Frage im Expertenforum Beziehungsprobleme an Xenia Bukowsky:

Familienkonflikte

Frage: Familienkonflikte

Herbstblume71

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Guten Morgen,  ich habe Probleme mit meiner Familie. Meine Eltern sind pflegebedürftig. Vater etwas stärker wie meine Mutter. Es kommt zwar der Pflegedienst, aber dadurch ist nicht alles abgedeckt.  Und auch Fahrten zum Arzt bzw. Arztgespräche etc., ergänzend Hilfe im Haushalt...egal, was so noch anfällt, alles fällt auf mich. So mache ich am Wochenende die Wäsche, putze auch die Fenster, wasche Gardinen. Ein Großteil sind auch Arztfahrten, wo einfach jemand mit muss, weil beide das Verständnis nicht haben, was da jetzt an Untersuchungen passiert etc.  Ich habe auch Geschwister, aber keiner von ihnen hilft mir. Alle haben eine Ausrede oder sind so schwer in der Arbeit beschäftigt. Mehrfach habe ich angesprochen, ob mir jemand helfen könnte, mir auch mal was abnimmt. Es wird auf Durchzug gestellt, ich bekomme auf mein Reden keine Antwort bzw. es wird sofort, das Gespräch beendet, wenn ich damit anfange.  Ich fühle mich total überlastet, weil ich mein eigenes Päckchen zu tragen habe (bin selbst chronisch krank und stecke dadurch in einer schwierigen Phase. Leider wird darauf keine Rücksicht genommen und meine Probleme werden total klein geredet. Ich werde dann immer so hingestellt, als ob ich nur labil wäre etc. Wenn ich anspreche, dass ich schon so viel allein gemacht habe, wird sofort auch das abgesprochen. Es wäre alles nicht wahr. Es werden Tatsachen verdreht und es wird - obwohl es absolut eine Lüge ist - dann einfach behauptet, die und die Aufgaben in der Pflege hätten die anderen ja übernommen. Was nicht stimmt. Ich bin wirklich wirklich allein mit dem Problem.  Das Verhältnis hat sich jetzt weiter verschlechtert. Ich komme an keinen mehr ran. Ich darf einfach nichts sagen. Ich bin total verzweifelt, weil mich Keiner wahr nimmt. Durch mein Bitten, auf Hilfe ist es noch schlimmer geworden. Jeder scheint jetzt auf einmal so wichtig zu sein. Meine Schwester als auch mein Bruder, sind auf einmal auch ganz krank und sie haben so viel mit ihrer Arbeit zu tun und wieviel Stress sie haben.  Ich selbst werde abgewertet, weil ich weniger Stunden arbeiten gehe. Es ist eine Teilzeitstelle ich hätte doch genug Zeit. Zeitweise wird sogar meine Arbeit an und für sich abgewertet, indem man mir sagt, das wäre doch gar nicht anstrengend und es wäre ja gar keine richtige Arbeit.  Also ich komme keinen Schritt weiter, auch weil jede Kontaktmöglichkeit mir aufgrund dessen sofort abgebrochen wird. Ich fühle mich nicht wahrgenommen. Und dadurch, dass ich mich zur Wehr gesetzt habe, indem ich es auf den Tisch gebracht habe das Thema, werde ich jetzt als eine Art Prügelknabe behandelt. D.h. jeder erzählt den anderen wie schlecht ich bin, wie ich doch übertreiben würde und mir wird alles abgesprochen und ich werde eben abgewertet.  Mir geht es deshalb schon lange schlecht. Aber ich habe keine Lösung parat. Es gibt auch keinen Zugang mehr zu meinen Geschwistern. 


