Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Chemikalien in und vor der Schwangerschaft

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Chemikalien in und vor der Schwangerschaft

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich arbeite als Nageldesignerin auf Acrylbasis und habe somit jeden Tag mit Chemikalien zu tun. Nun wurde ich schwanger und arbeitete natürlich weiter. Vergangene Woche (ich war Anfang der 10. SSW) hat mir meine Frauenärztin mitgeteilt, daß das Herz des Ungeborenen aufgehört hat zu schlagen. Ich mache mir jetzt große Sorgen, da wir uns noch ein Kind wünschen, dass meine Arbeit mit den Chemikalien dem Kind schaden zugefügt hat. Ich habe bereits eine Allergie auf Acrylate, d. h. mein Körper reagiert schon negativ, aber es ist nicht so schlimm, dass ich nicht weiterarbeiten konnte. Ich arbeite mit Handschuhen und seit dem Tag als ich von meiner Schwangerschaft wußte, arbeitete ich auch nur noch mit Mundschutz. Trotzdem habe ich große Angst weiterzuarbeiten. Was würden Sie mir raten? Mfg Angelika Schiller


Dr. Wolfgang Paulus

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Über die reproduktionstoxikologischen Effekte von Acrylaten beim Menschen liegen nur unzureichende Angaben vor. Hemminki et al (1984) stellten bei Beschäftigten in der Plastikindustrie keinen Anstieg von Abort- oder Fehlbildungsrate fest. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung wurde in einer anderen Studie bei Arbeiterinnen in der chemischen Industrie ein Anstieg der Abortrate registriert (Hemminki et al 1980). Eine Inhalation von Acrylatdämpfen führte bei Ratten selbst in toxischen Dosen nicht zu fruchtschädigenden Effekten (Klimisch / Hellwig 1991). Acrylsäure verursachte bei den Nachkommen von Ratten nach Applikation in der Frühschwangerschaft (Tag 5,10,15) einen Anstieg von Hämangiomen und Skelettanomalien (Singh et al 1972). Methacrylate erwiesen sich bei Exposition von Hühnerembryonen (Korhonen et al 1983) und Ratten (Singh et al 1972) als embryotoxisch. Bei Ratten traten vor allem Hämangiome und Skelettfehlbildungen auf. Sofern keine Aufnahme in großem Umfang (z. B. orale Aufnahme) stattfindet, ist eine fetale Schädigung nicht zu befürchten. Natürlich sollte die Exposition in der Schwangerschaft möglichst gering gehalten werden. Vor allem ist für eine ausreichende Belüftung am Arbeitsplatz zu sorgen. Da 15 bis 20% aller Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt enden, gibt es viele mögliche Ursachen für des unerfreuliche Ereignis bei Ihnen. Der Umgang mit den genannten Chemikalien wird für das Problem eher nicht verantwortlich sein.


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