Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Weiß nicht mehr was noch kochen - Sohn 3J8M

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Frage: Weiß nicht mehr was noch kochen - Sohn 3J8M

svela

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Hallo, ich weiß langsam nicht mehr, was ich meinem Sohn 3J8M noch kochen soll. Er isst nur folgendes (warmes): - Kartoffelbrei - trockene Nudeln - Rührei - Pfannekuchen - trockenen Reis (wenig) - Reibekuchen mit Apfelmuß - die Möhren aus Erbsen-Möhren-Konserven Keine Würstchen, keine Pizza oder Pommes, keine Frikadellen oder Hähnchenteile - also so gut wie kein Fleisch! Höchstens mal etwas Fleischwurst. Gemüse nur als Rohkost, z.B. etwas Gurke, Karotte oder Kohlrabi. Manchmal hab ich Glück und er probiert wenigstens mal etwas anderes, aber es schmeckt ihm dann nicht, z.B. hat er letztens mal Pizza probiert. Was ich da oben aufgezählt habe ist ja auch alles ziemlich kohlehydratlastig, außer das Rührei. Joghurt/Quark isst er auch nicht, aber er trinkt Milch. Hast Du noch ein paar Ideen, was ich ihm noch an warmen Gerichten anbieten kann? Ich esse immer mit ihm zusammen Mittag und hab diese Speisen ziemlich über - und für mich allein was anderes kochen ist mir doch zu aufwändig. Manchmal mach ich eine Bolognesesoße o.ä., aber die will er meist auch nicht. Danke, svela


