Frage im Expertenforum Beziehungsprobleme an Leonie Traub:

Kleinkind in Omas Gegenwart unerträglich

Frage: Kleinkind in Omas Gegenwart unerträglich

Lionheart2023

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Guten Tag, das Verhalten meines Zweijährigen wundert mich seit einem halben Jahr sehr. Im Alltag benimmt er sich, trotz Trotzphase, immer im Rahmen. Er kennt die Regeln und Abläufe bei uns Zuhause und hält sich meist auch selbstständig daran. Wenn aber die Oma anwesend ist, beginnt er regelrecht zu spinnen, auch wenn Mama oder Papa auch dabei sind. In Omas Anwesenheit benimmt er sich absichtlich dermaßen daneben. Bei der Oma kommt er plötzlich auf die Idee, auf Schränke klettern zu wollen, den Rolladen zu bedienen, kurzum alles zu versuchen und zu machen, was Mama und Papa ihm nicht erlauben. Auch die normalen Alltagsroutinen boykottiert er dann absichtlich. Wenn es zum Beispiel essen gibt, rufe ich ihm zu dass er zum essen kommen kann und er kommt selbstständig und setzt sich auf seinen Stuhl. Nur eben nicht wenn Oma da ist. Dann bockt er, schreit er, rennt in der Küche herum und lacht. Ebenso beim abendlichen Wickeln. Wenn wir alleine sind, klettert er aufs Bett und lässt sich wickeln, alles ist mehr oder weniger harmonisch und routiniert. Wenn Oma dabei ist, wirft er sich, statt aufs Bett zu klettern, auf den Boden, heult (Krokodilstränen) und schreit und macht partout nicht das, was er sonst macht. Das Problem ist, dass Oma sein Verhalten unbewusst noch anstachelt und anfeuert. In meiner Erziehung ist es so, dass ich einmal etwas ruhig und bestimmt sage und es dann auch von ihm ausgeführt wird, wenn auch erst nach 5 Minuten. Oma kapiert das aber nicht. Sie wiederholt zehnmal meine Anweisung, er solle zum Tisch kommen, und bei jedem Zögern von ihm wird sie noch nervöser und wiederholt es nochmal. Ich sehe dann, wie er regelrecht in sich hineingrinst. Sie ist einfach nicht so konsequent mit ihm und das weiß er. Am Liebsten würde ich der Oma sagen sie soll nicht mehr kommen, da sie nicht mit ihm umzugehen weiß. Aber er mag sie sehr und sie spielt oft mit ihm. Zudem bin ich im 9. Monat schwanger und bin auf ihre "Unterstützung" angewiesen. Können Sie sich vorstellen, warum sich mein Sohn in Omas Gegenwart so bescheuert benimmt? Und was können wir tun, damit es besser wird?   Vielen Dank und freundliche Grüße 


Leonie Traub

Leonie Traub

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Hallo Du,  vielen Dank, dass du deine Frage hier stellst und dich öffnest. Es ist schön zu lesen, dass du im Alltag einen guten Umgang mit deinem zweijährigen Kind gefunden hast und das, obwohl er sich in der Trotzphase befindet. Hochschwanger sich mit einer inkonsequenten und teilweise destruktiven Oma auseinandersetzen zu müssen, ist sicher frustrierend. Schön ist aber, dass dein Kind seine Oma gerne um sich hat und sie dich auch unterstützen kann.  Du hast bereits eine starke, liebevolle Verbindung aufgebaut und das ist eine beeindruckende Leistung, die dein Vertrauen verdient. Das Verhalten ist in dem Alter recht normal. Das kennen und beklagen viele Eltern. Auseinandersetzungen mit Großeltern, die ihre eigenen Erziehungsstile und Umgangsformen durchsetzen wollen ebenso.  Du hast als Mutter das Recht und die Autorität, die Erziehungslinie zu bestimmen. Ein Gespräch mit der Oma ist nicht nur angebracht, sondern ein Akt, um für dich einzustehen. In ruhiger Umgebung kannst du ihre Unterstützung wertschätzen, aber klar aufzeigen, dass ihr Verhalten bei dem Kind nicht die gewünschten Reaktionen erzielt und auch nicht mit deinem bewährten Erziehungsstil vereinbar ist.   Du kannst dabei selbstbewusst die Rollenverteilung und deine Erwartungen benennen: Du bist die Expertin für dein Kind. Betone, was sie toll macht und was du lieber allein mit dem Kind austragen möchtest. Zeige auf, dass ihr Verhalten entgegen deiner erfolgreichen Methoden steht und dazu beiträgt, dass das Kind Grenzen immer weiter ausreizen möchte. Du darfst klare Grenzen setzen und sie bitten, diese Situationen dir zu überlassen. Du kannst auch mit der Oma gemeinsam besprechen, wie sie in solchen Situationen reagieren sollte, aber immer aus der Position heraus, dass du die Führung hast. Fordere in den Situationen ein, was du für angemessen und für dein Kind das Beste hältst.  Du bist hochschwanger und verdienst Unterstützung, die dich stärkt, nicht besorgt. Diese Sorgen sind vermeidbar, wenn die Oma anerkennt und respektiert, dass du dein Kind am besten kennst und eine bewährte Erziehung entwickelt hast. Du machst das großartig. Deine ruhige, bestimmte Art funktioniert, und du hast jedes Recht, diese zu verteidigen und einzufordern. Es ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche, wenn du für deine Überzeugungen einstehst.  Wir wünschen dir viel Kraft für anstehende Gespräche und eine schöne Zeit der Schwangerschaft!  Liebe Grüße  Leonie und Xenia  


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