schokofrosch
Hallo, bei uns gibt es Konflikte in der Familie und Schwiegerfamilie wegen unserer Kinderlosigkeit. Der Kinderwunsch liegt bei beiden Elternpaaren von uns. Wir haben aber keinen. Es hat sich mittlerweile so reingesteigert, dass wir aus dem ganzen Familiensystem ausgeschlossen wurden. Wir werden als was "nicht Normales" gehandelt. Bei Feierlichkeiten ist die Stimmung sehr unterkühlt und distanziert. Zu uns wird auch kaum Kontakt gesucht. Während unsere Geschwister, die Kinder haben, wie eine Art "Heilige" behandelt werden: sie bekommen für alles Unterstützung, auf emotionaler Basis und auch auf finanzieller Basis. Man merkt unseren Geschwistern auch an, dass sie sich uns gegenüber "triumphierend" Verhalten. Bei Ansprache des Themas, wurde alles geleugnet, dass wir ausgegrenzt werden, es hat richtig schlimme Auseinandersetzungen gegeben, so dass es jetzt so ist, dass in meiner Familie der komplette Kontaktabbruch geschehen ist. In der Schwiegerfamilie nur noch sperrlicher Kontakt herrscht. Wir haben beklagt, dass wir nicht gesehen werden, nicht einbezogen werden und dass wir immer alle Arbeiten erledigen müssen, während die Geschwister mit Kindern mit Oma und Opa nur das Schöne machen und sie überhaupt nichts für unsere Eltern tun müssen, sie können immer Verlangen. Die Eltern sagen dann immer, dass die kinderlosen Arbeiten müssten, die anderen haben mit den Kindern zu tun. Wir kommen uns vor, wie "Strafarbeit". Nun wurde unsere Ansprache als Neid ausgelegt, dabei sind wir nicht neidisch, wir wollten einfach dabei sein und zwischen uns Geschwistern aber auch ein faires Verhalten, was Hilfe für die Eltern betrifft. Ich finde jeder kann da was dazu steuern im Rahmen der Zeit. Vielleicht hätten wir uns auch mal gewünscht, dass wir von unseren Eltern "gehört" werden, wenn wir mal was auf dem Herzen haben. Wir finden auch nicht gut, dass wir als negativ gesehen werden für unsere Entscheidung. Es ist doch jeden seine Sache, was er macht. Unsere Eltern können doch nicht verlangen, dass wir ihren "Enkelwunsch" erfüllen, tun wir dies nicht, werden wir bestraft. Ich finde das auch unempathisch, weil sich da ein Klischee bedient wird und noch nicht mal überlegt wird, ob es Gründe dafür gibt. Ich gehe davon aus, dass der Rückzug die einzige vernünftige Variante ist, damit umzugehen. Denn ich erlebe die Eltern so, dass sie sich da wirklich sehr massiv fixiert haben auf die Enkelsache. Bei den Gesprächen sind sie auch richtig hysterisch geworden, haben uns und unser Empfinden verleugnet, es abgesprochen. Wir empfinden es als intolerant und respektlos. Und unsere Geschwister werden da überhaupt nicht anders reagieren, weil sie genießen es ja, dass sie bei allem profitieren. Ich sehe da keine Zukunft drin. Warum wird da so extrem reagiert?
Hallo Du, Vielen Dank, dass du deine Frage hier stellst und dich öffnest. Es tut uns leid, dass ihr diese Ausgrenzung erfahrt und den Druck eurer Eltern und Geschwister ausgesetzt seid. Schön ist aber, dass ihr beide euch gefunden habt und beide die gleiche Vorstellung über eure Pläne der Familienplanung teilt – das ist das Wichtigste! Denn über die Frage, ob ihr Kinder bekommt oder nicht, entscheidet nur ihr beide. Es klingt nach einer sehr belastenden Situation. Es ist gut, dass ihr bereits das Gespräch gesucht habt und euch geöffnet habt, wie es euch damit geht. Gleichzeitig ist es sicher enttäuschend und verletzend, wenn diese Gespräche ins Leere führen und eure Perspektive nicht ernstgenommen wird. Ihr bekommt das Gefühl, dass eure Entscheidung abgewertet wird. Wenn sich solche Umgangsweisen verfestigt haben, dann kann das Auflösen schwierig sein. Gerade bei Themen, die die familiäre Planung betreffen, spielen oftmals viele eigene Wünsche und Vorstellungen eine Rolle, sodass es manchmal schwerfallen kann, bei diesen Punkten in eine kritische Selbstreflexion zu gehen. Anzuführen, dass ihr mehr Arbeit leisten könnt, weil ihr keine Kinder habt, ist ungerecht. Es ist immer schön, wenn sich Personen in verschiedenen Lebenslagen gegenseitig unterstützen, diese Unterstützung muss aber freiwillig kommen und sollte nie Grenzen überschreiten. Dass Paare mit Kindern gegen Paare ohne Kinder ausgespielt werden, ist auf jeden Fall nicht fair. Es zeigt deutlich, dass eure Eltern ihre eigenen Überzeugungen auf euch übertragen und dadurch ein Ungleichgewicht zwischen euch und euren Geschwistern herstellen. Viele Menschen vertreten immer noch – bewusst oder unbewusst – über Generationen weitergegebene Ideen von Familienkonzepten. Häufig werden die Erwartungen vor allem an Frauen übertragen. Geschlechterzuschreibungen, wie die hohen – kaum erfüllbaren - Anforderungen an Mütter, tragen dazu