Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Darmspiegelung während der Stillzeit

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: Darmspiegelung während der Stillzeit

Nole

Beitrag melden

Sehr geehrter Dr. Paulus, meine Frau soll 4 Monate nach Entbindung eine Darmspiegelung durchführen, da bei einer Stuhlprobe Blut gefunden wurde.  Der behandelnde Gastroenterologe ist der Meinung, dass man bis nach dem Stillen damit warten könnte, da das Stillen für eine nicht unerhebliche Zeit pausiert werden müsste. Nach meiner Recherche ist die Inzidenz, vor allem für Darm- und Brustkrebs, bei der Altersgruppe der 30-50 Jährigen in westlichen Ländern stark angestiegen und deshalb tendieren wir dazu, die Coloskopie zeitnah durchzuführen. Wie ist Ihre Meinung dazu? Die Stillpause lt. Gastroenterologe sollte mit Beginn des Abführens mit dem Medikament Eziclen starten und bis 12h nach Propofol-Narkose enden. Laut dem Beipackzettel von Eziclen sollte nach der zweiten Dosis (Einnahme 4 h vor Darmspiegelung) das Stillen für 48h pausiert werden. Mir ist nicht klar, wieso ein osmotisch wirksames Medikament so ein Problem darstellt? Sie schrieben bereits, dass die Einnahme von Macrogol das Stillen nicht beeinträchtigt. Sollte man auf Macrogol umsteigen? Wir möchten die Stillpause, trotz Aufbau von Muttermilchreserven, möglichst gering halten. Was ist Ihre Expertenmeinung dazu? Vielen Dank Vorab für Ihre Antwort.  Freundliche Grüße  Medikamente: Eziclen, Propofol Hast du besondere Belastungen: Nein Bestehen Krankheiten: Nein


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

EZICLEN ist ein osmotisch wirkendes Abführmittel. Sein Wirkmechanismus beruht in erster Linie auf dem limitierten und sättigbaren aktiven Sulfat-Transport. Durch die Sättigung des gastrointestinalen Transportmechanismus bleibt Sulfat im Darm. Über den osmotischen Effekt von nichtresorbiertem Sulfat wird Wasser im Darm zurückgehalten und letztlich der Darm gereinigt. Da keine klinischen Studien zur Anwendung in der Stillzeit vorliegen, rät der Hersteller dazu, die Muttermilch über 48 Stunden nach Anwendung von des Abführmittels zu verwerfen. Angesichts der auf den Darm beschränkten Wirkungsmechanismus erscheint diese Empfehlung jedoch sehr vorsichtig. Das osmotisch wirksame Abführmittel Macrogol wird aus dem Darmlumen nicht resorbiert. Eine Anwendung von Macrogol wäre in der Stillzeit ohne Stillpause zulässig. Propofol tritt in der Muttermilch nur in geringen Mengen auf (< 1 µg/ml). Komplikationen für den Säugling sind darunter nicht zu befürchten. Bei einer Kurznarkose wäre daher keine längere Stillpause erforderlich. Ein Intervall von 6 Stunden wäre ausreichend. Ein Aufschieben der geplanten Darmspiegelung bis nach dem Abstillen wäre nicht nötig und auch nicht sinnvoll.  


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich habe im Mai eine Darmspiegelung (wegen familiärer Darmkrebsbelastung) vor mir. Zu diesem Zeitpunkt wird meine Tochter 10 Monate alt sein und so, wie ich die Lage sehe, noch sehr, sehr oft gestillt am Tag. Jetzt frage ich mich, ob es unter den Abführmitteln welche gibt, die in der Stillzeit besser sind als andere ...

Hallo, Bei mir muss eine Darmspiegelung durchgeführt werden. Mein Sohn ist 4 Monate alt und wird voll gestillt. Ich bin unsicher ob ich das machen sollte aufgrund der ganzen Medikamente. Bis jetzt konnte ich nur das Medikament zum abführen rausfinden. Das ist ciprafleet. Leider liest man widersprüchliche Angaben ob es in der Stillzeit ok ist. Könn ...

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich wäre über eine Einschätzung ihrerseits zu folgendem kosmetischen Behandlungen in der Stillzeit sehr dankbar… Ich stille unsere jüngste Tochter (13 Monate) noch abends einmal zum Einschlafen und in der Nacht nach Bedarf (was zwischen 2 und 5 Mal variieren kann). Ich habe während meinen Schwangerschaften m ...

Hallo Dr. med. Paulus,  vielen Dank vorab für Ihre Zeit.  Folgender Sachverhalt liegt bei mir vor. In der Schwangerschaft haben plötzlich Kortisoncremes nicht mehr geholfen sondern es wurde damit schlimmer mit offenen Stellen und Juckreiz. Ich habe dann nur noch Sitzbäder gemacht das hat geholfen. Nun nach der Schwangerschaft hatte ich einen T ...

Guten Tag Herr Paulus Gibt es bereits Daten oder eine Studie vom Hersteller von Daridorexant (Quviviq) ob man dieses Medikament in der Schwangerschaft und Stillzeit einnehmen darf? Ich habe aufgrund einer Erschöpfung eine Schlafstörung entwickelt und nehme aktuell Saroten 70 mg und Quviviq 25mg zur Nacht. Mein Mann und ich haben einen weiteren ...

Sehr geehrter Dr Paulus, Ich habe einen Bandscheibenvorfall und es wird in Erwägung gezogen eine Therapie mit  PRT Spritze mit Cortison und Lokalanäthetikum . Jetzt stille ich noch und möchte Ihre Meinung dazu erfragen. Ist diese Therapie möglich während der Stillzeit oder wann dürfte ich wieder stillen nach dem applizieren der  Spritze? Oder m ...

Hallo Herr Dr. Paulus, aufgrund einer Mastitis in der Stillzeit wurde mir folgendes Antibiotikum verschrieben:  Staphylex 500mg  in folgender Dosierung : 2-2-2 für 7-10 Tage ist das unbedenklich fürs gestillte Kind? Vielen Dank

Lieber Dr. Paulus, bei uns hat sich unerwartet ein Nachzügler eingeschlichen und meine Übelkeit wird sicher bald losgehen. In meinen letzten 3 Schwangerschaften litt ich monatelang an Hyperemesis Gravidarum. Ich habe mich mit Vomex und Agyrax über Wasser gehalten.  nun stille ich allerdings mein gerade 2 Jahre altes Kleinkind noch. Nicht mehr ...

Lieber Herr Dr. Paulus, ich stille unser knapp dreijähriges Kind noch abends bis morgens (ca. 3x). Abstillen bekomme ich auf die Schnelle nicht hin, befürchte ich. Aufgrund einer akuten Blasenentzündung habe ich gestern Monurilgranulat als Einmalgabe verschrieben bekommen. Das Medikament soll ja möglichst lange in der Blase verbleiben. Leider h ...

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich habe nächste Woche einen Termin zum Allergietest ("Pricktest"), ggf. Epikutantest sowie eine Blutentnahme. Sind die beiden Testverfahren (Pricktest und Epikutantest) in der Stillzeit durchführbar oder besteht eine Gefahr zwecks Übergang von Medikamenten/Substanzen in die Muttermilch? Aktuelle stille ich noch a ...