Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

1 Jahr alt und isst kaum.

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 1 Jahr alt und isst kaum.

jjbuddy

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Hallo, unser Sohn isst ganz schlecht bis gar nicht. Wir stillen noch und das quasi voll, denn er isst pro Mahlzeit maximal 40-60 Gramm. Egal ob Obst-Getreide-Brei mit oder ohne Milch, Gemüse(-Fleisch)-Brei oder BLW oder einer Kombination aus beiden. Bei BLW isst er sogar noch weniger. Fläschchen verweigert er komplett, egal ob mit Muttermilch oder Pre oder normaler Milch, gesüßt, ungesüsst, Tee.. nichts nimmt er an. Er trinkt wenige Schlucke Wasser aus dem Becher. Dementsprechend häufig kommt er nachts. Alle 2 Std maximal und seit ein paar Nächten trinkt er nachts beide Seiten und brüllt dann, weil es ihm nicht reicht. Ich verzweifle langsam. Die letzten beide Nächte bin ich mit ihm aufgestanden und habe ihm Kindermilch mit ein wenig Haferflocken aus einem Becher zu trinken gegeben. Da hat er dann so 40-60ml von getrunken und danach hat er noch mal gestillt und konnte dann wieder einschlafen. Er hat dann ca 3 Std geschlafen und dann Gott sei dank, schien es zu reichen, mit dem was er dann noch aus der Brust bekam. Nur fällt es mir unglaublich schwer, dann wieder einzuschlafen und ich bekomme derzeit kaum Schlaf und bin am Ende meiner Kräfte. Mein Mann hat mich heute schlafen lassen und ich habe bis 4 Uhr nachmittags geschlafen. Das gibt mir zu denken. Tagsüber lässt er sich mit Banane und Fruchtmus und Snacks wie Hirsekringel, Reiswaffeln etc vertrösten von meinem Mann, wenn ich nicht da bin. Wenn ich dann da bin, nimmt er aber nur noch die Brust und kaum was anderes. Wenn ich an das Fruchtmus Hafer, Dinkel, Grießbrei dran mache, spuckt er nach 3-4 Löffeln den Brei wieder aus und signalisiert damit, dass er nicht mehr will. Ich hab natürlich auch Angst, dass er zu wenig Eisen bekommt. Ich werde das beim nächsten Termin bei KIA mal überprüfen lassen. Ich hatte genau die gleichen Sorgen mit unserem 1. Sohn. Erst ging das gut los mit dem Essen, und auf einmal hat er das Essen quasi eingestellt. Da ich im Janauar aber wieder anfange zu arbeiten, weiß ich nicht, wie das hier zu Hause funktionieren soll, da er ja auch abgepumpte Milch nicht trinkt. Haben Sie noch irgendeine Idee, was ich machen kann. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Danke und liebe Grüße