bei, dass Frauen und Männer ungleich behandelt werden. Frauen wird zugeschrieben, dass sie häusliche und familiäre Sorgearbeit leisten sollen, um “gute” Frauen zu sein. Die Idee, dass Frauen nur dann als "vollständig" und "gut" wahrgenommen werden, wenn sie Mütter sind, hat sich über Jahre immer weiter verfestigt, und führt auch dazu, dass sich Geschlechterrollen und -ungleichheiten nur schwer ändern lassen. Männer können sich so ihrer Karriere widmen und werden nicht für Hausarbeit und Erziehung verantwortlich gemacht, während es bei Frauen umgekehrt ist. Noch immer gibt es ein stereotypes Familienbild, das aus einer Ehefrau, einem Ehemann und Kindern besteht. Dabei gibt es viele Formen von Familien. Sie können auch aus zwei oder mehreren unverheirateten Personen bestehen, queere Lebensentwürfe beinhalten oder kinderlos sein. Denn Kinderwunsch ein sehr sensibles und individuelles Thema. Die Gründe, warum Personen keinen Kinderwunsch oder keine Kinder haben, können sehr unterschiedlich sein und jeder Grund ist okay. Statistiken zeigen, dass 20% der Eltern heute gegen Kinder entscheiden würden. Grund dafür können die verschiedenen Krisen der letzten Jahre wie Kriege, Pandemie und Inflation sein. Immer mehr Menschen entscheiden sich auch aus beruflichen und finanziellen Gründen für ein Leben ohne Kinder. Es ist schade, wenn sich die Elterngeneration nicht in die andere Lebensrealität ihrer Kinder hineinversetzen kann. Immer mehr Menschen in Deutschland äußern, dass sie keinen Kinderwunsch haben. In den letzten Jahren ist sowohl die Anzahl der Personen, die einen Kinderwunsch hat, als auch die Geburtenrate gesunken (https://de.statista.com/themen/10613/familienplanung/#topicOverview ) Ihr seid mit eurer Lebensplanung und Vorstellung von Familie also keinesfalls allein! Du schreibst, dass es dadurch zu einem Kontaktabbruch mit den Eltern kam. Bei verhärteten Konflikten können Pausen oder Kontaktabbrüche hilfreich sein, um die eigene Perspektive besser zu verstehen und erstmal wieder durchatmen zu können. Das bedeutet aber nicht, dass der Kontakt nicht wieder entstehen kann. Sollte der Kontakt aber nur möglich sein, wenn die Abwertung und den Druck anhält, dann überlegt euch gut, wie euch dieser Kontakt bereichert. Viele Personen entscheiden sich gegen Kontakt mit ihrer Familie, wenn diese sich zu sehr in Familienplanung oder sexuelle Lebensweisen einmischen. Diese Entscheidungen könnt nur ihr für euch treffen und das sollte niemals verhandelbar sein! Du beschreibst, dass ihr erwartet, dass eure Geschwister ähnlich wie eure Eltern reagieren werden. Zwischen Geschwistern besteht oftmals Rivalität, was Elternfürsorge angeht. Gleichzeitig seid ihr dieselbe Generation. Die Vorstellungen und Erwartungen bezüglich Kinderwunschs sind recht konservativ und sind nicht zeitgemäß. Wir denken, ein Gespräch mit euren Geschwistern könnte anders verlaufen. Vielleicht haben sie auch Freund*innen oder Bekannte in ihrem Umfeld, die sich gegen Kinder entschieden haben. Oder sie können mehr Verständnis aufbringen in ihrer Rolle als Geschwister. Neben Rivalität ist der Zusammenhalt zwischen Geschwistern häufig auch sehr groß und kann auch gut genutzt werden, um Eltern bei deren unter Druck setzenden Vorstellungen entgegenzustehen. Es kann gut sein, wenn ihr ein erneutes Gespräch mit den Geschwistern veranlasst. In einer ruhigen Umgebung mit etwas Zeit könnt ihr dann nochmal erklären, was die Situation in euch gerade auslöst und was sie durch ihre ausbleibende Haltung verursachen. Manchmal kann es auch hilfreich sein, wenn eine vermittelnde dritte Person hinzugezogen wird. Das kann beispielsweise eine Vertrauensperson oder ein anderes Familienmitglied sein. Diese Person kann dann ein Gespräch moderieren und dafür sorgen, dass ihr gehört und ernstgenommen werdet. Manchmal fahren sich bestimmte Verhaltensweisen fest, die ohne Unterstützung von außen nicht mehr aufgelöst werden können. Es gibt auch die Möglichkeit, sich Unterstützung von einer Familienberatungsstelle zu holen. Sollte der Kontaktabbruch aufrecht bleiben und ihr keinen anderen Weg seht, dann könnte eventuell eine Konfliktmediation zur Lösung beitragen. Mediationen können aber nur durchgeführt werden, wenn alle Konfliktparteien freiwillig teilnehmen und sind auch meist mit Kosten verbunden. Wir hoffen, dass ihr für euch den Weg findet, der euch glücklich macht. Steht weiterhin für euch ein und zieht klare Grenzen – kein Mensch darf euch unter Druck setzen und eure Wahrnehmung absprechen. Eure Enttäuschung und Wut sind nachvollziehbar und berechtigt. Wir wünschen euch viel Erfolg für die kommende Zeit. Liebe Grüße Leonie und Xenia
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