Frage im Expertenforum Beziehungsprobleme an Leonie Traub:

nochmal Familienkonflikte Kinderwunsch Eltern.

Frage: nochmal Familienkonflikte Kinderwunsch Eltern.

schokofrosch

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Hallo, danke für die sehr ausführliche Antwort. Ein Gespräch mit den Geschwistern führt zu nichts. Sie fühlen sich uns überlegen, es wird ja durch die Eltern so suggeriert. Ich habe auch das Gefühl, dass sie sich als was ganz Besonderes sehen und sie nutzen Ihren Stand bei den Eltern aus. Auf emotionaler Ebene auch finanziell.  In uns wird nur noch das Schlechte gesehen. Ich bin keine Frau, wir haben den falschen Job, wir machen grundsätzlich alles falsch. Unser Dasein wird praktisch nur noch negiert. Bei den Geschwistern mit den Kindern ist es so, dass sie die "Heiligen" sind.  Da die Geschwister in allem profitieren, sehen sie auch nicht ein, irgendwas zu ändern. Da kommt man gar nicht ran. Gespräche führen ins Leere. Sie sehen uns als Neider und sich als was Besonderes.  Dabei sind sie es und die Eltern, die von ihrem Standpunkt nicht wegkommen. Es bleibt weiterhin dabei, dass wir arbeiten sollen und die anderen bekommen für alles die Lorbeeren, auch wenn sie nichts tun.  Bei Gesprächen hieß es immer wieder, dass wir uns das einbilden, das alles nicht war ist, man möchte uns den Verstand absprechen, weil man ja sonst die falsche Sichtweise mal bei sich selbst überdenken müsste.  Aufgrund der Tatsache, dass wir uns zurückgezogen haben, wird jetzt noch mehr "verrückt gespielt" und wir werden im Rest der Verwandtschaft, bei Bekannten und Nachbarn schlecht gemacht. Es ist als ob sie wie eine "Hyäne" um sich und ihre Kinder mit Enkeln kämpfen und dabei mit allen Mitteln vorgehen. Dabei haben wir gar nichts getan, außer gesagt, dass wir gesehen werden wollen und auch mal involviert werden wollen und das nicht nur zur Arbeit.  Also, man kommt nicht ran, weder an Eltern noch an Geschwister.  Auch werden unsere Sorgen (wenn es gesundheitlicher Art ist, wenn es beruflicher Art oder finanzieller Art ist, egal was) ins Lächerliche gezogen und man brüstet sich wieder mit den tollen Kindern, die ja eine Familie wuppen, und wir sind die Nichtsnutze.  Die Eltern verlangen auch, dass man die Geschwister genauso hofierend behandelt wie sie es tun. Sie sind in der Familie die "Goldstücke" und es muss wirklich alles getan werden, wie sie es wollen. Wir hatten auch das bei den Geschwistern mal angesprochen, dass es nicht so geht, und das mal mehr Gleichberechtigung herrschen sollte. Die eine Schwester hat richtig rumgezickt und ist ausfällig und schnippisch geworden. Die andere Schwester weiß, wie man die Eltern manipuliert, um uns als so schlimme unfamiliäre Menschen hinzustellen. Und das ist ja ein Einfaches, wenn man sich einem Klischee bedient.  Das ganze Familiegefüge ist aus den Fugen geraten. Wir haben deshalb auch unseren Eltern Probleme verschwiegen (gesundheitlich), denn sie würden es nicht für voll nehmen. Wir hatten es schon einmal erlebt, dass ich nach Behandlung im Krankenhaus inklusive Eingriff und Narkose am Entlassungstag wieder Arbeiten erledigen sollte, die wieder auf mich geschoben wurden, obwohl es mir da noch nicht gut ging. Die Eltern, aber auch die Geschwister hatten keine Rücksicht genommen und es kam wieder der Spruch, dass sie nicht arbeiten müssten, weil sie die Kinder haben.  Aufgrund dessen haben wir uns jetzt distanziert, weil es nicht möglich ist an alle Beteiligten ran zu kommen. Und selbst haben wir gemerkt, dass es uns schlecht geht damit. Es zieht uns emotional runter und die Enttäuschung ist mehr groß, dass so ein Verhalten aus der eigenen Familie kommt. Wären es Fremde wäre es einfacher. Diese Enttäuschung muss man irgendwie überwinden, was nicht so einfach ist.   