Biggi Welter

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Liebe jjbuddy, so schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach bitte keinen Kampf ums Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter. Im ersten Lebensjahr IST Milch die Hauptnahrungsquelle und viele Babys essen noch nicht viel feste Kost. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". Ganz sicher ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ich zitiere dir noch aus einem Artikel, den Denise Both IBCLC geschrieben hat: "Das am heißesten gehandelte Thema, wenn es um Mangelerscheinungen bei gestillten Kindern ist das Eisen. Stillende Frauen dürfen sich immer wieder anhören, dass Muttermilch ja nur wenig Eisen enthält und dass die Eisenspeicher des Kindes nur bis etwa sechs Monate ausreichen und dann sei es unabdingbar Beikost einzuführen, um einen Eisenmangel abzuwenden. Es stimmt, dass Muttermilch im Verhältnis zu Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung nur wenig Eisen enthält, demgegenüber steht jedoch die bessere Bioverfügbarkeit des Muttermilcheisens für das Kind. Dennoch kann es zu einem Eisenmangel bei gestillten Kindern kommen. Besonders gefährdet dafür sind Frühgeborene, Kinder deren Mütter in der Schwangerschaft einen Eisenmangel hatten und Kinder, deutlich länger als sechs Monate jegliche feste Nahrung ablehnen. Man muss zwischen Eisenmangel und einer Eisenmangelanämie unterscheiden. Eisenmangel lässt sich nicht unbedingt an einem niedrigen Hämoglobinwert (Hb) erkennen. Es reicht also nicht, beim Kind regelmäßig den Hb zu bestimmen, um einen Eisenmangel auszuschließen, sondern es muss zusätzlich auch noch der Serum Ferritin Wert bestimmt werden. Ein Eisenmangel im Kindesalter kann wirklich schwer wiegende und vor allem nicht immer wieder behebbare Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dazu kommt, dass sich ein unguter Kreislauf entwickeln kann, wenn das Kind erst mal in eine Mangelsituation geraten ist: Der Eisenmangel macht das Kind appetitlos, das Kind mag erst recht keine Beikost essen, der Eisenmangel verschärft sich. Deshalb ist es sinnvoll, dass bei einem Kind, das lange jegliche Beikost verweigert, Hämoglobin und Ferritin bestimmt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich ein Mangel bestätigt. Der Pieks für die Blutuntersuchung ist weniger traumatisch für das Kind, als ein unentdeckter Eisenmangel. Eine vegetarische Ernährung ist übrigens nicht gleichzusetzen mit einer zu geringen Eisenzufuhr. Vegetarisch lebende Familien sollten jedoch unbedingt auf eine bewusste Zusammenstellung ihrer Ernährung achten, denn das Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird nur zu 3 bis 8 Prozent verwertet, also deutlich weniger als das hämgebundene Eisen aus Fleisch, dessen Verwertbarkeit bei etwa 23 % liegt." Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, das sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Probier es einfach weiterhin immer wieder aus und gib deinem Kind noch etwas Zeit. Wenn Du abstillen möchtest, probiere es lieber mit der Flasche oder hast Du die Becherfütterung schon einmal probiert? Wenn du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt. Wenn Du das nicht magst, helfen folgende Tipps: - Lass immer JEMANDEN ANDEREN die Flasche anbieten, mach es nie du selbst (vielleicht kannst du den nächsten Versuch ja auf ein Wochenende legen?). Es gibt einige Tricks, die helfen können: - versucht die Flasche anzubieten, wenn das Baby nicht allzu hungrig (zur regulären Stillzeit wird es keine Experimente mitmachen wollen) ist; - lass die fütternde Person das Baby ganz liebevoll halten, während die Flasche angeboten wird; - anstelle den Sauger in den Mund zu schieben, die Unterlippe damit kitzeln, damit das Kind selbst ihn nimmt; - dein Baby könnte in ein Kleidungsstück eingewickelt werden, welches nach dir riecht; - der Sauger der Flasche könnte mit warmen Wasser auf etwa Körpertemperatur gebracht werden; - probiert verschiedene Sauger - Silikon + Kautschuk, verschieden Formen, größere oder kleinere Sauger; - probiert verschiedene Trinkpositionen aus; - vielleicht geht es mit rhythmischen Schaukeln besser, auch Gehen kann Erfolg bringen. Einige Babys nahmen die Flasche, wenn sie im Autositz saßen, besser; - probiere, die Flasche zu geben, wenn dein Baby schläft; - gib nicht sofort auf, wenn es nicht klappt, probiert es weiter - aber bedenke auch, dein Baby kann auch (tagsüber) aus einer Tasse, vom Löffel, mit der (Kunststoff-) Pipette oder dem "Soft Cup" gefüttert werden - es muss nicht zwangsläufig eine Flasche sein. LLLiebe Grüße Biggi Welter


jjbuddy

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Vielen Dank für Deine Antwort und den Buchtip. Das werde ich mir mal anschauen. Nein. Gezwungen wird hier im Haus kein Kind. Unser Großer, bald 6 Jahre, ist leider ein ganz schlechter Esser. Er isst zB null gekochtes Gemüse. Nur Gurke und Möhre roh, Gott sei Dank aber viel verschiedenes Obst. Aber sonst darf es nur Hähnchenbrust, am Liebsten paniert natürlich, Schnitzel und Fischstäbchen sein, jeweils mit Nudeln, Reis oder Kartoffeln ohne Saucen oder dergleichen. Pfannkuchen bzw Waffeln auch ohne alles und das war‘s dann bereits. Ich hab ihn auch nie zum Essen gezwungen, weil meine Eltern das mit mir gemacht haben und ich das ganz schlimm fand und noch heute schlimme Erinnerungen daran habe. Aber da der große so schlecht isst und der kleine jetzt auch damit anfängt, frag ich mich natürlich schon, was genau ich hier falsch mache. Nun ja.. heute war ein besserer Tag. Er hat heute früh 100 Gramm Hirsebrei gegessen, 100Gramm Fruchtmus, 3/4 Banane und heute Abend 95 Gramm von einem Hipp Gläschen Gemüse Risotto (selbstgekochted isst er leider gar nicht :-/ ). Da bin ich ja schon mal happy. Wir haben die CamoCups. Daraus trinkt er momentan die mit Haferflocken angedickte Kinder- oder Muttermilch, aber halt nicht mehr als 60ml. Fläschchen nimmt er so gut wie nie, egal welcher Nuckel. Manchmal hat der Papa Glück, aber dann darf Mama nicht erreichbar sein und er muss echt schon richtig Durst haben. Aber das nächtliche Aufstehen und ihn aus dem Becher trinken lassen, weil die Muttermilch aus der Brust nicht ausreicht, ist wirklich sehr anstrengend. Ich schlafe dann halt schlecht bis gar nicht mehr ein, weil dann oft der große 1-2 Std später in die Kita muss. Und mit 3-4 Std unterbrochenem Schlaf pro Nacht wird es halt irgendwann kritisch. Heute habe ich gesehen, dass das Zahnfleisch oben sehr geschwollen ist. Bisher hat er nur unten ein Zähnchen, das andere ist gerade durchgebrochen. Vielleicht mag er deshalb einfach nicht essen. Wir harren der Dinge, die da kommen. Noch mal vielen Dank und liebe Grüße


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