Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Viel stillen mit 1em Jahr

Frage: Viel stillen mit 1em Jahr

Poan

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Guten Tag, Ich bin etwas verunsichert weil mir viele Mütter berichten, dass sie ihre einjährigen Kinder so wenig stillen. Mein Sohn stillt alle 2, manchmal 3 Stunden, ebenso in der Nacht. Da sogar auch öfter ( ja ich bin sehr müde). Er isst eigentlich mit uns mit. Ich biete auch Snacks an . Er bekommt auch Wasser und Tee. Er isst tagsüber nicht besonders viel ( könnte theoretisch normal sein weil ich nicht weiß was normal ist). Abends isst er durchaus gut. Er ist immer in Bewegung, läuft seit er 10 Monate und geht schon erstaunlich weite Strecken. Ist sein Stillbedarf normal oder sollte ich etwas prüfen lassen? Mir ist klar, dass Stillen mehr als Nahrungsaufnahme ist, aber ich mach mir Gedanken wie das weitergeht. Ich kann halt nicht wirklich weg oder in mal fremdbetreuen lassen.


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Poan, für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Dein Kleiner verhält sich gar nicht so "brustversessen" wie du glaubst, viele Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet. 

Wird es dem Kind überlassen, wann es sich selbst abstillt, dann stillen sich die meisten Kinder irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag ab. Ein Abstillen deutlich vor dem zweiten Geburtstag auf Initiative des Kindes hin ist eher unwahrscheinlich. 

 All diese theoretischen Überlegungen helfen dir jedoch nicht weiter, wenn du dich in der derzeitigen Situation unwohl fühlst. Wenn sich in einer Stillbeziehung ein Partner nicht mehr wohl fühlt, dann ist es an der Zeit zu überlegen, was geändert werden kann. 

 Sicher ist ein 12 Monate altes Kind noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass du mit deinem Kind darüber sprichst, wie es dir geht und was du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind ab einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. 

 Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst du einen Weg finden.

 Wenn du nicht mehr ständig stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit in der Nacht (und dann später am Tag) einführst. 
 Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.

 Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch Weinen oder Schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Wenn du dein Kind nicht wecken möchtest, dann wartest du eben einfach, bis es von selbst wieder kommt ;-).

 Natürlich kannst du deinem Kleinen während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.

 Dein Kleiner wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich gar schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass dein Kleiner sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist. 
 Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher.

 Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest.

 Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann.

 Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet, haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht.

 Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. Liebe Grüße, 
 Biggi


Poan

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Vielen Dank. Noch werde ich beim Vielen Stillen bleiben und abwarten, aber das Buch besorgen wir uns. Wer weiß was in eun paar Monaten ist. Ich hab nur von anderen gehört, dass die Kinder nur mehr 2 bis 4 mal gestillt werden. Das schaffen wir schon am Vormittag


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