Mitglied inaktiv
Lieber Dr. Paulus, mein Mann und ich haben eine lange Zeit großer Verunsicherung hinter uns und wir hoffen, dass Sie uns nun helfen können. Ich bin heute in der 10+1 SSW (die Größe des Kindes hinkt bei den Ultraschall-Untersuchungen immer 4 Tage hinterher - also 9+5 SSW) und hatte am 06. Januar Schmierblutungen (8+1 SSW). Im Krankenhaus hat man keine weiteren Blutungen mehr festgestellt, und ich bin sicherheitshalber am Montag, 9. Jan. noch mal zu meiner FA gegangen. Die stellte eine bakterielle Infektion, eine Pilzinfektion und einen PH-Wert von 7 fest. Sie verschrieb mir zunächst 20 Tabletten Amoxicillin 1000 (3x tägl.) und Clotrimazol-Creme (für 3 Nächte). Es ist mir sehr schwer gefallen, diese Medikamente zu nehmen, weil ich große Angst habe, meine Kind dadurch zu schädigen, aber die Alternative war die drohende Fehlgeburt, sagte meine FA. Ich hatte in dieser Woche keine weiteren Blutungen mehr, aber ein leichtes Stechen und Brennen, nicht nur beim Wasserlassen. DO + FR (12. + 13. Jan.) sollte ich eine Milchsäuretablette einführen, das habe ich auch gemacht, dadurch haben sich die Stiche und das Brennen vermehrt. Am Montag, 16. Jan., war der Tag der Nachuntersuchung und im Grunde spürte ich schon, dass die Infektion noch da war. Dies wurde durch die FA bestätigt, die daraufhin relativ ratlos schien und sagte, das Amoxicillin hätte schon wirken müssen, wenn ich nur 2x tägl. eine Tablette genommen hätte. Sie schrieb mir erneut eine Packung Amoxicillin auf (gleiche Dosierung) sowie Arilin-Vaginalzäpfchen, die ich 6 Nächte lang nehmen sollte und noch ein anderes Milchsäureprodukt, das ich aber bisher noch nicht genommen habe. Zu Hause habe ich im Beipackzettel gelesen, dass Arilin in der Frühschwangerschaft gar nicht und im 2. und 3. Drittel der Schwangerschaft nur dann genommen werden soll, wenn der Arzt gar keine andere Möglichkeit mehr sieht. Wie die Risiken im einzelnen für das Kind aussehen, wurde nicht beschrieben, und so war es für mich schwer abzuschätzen, ob ich diese Zäpfchen dem Kind zumuten kann oder nicht. Ich habe mich daraufhin an ein Krankenhaus gewandt, um zu erfahren, was Arilin denn mit dem Ungeborenen im schlimmsten Falle machen würde, bekam aber keine Auskunft. Ich nahm also abends schweren Herzens dieses Zäpfchen, habe aber psychisch so darunter gelitten, dass ich kaum schlafen und am nächsten Tag kaum arbeiten konnte. Mein Mann fand derweil im Internet einen Bericht von einem Ärztekongress aus London vom 15.01.06, in dem von einer Studie mit Arilin und Schwangeren in allen Stadien die Rede war. Diese Studie wurde abgebrochen, weil 60% aller Frauen ihr Kind unter Arilin verloren haben (nicht gesagt wurde in dem Bericht, ob es sich um orale oder lokale Gaben handelte). Ich fuhr daraufhin zu meinem Apotheker, der sich sehr bemühte und mir im Anschluss an seine Recherchen sagte, er würde seiner Frau Arilin in der Schwangerschaft nicht geben, es bestehe ein Fehlgeburts- und Missbildungsrisiko. Mein nächster Gang führte mich zu meiner FA. Ich sagte ihr, ich könnte dieses Mittel nicht weiter nehmen. Daraufhin schrieb sie mir die Sobelin-Vaginalcreme auf, die ich seitdem abends nehme. Am Montag muss ich nun wieder zur Untersuchung, aber ich habe immer noch dieses Brennen im Scheidengang und spüre, dass die Infektion immer noch da ist. Ich bin nervlich derart fertig, dass ich nur noch weinen kann. Ich habe so große Angst, mein Kind zu verlieren oder zu schädigen - und ich weiß, was das heißt, denn ich unterrichte geistig behinderte Kinder. Zu Beginn der Schwangerschaft hieß es 2 Wochen lang "Verdacht auf Eileiter-Schwangerschaft (ich lag sogar damit im Krankenhaus), dann die Blutung und nun die Infektion, die niemand in den Griff bekommt und diese Mengen an Medikamenten - das ist alles schwer zu Nehmen. Ich möchte Sie heute fragen, - ob diese Medikamentenflut (und die Medikamente im einzelnen) in meinem Stadium der Schwangerschaft wirklich ungefährlich ist für das Kind - ob die einmalige Zäpfchengabe von Arilin schon zu Schäden geführt haben kann - wie gefährdet meine Schwangerschaft ist, nachdem ich nunmehr seit 2 Wochen mit einer Infektion rumrenne - ob es okay ist, dass die Ärztin noch keine Kultur angelegt hat, sondern noch versch. Medikamente "ausprobiert" - was empfielt sich zu tun, wenn Antibiotika nicht anschlagen? (Ich