Frage im Expertenforum Beziehungsprobleme an Xenia Bukowsky:

Kindername

Frage: Kindername

Kleiner Fuchs

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Hallo, liebe Frau Bukowsky. Ich hoffe, dass ich bei Ihnen richtig bin :-) Mein Mann und ich können uns nicht auf einen Namen für unseren kleinen Jungen einigen und haben uns deshalb für zwei Namen entschieden. Wir sind auch total fein damit, da wir es praktisch finden, wenn plötzlich noch andere Kinder in der Kita denselben Namen tragen...dann könnte er einfach seinen anderen Namen verwenden. Wir wollen ihm auch von Anfang an vermitteln, dass er zwei Namen hat, dennoch wollen wir keinen Rufnamen festlegen und ihn auch nicht immer mit beiden Namen ansprechen. Meine Schwester ist da jetzt ziemlich geschockt, weil sie der Ansicht ist, dass das Kind dann keine eigene Identität aufbauen kann, wenn man ihn mal mit dem einen und mal mit dem anderen Namen anspricht. Sie meint, wir würden dem Kleinen dadurch Schaden zufügen. Ich kann das ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, weil ich mehrere Menschen kenne, die zwei Namen haben und auch keine Probleme dadurch haben. Ihr Sohn hat übrigens selbst zwei Namen, jedoch wird er nur bei einem Namen gerufen. Wie sehen Sie das? Schadet es dem Kind, wenn wir ihm zwei Namen geben? Vielen Dank im Voraus!  Liebe Grüße und schönen Tag.


Xenia Bukowsky

Xenia Bukowsky

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Hallo kleiner Fuchs,  vielen Dank für deine Frage. Es klingt sehr schön, dass dein Mann und du euch einig darüber seid, wie ihr mit der Namensgebung für euer Kind umgehen wollt. Viele Personen haben zwei Vornamen und es ist durchaus üblich, dass auch der zweite Vorname als Rufname genutzt wird oder selbstgewählte Spitznamen bevorzugt werden.  Für Kinder kann es viele Vorteile haben, den Namen wechseln zu können. In ihrer Identitätsentwicklung kommen Kinder häufig an den Punkt, dass sie sich einen anderen Namen wünschen. Das kann mit verschiedenen Themen zu tun haben, die in der Entwicklung eine Rolle spielen. Zum Beispiel wenn ein anderes Kind genau so heißt, geschlechtliche Identität, Identifizierung mit Vorbildern oder das Hineinfantasieren in andere Identitäten.  Es gibt viele Mythen in unserer Gesellschaft, wie eine Familie zu sein hat oder wie Kinder aufwachsen müssen. Viele dieser Erzählungen basieren aber nicht auf einer empirischen Auseinandersetzung. Jedes Kind hat das Recht auf einen eigenen Namen und auch auf eine Identitätsbildung. In der Kinderrechtskonvention steht auch, dass jedes Kind ein Recht auf Identität und Unverwechselbarkeit hat. Anzuzweifeln ist aber, dass Kinder mit einem zweiten Namen keine Identität entwickeln können. Es ist doch schön, dass euer Kind irgendwann selbstbestimmt entscheiden kann, welcher der beiden Namen sich passender anfühlt und wie es genannt werden möchte. So sollte jedes Kind entscheiden dürfen, wie es angesprochen wird und damit ernstgenommen werden. Außerdem können Familien, Paare, adoptierte Kinder und Menschen mit neuer Geschlechtsidentität seit dem neuen Namensgesetz (2025) und dem Selbstbestimmungsgesetz endlich freier entscheiden, welchen Namen sie künftig führen möchten. Es ist also fortschrittlich, wenn wir anerkennen, dass nur die Personen selbst über ihren Namen entscheiden.  Es gibt jedoch Studien, die zeigen, dass die Namensgebung das Selbstkonzept von Kindern beeinflussen kann – sowohl negativ als auch positiv. Wenn wir unseren Namen als eine Art Visitenkarte verstehen, dann ist es aber umso mehr unsere Verantwortung, dass wir uns bewusst machen, was gesellschaftliche Zuschreibungen bedeuten können und woher diese kommen. In den 2000ern gab es viele Diskussionen um Namen wie Kevin und Chantal, es gab sogar Bezeichnungen wie "Kevinismus". Dabei sind es nicht die Namen an sich, die die Identitätsbildung negativ beeinflussen können, sondern die Zuschreibungen, die meist Erwachsene damit verbinden. Diese sind häufig von klassistischen und sexistischen Ideen geprägt. Wenn ein Kind beispielsweise Isabell heißt, wird davon ausgegangen, dass das Kind gerne mit Puppen spielt. Heißt es dagegen Stefan, wird eher davon ausgegangen, dass es sich für Fußball interessiert. Die Aussage, dass der Name die Identität prägt, ist demnach auf jeden Fall in einen Kontext zu verstehen und zeigt mehr über die Gesellschaft als über das Kind.  Hast du mal deine Schwester gefragt, warum sie so vehement gegen eure Idee ist? Liegt es daran, dass das Kind mitentscheiden darf, wie es angesprochen wird? Oder liegt es gegebenenfalls daran, dass ihr die Namen nicht gefallen? Auch wenn deine Schwester aus Sorge oder Liebe zu dir so etwas sagt, darfst du sie dafür kritisieren.   Sich als Kind offen mit verschiedenen Identitäten auseinanderzusetzen und selbstbestimmt Namen wählen zu können, kann sehr hilfreich für die Entwicklung eines eigenen Selbst sein.  Ihr macht einen guten Job! Lasst euch nichts einreden.  Viele Grüße  Xenia und Leonie 


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