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo svela Kindergartenkinder sind häufig sehr wählerische Esser und haben eine sehr eingeschränkte Speisenauswahl. Als Mama ist man schnell besorgt, wenn die Kinder nicht richtig essen und die Ernährung dadurch sehr eintönig wird. Um Veränderungen zu erzielen, braucht es Zeit und Geduld. Doch mit den richtigen Tools, die ich dir gleich schildern werde, wirst du deinen Kleinen zu einem ausgewogeneren Speiseplan hinführen. Solche ganz spezifischen Vorlieben sind übrigens nicht ungewöhnlich. Auch die Erklärung für dieses Verhalten, erläutere ich dir im Verlauf des Textes. Um dir viel Stress beim Essen zu ersparen, kannst du auf die Wünsche deines Kindes* eingehen. Vorrausgesetzt, dass du dir sicher bist, dass es sich hierbei nicht um einen Machtkampf handelt. Dein Kind hat möglicherweise eine sehr ausgeprägte Neophobie. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben diese mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Ursprünglich eine gute Schutzfunktion., denn gegessen wird nur das, was man kennt, denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Und irgendwann frohlockt es, zuzugreifen. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Ab etwa dem 18.Lm schränkt sich dieser Ess-Erlebnishorizont oft drastisch ein. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen. Bis dahin wird am besten das verspeist, was die Kleinen gut kennen und mögen. Dabei sollte das Gericht schon optisch gut erkennbar sein. Die gerne gegessenen Speisen geben Sicherheit, dass das Essen einen guten Nutzen bringt, dass es gut vertragen wird und nährt. Mit einem guten Bauchgefühl können nun Erfahrungen in anderen Bereichen gesammelt werden, die Welt erkundet und erobert werden. Doch langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte trotzdem erweitern. Keine Sorge. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc. Oft dann, wenn man es nicht erwartet. Gib deinem Kind die vertrauten Speisen und erweitere spielerisch das Angebot. Meine Tochter war auch immer sehr skeptisch. Gefallen fand sie häufig an "exotischen" Dingen wie Litschis oder Physalis, Oliven, Felafel (Kichererbsenbällchen), Erbsensuppe, Couscous, etcetc. Dinge, die ich ihr nicht extra gegeben hätte, die sie aber durch Probieren querbeet, für sich entdeckte. Du brauchst nicht nur das zu kochen, was dein Kind mag. Im Gegenteil, du solltest auch Dinge anbieten, die du gerne isst. Das lohnt den Mehraufwand. Geht zusammen einkaufen, erfreut auch an der Farbenpracht der Obsttheke, esst daheim zusammen etwas, das ihr gerade gekauft habt. Kocht zusammen frische Marmelade und lass dein Kind direkt aus dem abgekühlten Topf probieren. Rede dabei ganz viel mit ihm und erkläre, was du tust. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Verschiedene LM sättigen unterschiedlich. Süsse LM sind so begehrt, weil sie nahrhaft sind. Sprich, sie liefern auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie. Eine kleine Menge kann schon satt machen. Fett hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Mahlzeit zwar klein erscheinen mag, weniger Essaufwand erfordert, aber trotzdem gut sättigt. Süßes vermittelt ein rasches Sättigungsgefühl. Pures Gemüse bspw dagegen hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, aber bringt null Sättigung. Die sekundären Pflanzenstoffe hingegen sind manchmal schwerer verdaulich. Individuell verschieden. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde. Mit viel Fett wie bspw Rahmspinat . Erbsen haben einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist fetthaltiger als ein Putenwurstbrot. Kinder müssen bis zu 10 mal etwas probieren, beovr sie es wirklich gut akzeptieren. Zum Probieren genügen oft schon mimimale Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Ein einziger Bissen reicht für den Anfang oft schon aus. Du kannst klare Regeln aufstellen. Damit lernen Kinder i.d.R. schnell umzugehen. Überleg dir, welche hilfreich sein könnten. Es sollten welche sein, die für alle Beteiligten kompromissloss durchführbar sind. Bspw: Es muss immer erst probiert werden, dann darf abgelehnt werden. Bpsw auch dass es was Süßes nur gibt, wenn vorher ordentlich gegessen wurde. Wenn das Mittagessen wirklich nicht schmeckt, dann gibt es stattdessen Alternativen wie herzhaft belegte Brote o.ä. Eine Wahlmöglichkeit sollte vorhanden sein. Habt ihr feste Zeitstrukturen und Rituale bei Tisch? Isst du selbst gerne? Kochst du kindgerechte und schmackhafte Gerichte? Pflanzt doch mal auf der Fensterbank eine Bohnenpflanze in einem kleinen Töpfchen an. Die könnt ihr bald ernten und Festessen draus machen. Da soll er doch sein Kuscheltier einladen und mit ihm die eigene Ernte verspeisen. Auch wenn es nur eine einzige Bohne ist....So kriegst du ihn dazu - Spiele helfen immer. Versuche herauszufinden, welche Speisen dein Kind in welcher Form gerne isst. * Die Wünsche deines Kindes solltest du respektieren, aber nicht zu sehr in diesem Fahrwasser mitfahren. Ermuntere dein Kind dazu, hin und wieder alles zu probieren. Einfach mit den Lippen, lecken, kosten, ausspucken, bei dir abbeißen, aus dem Topf naschen, riechen.... Nur über solche Erfahrungen kann dein Kleiner sein Auswahlrepertoire erweitern. Durch das sog. soziale Lernen (Lernen durch Beobachten und Nachahmen) wird die Neophobie am besten überwunden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder. Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Ermuntere dein Kind immer wieder dazu, mal etwas Neues zu probieren. Denn nur darüber können neue Esserfahrung gesammelt werden und neue Dinge akzeptiert werden. Doch überfordere ihn damit nicht. So kann die Auswahlpalette vergrößert und Appetit auf Neues gebildet werden. lass dein Kind, versuche ihm hin und wieder Neues schmackhaft zu machen und kontrolliere nichts. Bei guter Entwicklung hilft nur Geduld auf dass euer Kind den anderen Mitessenden nacheifert und wenn auch zögerlich, aber immerhin langsam und stetig seinen Esshorizont dadurch erweitert. Dies geschieht nicht durch Drängen, sondern durch echtes, adäquates Vorleben (selbst gerne essen) und eine entspannte und freudige Atmosphäre bei Tisch. Biete ein umfassendes Nahrungsangebot, aus dem dein Kind wählen kann. Extrawürste sollten nach Möglichkeit nur ganz selten gegeben werden, aber eine Auswahl bei Tisch ermöglicht es jedem, sein Wunschmenü zusammenzustellen. Da können Reste vom Vortag erlaubt sein, Brot oder Nudeln oder die gewohnte Salatgurke statt grünem Salat. Hilfreich ist trotzdem, Regeln aufzustellen und immer mal wieder neues zum Kosten anzubieten. Die Kontinuität im Probieren kann irgendwann eine Veränderung bewirken - zuvor weniger beliebtes wird plötzlich zur Lieblingsspeise. Kinder fordern uns Eltern immer wieder. Um dabei die Oberhand zu behalten, hilft es, Regeln aufzustellen. Damit lernt auch dein Kind bald gut umzugehen. Weitere gute Erziehungstipps gibt dir bestimmt Frau Schuster in ihrem Forum, hier bei rub. Also dann Grüße B.Neumann


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