kenne das aus Zeiten, in denen ich noch die Pille nahm, da musste ich auch schon immer während meiner ständigen Infektionen die doppelte Menge, meist Arilin-Tabletten, nehmen... vielleicht bin ich schon ein wenig immun gegen Antibiotika...?) - ob es zu empfehlen ist, nach Abklingen der Infektion, bis ans Ende der Schwangerschaft jede Nacht Milchsäurezäpfchen einzulegen, um einer erneuten Infektion vorzubeugen - oder ob es noch andere Vorsichtsmaßnahmen gibt (Einwegwaschlappen, kein übertriebenes Waschverhalten (2x tägl.),ph-neutrales Waschgel, Toilettengänge im Stehen, tägl. Handtuchwechsel - all das mache ich längst) Ich hoffe, Sie sind nicht all zu erschlagen von meinem Roman, aber ich fürchte wirklich um den Fortbestand meiner Schwangerschaft und um die Gesundheit meines Kindes. Ich danke Ihnen sehr für die Beantwortung meiner Fragen!!! Liebe Grüße
Penicilline (z. B. Amoxicillin) und Cephalosporine sind als Antibiotika der ersten Wahl in allen Phasen der Schwangerschaft zu betrachten. Zwar liegt kein Nachweis einer Entwicklungsstörung durch Metronidazol vor, jedoch wird nach wie vor häufig die Meinung vertreten, daß die Anwendung von Metronidazol im ersten Trimenon vermieden werden sollte. Bei bakterieller Vaginose wird Metronidazol zur Vermeidung von vorzeitigen Wehen inzwischen empfohlen (Morales et al 1994). In einigen bakteriellen Testsystemen verhielt sich Metronidazol mutagen (Voogd et al 1974; Legator et al 1975). Bei über 1.300 Expositionen in der Schwangerschaft ließ sich bisher kein Zusammenhang mit einer erhöhten Fehlbildungsrate herstellen (Berget & Weber 1972; Morgan 1978; Robinson & Mirchandani 1965; Scott-Gray 1964; Sands 1966; Burtin et al 1995; Caro-Paton et al 1997). Eine retrospektive Kohortenstudien mit annähernd 1400 Schwangerschaften ergab keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung beim Menschen (Piper et al 1993). Eine Auswertung von 266 oralen Therapien im ersten Trimenon (1980-1991) zeigte ebenfalls keine Häufung von Fehlbildungen (Czeizel & Rockenbauer 1998). Die Imidazolderivate hemmen die Ergosterolbiosynthese und zerstören auf diesem Wege die Integrität der Zellwand von Pilzen. Einige Vertreter dieser Substanzklasse werden kaum resorbiert, so dass sie nur lokal eingesetzt werden. Der erprobteste Wirkstoff aus dieser Gruppe ist Clotrimazol, das häufig zur Behandlung vaginaler Mykosen eingesetzt wird. Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko durch die Anwendung von Clotrimazol in der Frühschwangerschaft ist nicht zu befürchten. Bei einer retrospektiven Auswertung von 6.564 Fehlbildungsfällen im Michigan Medicaid Register fand sich keine vermehrte vaginale Applikation von Clotrimazol (Rosa et al 1987). In dieser Untersuchung wurde bei Spontanaborten eine etwas häufigere vaginale Therapie mit Clotrimazol festgestellt. Andere Einflussgrößen wie z. B. die vorhandene Infektion kommen natürlich für die Aborte ebenfalls in Frage (Rosa et al 1987). Im humantherapeutischen Einsatz gibt es nach langjährigen Erfahrungen keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung durch das Antibiotikum Clindamycin (Sobelin). Das Michigan Medicaid Program erfasste zwischen 1985 und 1992 647 Neugeborene nach Exposition mit Clindamycin im I.Trimenon. Darunter fanden sich 31 angeborene Anomalien (4,8%), was dem üblichen Basisrisiko entspricht (Briggs et al 1999). Zusammenfassend kann man festhalten, dass durch die bisherige Medikation keinerlei Gefahren für die kindliche Entwicklung ausgehen. Sofern sich der Gebärmutterhals nicht verändert hat, sind noch keine Komplikationen durch die bisherige Infektion zu erwarten. Allerdings sollte die Scheideninfektion effizient behandelt werden, um einer Frühgeburt vorzubeugen. Eine Kultur der Scheidenflora könnte die Entscheidung bei der Auswahl eines geeigneten Präparates erleichtern. Zur Prophylaxe einer erneuten Infektion sind Präparate mit Milchsäurebakterien (z. B. Vagiflor) zur Stabilisierung der Scheidenflora zu empfehlen.
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Lieber Dr. Paulus, vielen, vielen herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort und Ihre Mühe!!! Wir sind nun deutlich beruhigter und hoffen, dass wir ab Montag mit der Milchsäure-Therapie beginnen dürfen. Nochmal herzlichen Dank! Michèle
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