Xenia Bukowsky

Xenia Bukowsky

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Guten Morgen Herbstblume, vielen Dank für deine Nachricht. Es ist sehr eindeutig herauszulesen, dass es dir mit der Situation nicht gut geht. Du hast einen Job, deine pflegebedürftigen Eltern, deinen eigenen Haushalt und zusätzlich einen Konflikt mit deinen Geschwistern. All diese Aufgaben lasten auf deinen Schultern und es sehr nachvollziehbar, dass es dich erdrückt.  Du hast bereits wichtige Schritte unternommen: Du erkennst die Überlastung, benennst die Ungerechtigkeit und suchst aktiv nach Lösungen. Da du schon das Gespräch gesucht hast und es die Situation verschlechtert hat, scheint ein erneutes Gespräch ohne Unterstützung wenig aussichtsreich. So wie wir es herauslesen, können deine Eltern kein Gespräch mit deinen Geschwistern führen und da nicht für Klarheit schaffen, wie viel du leistest. Gibt es vertrauenswürdige  Personen in deinem sozialen Umfeld oder in der Familie, mit denen du sprechen kannst, die deine Situation verstehen und dir den Rücken stärken? Wenn du spürst, dass du an deine emotionalen und körperlichen Grenzen stößt, dann ist es bei einer chronischen Krankheit umso wichtiger, diese Grenze anzuerkennen und zu setzen. Wenn Menschen anderen Menschen ihre Wahrnehmung dauerhaft absprechen, dann kann es auf psychische Gewaltausübung hindeuten. Das ständige Kritisieren, Nicht-Ernstnehmen und Kleinmachen sind Mittel, die tiefe Spuren hinterlassen können. Die Erwartung, dass hauptsächlich du die Pflege übernimmst, spiegelt oft gesellschaftliche Muster wider, in denen Sorgearbeit ungleich verteilt wird. Kannst du dir vorstellen, dass du für 2-3 Wochen dokumentierst, was du leistest? So erhältst du einen Überblick über die investierte Zeit und die vielfältigen Aufgaben, die du allein erledigst. Das kann eine gute Basis für ein Gespräch mit deinen Geschwistern sein. Damit du in zukünftigen Gesprächen besser geschützt wirst, kann es hilfreich sein, wenn eine vermittelnde dritte Person hinzugezogen wird. Das kann beispielsweise eine Vertrauensperson oder ein anderes Familienmitglied sein. Diese Person kann dann ein Gespräch moderieren und dafür sorgen, dass du gehört und ernstgenommen wirst. Manchmal fahren sich bestimmte Verhaltensweisen fest, die ohne Unterstützung von außen nicht mehr aufgelöst werden können. Es gibt auch die Möglichkeit, sich Unterstützung von einer Familienberatungsstelle zu holen. Familienberatungsstellen bieten oft anonyme und kostenfreie Beratung an: https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/ Wenn du neben den Unterstützungsangeboten das Gefühl hast, deiner Familie deine Perspektiven näher bringen zu wollen, kann auch ein Brief hilfreich sein. Da kannst du beispielsweise auch klar benennen, wie viel Zeit und Kraft dich die Pflege deiner Eltern kostet. So kannst du deine Erfahrung und Sichtweisen beschreiben, ohne in ein emotional aufwühlendes Gespräch gehen zu müssen. Aus deinen Zeilen sprechen eine tiefe Erschöpfung und der berechtigte Wunsch nach Veränderung. Fühle in dich hinein, was du gerade benötigst: Ist es eine Auszeit, klare Verteilung von Verantwortungen und Zeiten oder eine Aussprache mit deinen Geschwistern. Diese Abwertung, der gewaltvolle Umgang mit dir und die Überlastung muss aufhören. Wenn du besser verstehen möchtest, wie es zu der Dynamik mit deinen Geschwistern kam, können auch ein paar Sitzungen systemische Therapie helfen. Es kann helfen, die Familiendynamik besser zu verstehen und eingefahrene Muster zu bearbeiten. Dabei ist wichtig: Nicht jedes "System" muss erhalten werden. Wenn ein System auf Abwertung basiert, kann Distanzierung die beste Option sein. Die Therapie kann dann bei der Aufarbeitung und Ablösung unterstützen. Falls du doch den Weg der Klärung mit deinen Geschwistern gehen möchtest, kann bei verhärteten Konflikten auch Mediation hilfreich sein. Dies ist ein längerer Prozess, in dem beide Seiten gehört werden und Raum für ihre Perspektive bekommen. Allerdings setzt das voraus, dass beide Seiten zur Klärung bereit sind. In Beziehungen mit gewaltvoller Dynamik – wie es bei dir scheint – ist das oft schwer umsetzbar, da diese von Unterdrückung und Ungleichheit geprägt sind. Behalte aber gerne im Hinterkopf, dass es weitere Gesprächsformate gibt, bei denen du nicht allein mit deinen Geschwistern sprechen musst. Wir hoffen, dass du zeitnah mehr Unterstützung in deiner schwierigen Lage erhältst und du wieder mehr Kraft für dich und deine Gesundheit hast. Wir wünschen dir viel Kraft auf dem Weg! Liebe Grüße Leonie und Xenia


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