Leonie Traub

Leonie Traub

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Hallo Du,   dieser Nachtrag verdeutlicht nochmal, wie zugespitzt eure familiäre Situation ist. Das klingt nach einer großen Belastung.   Da ihr euch alleingelassen und abgewertet von den Eltern und den Geschwistern fühlt und auch keinen Raum habt, beispielsweise über gesundheitliche Probleme zu sprechen, ist sowohl eure Frustration als auch eure Wut nachvollziehbar. Jeder Mensch hat eine Grenze, die nicht überschritten werden darf. Es ist gut, dass ihr auf euch hört. Wenn ihr merkt, dass es euch in dem Kontakt schlecht geht, ist dies ein Zeichen, das ihr ernstnehmen solltet.  Wenn Menschen dir deine Wahrnehmung absprechen und dir immer unterstellen, dass du lügst oder es als Strategie nutzen würdest, dann ist das Verhalten gewaltvoll. Es wird Gaslighting genannt und kann dazu führen, dass die betroffenen Personen sich ohnmächtig fühlen oder sich und ihrer eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen. Die Familie reduziert euch auf reproduktive Funktionen und verweigert dich als Frau anzuerkennen. Frauen werden so primär über Mutterschaft definiert - das ist ein klassisches patriarchales Muster, das verschiedene Formen von Weiblichkeit und gesellschaftlichem Beitrag unsichtbar macht. Alternative Lebensentwürfe werden systematisch abgewertet - das ist ein gesellschaftliches Problem, nicht euer persönliches Versagen. Es ist gut, dass ihr da eine Grenze für euch setzt und erstmal auf Distanz geht, um etwas Raum zu bekommen.   Eine Trennung oder auch ein Kontaktabbruch können sich manchmal wie ein endgültiger Abschied anfühlen und auch dementsprechend eine große Trauer auslösen. Es ist auch okay, dass ihr Trauer empfindet, obwohl sie euch dauerhaft verletzen. Es sind eure Eltern und auch die Hoffnung auf eine Besserung lässt man erstmal los. Einen Umgang mit der Verletzung und Trauer zu finden, braucht Zeit und ist ein Prozess.   Es ist gut, wenn ihr erstmal für euch sorgt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie ihr Unterstützung erhalten könnt:   1. In Deutschland gibt es viele kostenfreie Anlaufstellen für Konflikte in der Familie. Dort könnt ihr hingehen und besprechen, wie es zwischen euch und eurer Familie weitergehen kann, was nächste Schritte sein können und wie ihr euch dabei am besten schützen könnt. Hier könnt ihr nach Beratungsangeboten in eurer Nähe suchen :https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/  oder https://www.profamilia.de/angebote-vor-ort  2. Auch Selbsthilfegruppen können bei Kontaktabbruch eine wichtige Unterstützung sein. Hier könnt ihr euch mit Personen austauschen, die Ähnliches erlebt haben. Ihr seid nicht allein damit. Auf der Seite von NAKOS könnt ihr nach passenden Angeboten in eurer Umgebung oder online suchen (https://www.nakos.de/adressen/datenbanksuche/ Ein Onlineangebot für Selbsthilfe bei Kontaktabbruch zu den Eltern findet ihr auch hier (https://mutterwunde.com/selbsthilfegruppe-kontaktabbruch-eltern/ Das Angebot ist allerdings mit Kosten (40 Euro) verbunden.   3. Wenn ihr besser verstehen wollt, wie es zu der verhärteten Konfliktsituation in eurer Familie kam, können auch ein paar Sitzungen systemische Therapie helfen. Dabei geht es darum, Familienbeziehungen besser zu verstehen und Probleme nicht nur in einzelnen Personen, sondern als Zusammenspiel innerhalb des familiären oder sozialen Systems zu betrachten. So können Kommunikations- und Verhaltensmuster in der Familie besser verstanden werden. Ein Ziel kann auch sein, eingefahrene Muster zu bearbeiten, alternative Handlungsmöglichkeiten auszuprobieren und perspektivisch wieder zusammen zu finden. Bei systemischer Therapie ist wichtig zu beachten, dass nicht jedes “System” erhalten werden muss. Wenn ein System auf Abwertung und Diskriminierung basiert, kann die beste Option sein, sich davon zu lösen. Ein Fokus auf die Aufarbeitung der Erfahrung und Trennung kann dann der Fokus sein.   4. Bei verhärteten Konflikten kann eine Mediation hilfreich sein. Eine Mediation ist nicht ein einzelner Termin, sondern ein längerer Prozess. In diesem Prozess kommen oft alte Verletzungen und Enttäuschungen auf. In einer Mediation werden beide Seiten gehört und bekommen Raum für ihre Perspektive. Hierfür müssen aber beide Parteien offen sein und einer Klärungssituation zustimmen. In Beziehungen mit gewaltvoller Dynamik kann es manchmal schwer umsetzbar sein, da diese häufig von Unterdrückung, Angst und Ungleichheit geprägt sind.   Wenn ihr neben den Unterstützungsangeboten das Gefühl habt, euren Familien eure Perspektiven näher bringen zu wollen, kann auch ein Brief hilfreich sein. So könnt ihr eure Erfahrung und Sichtweisen beschreiben, ohne in ein emotional aufwühlendes Gespräch gehen zu müssen.   Bleibt nicht allein damit. Konflikte mit den Eltern kennen viele Personen und es gibt viele Wege, wie mit dieser schmerzhaften Situation umgegangen werden kann.   Viele Grüße  Xenia und Leonie 


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