Sehr geehrte Frau Bader,
unsere Kita (Betriebskindertagesstätte, deren Träger gleichzeitig unser Arbeitgeber ist) steckt derzeit in großen Nöten aufgrund von Personalmangel.
Weil die Betreuung so nicht gewährleistet werden kann, wird im Moment regelmäßig die U3-Betreuung um Stunden gekürzt, immer wieder steht im Raum, dass die Kita auch für einzelne Tage komplett schließen muss. Anstelle einer 2,5 zu 10 Betreuung kommt es derzeit häufig zu einer 1 zu 20 Betreuung im U3-Bereich. Gerüchteweise wurden bereits Anfang des Jahres mehrere Kündigungen eingereicht, es kam dennoch nicht zu einer Stellenausschreibung. Urlaube, weitere Kündigungen und Krankheiten führen jetzt zu diesem akuten Personalmangel.
Leider müssen wir feststellen, dass seitens des Trägers nicht sonderlich viel Interesse daran zeigt, diese - für unsere Kleinkinder wirklich belastende - Situation mit Hochdruck anzugehen. Mehrere Eltern berichten über Wesensänderungen und Trennungsängste ihrer Kinder, was meiner Meinung nach nicht wirklich tragbar ist.
Gleichzeitig beschweren sich die Vorgesetzten darüber, dass Eltern ihre Arbeit früher beenden, um ihre Kinder abzuholen.
Sehen Sie hier rechtliche Möglichkeiten, wie wir den Druck auf den Träger erhöhen können? Dürfen wir die Beiträge kürzen, da seitens der Kita der Vertrag nicht eingehalten wird? Wie sieht es aus mit Arbeitsstunden, die man nicht leisten konnte, oder unbezahltem, den man zwingend nehmen muss, um sein Kind zu betreuen? Kann man hier etwas zurückfordern?
Besten Dank
Finja
von
Finja
am 20.09.2019, 11:12
Antwort auf:
Kita kürzt Betreuung wegen Personalmangel
Hallo,
schwierig. Eher nicht. Frage ist, ob ein Verschulden vorliegt (weil die Stellen nicht neu ausgeschrieben wurden).
Liebe Grüße
NB
von
Nicola Bader, Rechtsanwältin
am 23.09.2019
Antwort auf:
Kita kürzt Betreuung wegen Personalmangel
Rechtlich gesehen steht fie Kita im Recht, wenn sie die Betreuungszeiten kürzt, wenn kein Personal mehr da ist. Wenn bsp. nur noch TZ-Kräfte da sind, können auch nur in der Zeit die Kinder betreut werden.
- Wenn es ganz hart kommt: 1 Erzieher darf max. 5 Kinder U3 betreuen bzw. 10 Kinder ab 3 Jahre (U3 Kinder zählen immer zweimal). Somit darf ein Erzieher ab dem 6.Kind die Betreuung verweigern. Das ist Theorie, in der Praxis wird es kaum umgesetzt.
- 1 Erzieher darf max. 6 Stunden am Stück arbeiten. Danach muss eine Pause folgen und wenn es kein weiteres Personal gibt bleibt nur, dass die Kinder abgeholt werden müssen.
- 1 Erzieher für 20 Kinder und dann noch U3, das geht nicht. Lass eine Kleinigkeit passieren (Kind stürzt im Gruppenraum und hat Prellung am Arm). Die Unfallkasse wird da Ärger machen und keine Kosten übernehmen. Die Kitazulassung steht auf dem Spiel.
Die Erzieher kommen an ihre Grenzen. Sie werden sicherlich auch bei der Kitaleitung Personal anfordern. Es scheint so, als würde der AG da nichts machen. Ich gehe fest davon aus, dass sie als Eltern und auch andere Eltern bereits bei der Kitaleitung waren und das Anliegen geschildert haben. Ihr AG kennt die Situation und wird auch beim Träger vorgesprochen haben.
Der Elternbeirat (2 Elternteile pro Gruppe) sollten sich zusammen tun und gemeinsam beim Träger vorsprechen. Zeitgleich kann der Elternbeirat zur Gemeinde oder Stadt gehen und da vorsprechen, ebenso beim Jugendamt.
Immer alles schriftlich festhalten was ist, Gesprächsverlauf,..... und im besten Fall als Kopie Vorort lassen.
Eine Unterschriftenliste für mehr Personal, wo alle Elternteile unterschreiben können, kann hilfreich sein.
Hilfreich kann auch sein, wenn die Familien schriftlich festhalten was nicht gut läuft und was sie sich wünschen. Dieses sammelt der Elternbeirat, kopiert es und nimmt es mit zu den o.g. Institutionen. Der Elternbeirat sollte von all dem ein Schreiben anfertigen, welche Missstände es in der Kita gibt. Wichtig, dass sollte sachlich sein und wenn Beispiele von Kindern genannt werden, dann ohne deren Namen zu nennen, sondern bsp. 2-jähriges Kind, usw..
Ich weiß, Schriftliches von Eltern zu sammeln braucht Zeit. Das kann aber schnell gemacht werden, indem dieser einen Brief schreibt und bsp. als Abgabedatum 3 Tage später nimmt. Ich denke, dass alle Eltern Interesse an Hilfe und Lösung haben, und welche das wirklich wollen unterschreiben auch und geben auch eine eigene Stellungsnahme dazu ab.
Wie es mit dem AG läuft bzgl. Kind früher abholen müssen, Arbeitsstunden deshalb. nicht ableisten zu können,....., das weiß ich nicht.
von
Ani123
am 20.09.2019, 17:14