Frage im Expertenforum Beziehungsprobleme an Leonie Traub:

Extreme Mütterängste

Leonie Traub

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Psychologin

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Frage: Extreme Mütterängste

Lilli17

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Liebe Frau Traub, ich habe zwei Kinder im Alter von 3 Jahren und 3 Monaten. Angefangen hat alles damit, dass mein großer damals mit einem halben Jahr den RS Virus hatte. Der Virus war sehr schlimm und er war ganz fest krank. Seit dem ist er total infektanfällig und immer wieder sind die Bronchien betroffen. Mit einem Jahr hatte er dann den ersten Fieberkrampf. Inzwischen hatte er schon 5. Auf einen Fieberkrampf folgt immer ein sehr starker Infektm Er hatte dieses Jahr schon eine Mittel- und Lungenentzündung, immer wieder Bindehautentzündung und immer wieder grippale Infekte. Wir waren schon im EEG um Epilepsie auszuschließen, sind mit ihm auch beim Lungenfacharzt und inzwischen auch bei einer Homöopathin. Alle sagen mir, dass er zwar infektanfällig ist, aber das eben zur Entwicklung dazu gehöre. Eigentlich bin ich überhaupt nicht ängstlich oder mache mir immer gleich Sorgen. Aber seit der Krankheitsgeschichte von meinem Sohn stimmt irgendwas mit mir nicht. Bei jedem noch so kleinen Schnupfen usw. Mache ich mir extreme Sorgen, dass er wieder einen Fieberkrampf oder einen schlimmen Infekt bekommt. Ich bin dann völlig handlungsunfähig und paranoid. Die Sorge überträgt sich nun natürlich auch auf die kleine Schwester (3 Monate) aktuell hat sie auch einen Husten und ich mache mir schon wieder solche Sorgen und ich weiss nicht was tun. Ich habe wirklich das Gefühl, dass sich da ein psychisches Problem bei mir anbahnt. Ich Weine dann viel, bin immer angespannt und kann an nichts anderes mehr denken. Aus meinem Umfeld wird mir zugeredet, dass das ja alles nicht so schlimm ist und es Kinder gäbe mit ernstzunehmenden Krankheiten. Das weiss ich ja eigentlich auch, aber das hilft mir irgendwie kein Stück weiter. Was kann ich denn tun, dass ich wieder etwas entspannter bin? So kann es wirklich nicht weiter gehen mit mir. Danke schon Mal für Ihre Antwort  Viele Grüße 


Leonie Traub

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Liebe Lilli,  vielen Dank für deinen Beitrag!  Wir können gut nachvollziehen, wie du dich im Moment fühlst. Du hast sehr viel mit deinem ersten Kind durchgemacht in den letzten drei Jahren und auch noch ein Baby bekommen. Das ist eine extreme Belastung, die sich auch in deiner Nachricht widerspiegelt – es ist spürbar, dass es dir nicht gut geht. Es ist gut, dass du diesen Zustand ernst nimmst und dich um dich kümmern möchtest.   Dein Kind war in vielen Ausnahmesituationen - so auch du! Einen Fieberkrampf mitzuerleben, kann sehr erschreckend sein. Vielleicht bist du in diesen Situationen in eine Art Schock geraten. Es ist sehr nachvollziehbar, dass es sehr erschreckend war und du dir andauernde Sorgen machst. Manchmal können außenstehende Personen es nicht so gut nachvollziehen und deren Reaktionen können zusätzlich verletzen.  In manchen Fällen speichern sich Situationen, die sehr schockierend oder sogar lebensbedrohlich sind, in unser Gedächtnis ein. Denn in diesen Situationen können wir nicht wie normalerweise reagieren, sondern reagieren aus einer Notsituation. Uns fehlen dann Kapazitäten, um das Erlebte einzuordnen und - wie andere Erlebnisse - zu verarbeiten. Wenn wir dann in Situationen kommen, die der erschreckenden Situation ähnlich sind, können sich die im Gedächtnis gespeicherten Schocksituationen reaktivieren. Das wird auch als Flashback bezeichnet. Es fühlt sich dann für uns so an, als wären wir wieder in einer Notsituation, obwohl die eigentliche Situation eventuell nicht so ernst ist. Manche Personen beschreiben, dass sie sich dann handlungsunfähig und ohnmächtig fühlen. Auch konstante Anspannung kann eine Folge davon sein.  Für Symptome wie Handlungsunfähigkeit, andauernde Sorgen und Ängstlichkeit kann eine therapeutische Behandlung hilfreich sein. Du kannst dein*e Hausärzt*in deine Situation beschreiben und eventuell können dir dort Adressen genannt werden, an die du dich wenden kannst. Dort kannst du dich beispielsweise bezüglich einer Mutter-Kind-Kur informieren. In einer Kur können Mütter mit ihren Kindern eine Auszeit nehmen und sich ihrer Situation gezielt zuwenden. Das kann vor allem hilfreich sein, in Situationen, in denen sich Mütter hilflos fühlen. Hier findest du auch Anlaufstellen von der Caritas, in denen du dich zu dem Thema beraten lassen kannst:  https://www.caritas.de/hilfeundberatung/onlineberatung/kurberatung/   Auch eine Therapie kann entlastend sein, um das Erlebte zu besprechen und einen Umgang mit Handlungsunfähigkeit und Sorgen zu finden. Leider ist die Therapieplatzsuche zermürbend und anstrengend, weil das Gesundheitssystem an dieser Stelle unterfinanziert ist. Es ist aber wichtig, dass du einen Raum hast, in dem du Unterstützung bekommst. Unter 116 117 oder auf dieser Webseite https://www.116117.de/de/psychotherapie.php kannst du z.B. einen Termin für ein Erstgespräch für eine Psychotherapie ausmachen.  Gibt es Personen in deinem nahen Umfeld, die auf deine Kinder aufpassen können und die Situationen gemeinsam mit dir bewältigen, wenn du in ein Ohnmachtsgefühl kommst? Es ist gut, wenn du damit nicht allein bleibst!  Es gibt viele ernstzunehmende Krankheiten. Das sollte aber nicht dazu führen, dass du deine eigene Situation und Erfahrungen abwertest. Wenn du dich in der Situation nicht gut fühlst, ist es immer ok, dies auch anzuerkennen und auch nach Hilfe zu fragen.   Alles Gute für dich und deine Kinder!  Xenia und Leonie 


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