und etwas beruhigen, aber nicht wieder zum Einschlafen bringen. Also musste wieder die Brust ran. Nach 3 solchen Nächten haben wir beschlossen, dass wir uns den Umweg über den Papa auch sparen können und ich dann halt wieder stille. Leider halte ich es zwischenzeitlich körperlich einfach nicht mehr aus. Ich hab irre Schmerzen und Schlafmangel - das kann auch für die Folgeschwangerschaft nicht gut sein. Ich hätte das Stillen so gern einfach nur reduziert (z.B. nur zum Einschlafen, aber nicht nachts) und dann Tandem-gestillt. Ich hab nur mittlerweile das Gefühl, dass eine Reduktion für sie einfach nicht funktioniert - sondern dass es ein klarer Schlussstrich sein müsste. Ich hab nur wirklich Angst davor, wie ich/wir das schaffen sollen. Sie ist so schon eine starke Eule und nur schwer ins Bett zu bekommen. Und ihre Schreianfälle, wenn man ihr nachts die Brust verwehrt (bzw. nach dem 3. Abdocken nicht mehr sofort wieder reinsteckt) sind fürchterlich und schwer erträglich. Auch beim Mittagsschlaf ist die Situation unbefriedrigend: Wenn ich arbeiten gehe, muss mein Mann mit ihr Spazieren gehen oder mit dem Auto fahren - zuhause kann er sie nicht zum Schlafen bringen. Wenn ich am Wochenende zuhaus bin, hab ich mich bisher ganz gern mit ihr hingelegt, weil ich selbst meist auch müde bin. Allerdings muss es da auch Dauernuckeln sein - sobald ich abdocke, ist sie wach. Leider ist da derzeit nach einer Stunde wirklich meine Schmerzgrenze erreicht. Ich erkläre ihr das auch schon vor dem Schlafen gehen. Also dass Mamas Brüste weh tun und sie vorsichtig sein muss und nicht so lang nuckeln kann. Trotzdem: Wenn ich sie abdocke, gibt es endloses wütendes Schreien, von dem sie niemand beruhigen kann. Auch wenn ich weiß, dass Empathie sich erst ab 3 Jahren entwickelt, komm ich nicht umhin, manchmal auch ein bisschen wütend zu sein: Ich quäl mich eh schon eine Stunde und dann ist es immer noch nicht genug? Es ist echt schwierig zur Zeit... Ich würd mich sehr freuen, wenn Sie irgendwelche Ratschläge zu der Situation hätten! Vielen lieben Dank! Manu-
Liebe Manu-, ehe du jetzt zusammenklappst, weil du nicht mehr genug Schlaf bekommst, muss eine Lösung gefunden werden, die dich entlastet. Das kann durchaus eine vermehrte Einbeziehung des Vaters sein, damit du eine Möglichkeit hast, dich auszuruhen und neue Energie zu sammeln. Auch wenn dein Baby sich beschwert und protestiert, ist das völlig okay, denn Ihr lasst es ja nicht alleine, sondern steht ihm bei. Wenn es dir besser geht, wird es auch deinem Kind besser gehen. Dein Kind kann es schaffen, aber es braucht Konsequenz und viel Geduld! Sicher ist ein 21 Monate altes Kind noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass du mit deinem Kind darüber sprichst, wie es dir geht und was du nicht mehr möchtest. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst du einen Weg finden. Wenn du nicht mehr ständig stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit in der Nacht einführst. Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Suche für dich eine Möglichkeit zum Entspannen und abschalten. Gönne DIR etwas. Wichtig ist, dass du jemanden hast, zu dem dein Baby schon eine Bindungsbeziehung aufgebaut hat, und der oder die in der Lage ist, ruhig zu bleiben, auch wenn das Baby unglücklich ist. Ich zitiere dir mal einen Vorschlag von Sibylle Lüpold, Mutter, Stillberaterin und Expertin für Babyschlaf (www.1001kindernacht.ch): "Wenn Du die Rolle des nächtlichen Begleiters übernimmst, ist es zu erwarten, dass Euer Kind vorerst unglücklich ist und nach Deiner Frau weint. Das bedeutet nicht, dass es Dich ablehnt: Es würde in der unsicheren Situation der Nacht und des Einschlafens ganz einfach seine Mutter bevorzugen. Viele Väter sind mit dieser Situation überfordert und befürchten, dass es so bleiben wird. Wichtig ist hier aber, dass Du nicht vorschnell aufgibst, sondern Dir und Deinem Kind mehrere Chancen gibst, die gemeinsame Beziehung langsam zu festigen. Nur weil Dein Kind bei Dir weint, heisst es nicht, dass es leidet. Du bist eine enge Bindungsperson und kannst es genauso liebevoll betreuen wie seine Mutter. Mit der Zeit wird es sich auch bei Dir immer besser entspannen können. Damit Dein Kind bei Dir einschläft, kannst Du es zu Hause herumtragen, mit ihm spazieren gehen oder Dich bequem mit ihm hinsetzen/-legen. Streichle es dabei liebevoll und sprich leise zu ihm. Du kannst ihm auch etwas vorsingen – die tiefe Stimme des Vaters kann für ein Kind sehr beruhigend ein. Wichtig ist, dass Du (auch wenn Dein Kind weint) innerlich ruhig sein kannst. So gelingt es Deinem Kind besser, sich bei Dir zu beruhigen, denn Deine Emotionen übertragen sich nonverbal. Du kannst Dir bildlich vorstellen, Du seiest der stabile Felsen inmitten des wilden Meeres, auf dessen Wellen das Schiffchen (Dein Kind) hin und herschaukelt. Verlässt Du die stabile, entspannte Position, kann Dein Kind keinen Halt an Dir finden. Bleibst Du aber ruhig, indem Du Dich z. Bsp. auf Deine Atmung konzentrierst, hilfst Du damit auch Deinem Kind, zur Ruhe zu kommen." Wenn diese Maßnahmen nicht helfen, solltest du dich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich weiß nicht, ob es bei dir in der Umgebung zum Beispiel eine Erziehungsberatungsstelle gibt. Das Wort "Erziehungsberatungsstelle" klingt für dich jetzt möglicherweise erschreckend, muss es aber nicht. Dort arbeiten Fachleute der unterschiedlichsten Disziplinen, die mit dir zusammen nach einem Weg suchen können, wie du ganz individuell auf dein Kind eingehen kannst und wie ihr euer Zusammenleben möglichst gut gestalten könnt. Ich wünsche dir, dass es dir ganz bald besser geht! Lieben Gruß Biggi
manu-
Liebe Biggi, danke für Ihre ausführliche Antwort! Ich möchte nur kurz Feedback geben, was sich seitdem getan hat... Zum einen haben wir festgestellt, dass unsere Tochter in der ganz krassen Phase (als sie auch nach dem Mittagsschlaf so viel geweint hat) anscheinend einen Infekt hatte. Wir haben ihn dann nämlich nach der Reihe auch alle bekommen - waren so 3-4 Tage Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit bis hin zu Schüttelfrost - insgesamt einfach starkes Unwohlsein... Als sie das hinter sich hatte, ging es insgesamt schonmal besser - wir hatten aber immer noch das Problem mit Einschlaf- und häufigem Nachtstillen bei gleichzeitig sehr schmerzhafter Brust. Nachdem wir gefühlt alle Optionen der Stillreduktion schon ausprobiert hatten, haben wir beschlossen, dass ich doch abstille und dafür ein paar Tage allein zu meiner Familie fahre. Ich hätte früher nicht gedacht, dass wir auf so eine extreme Methode setzen würden, aber tatsächlich hat mein Mann ja eine sehr gute Bindung zu ihr (da er sie tagsüber betreut) und wir dachten, dass es ihr leichter fällt, auf die Brust zu verzichten, wenn sie weiß, dass ich faktisch nicht da bin. Wir haben ihr zu dem Anlass dann auch ein eigenes Bett besorgt und schön kuschelig hergerichtet. In dem Zimmer hat auch mein Mann noch ein Bett stehen. Er hat sie dann abends in ihrem Bett in den Schlaf begleitet; nach dem ersten Aufwachen schläft sie in seinem Bett weiter. Die ersten Nächte waren schon hart, weil ihr das Loslassen zum Einschlafen wahnsinnig schwer gefallen ist. Das wird aber mittlerweile immer leichter... Als ich zurückgekommen bin, hat sie schon öfters noch auf meine Brust geklopft, aber hat sich mit "Die Brust ist leer" schnell auch wieder ablenken lassen... Jetzt kann auch ich sie mit Vorlesen in den Schlaf begleiten - auch wenn es natürlich länger dauert als früher mit der Brust... Wie oft sie nachts aufwacht, ist ganz unterschiedlich: Im besten Fall nur 2x, aber es gab auch Nächte, wo sie wieder stündlich aufgewacht ist. Also eh wie früher - nur dass sie jetzt auch der Papa wieder in den Schlaf zurückbegleiten kann... Insgesamt sind wir sehr glücklich über die Entwicklung :-) Auch wenn ich theoretisch gern länger gestillt hätte und dachte, dass ich sehr traurig sein werde, wenn ich das letzte Mal stille - tatsächlich war es so schmerzhaft, dass ich einfach nur erleichtert war. Und das ist dann wohl auch ein Zeichen, dass es wirklich an der Zeit war... Danke Ihnen jedenfalls nochmal für Ihre Tipps! Beste Grüße manu-
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