Hallo,
meine Tochter, 1 Jahr, hat bisher nur Gläschen bekommen. Getreidebrei hab ich gekocht und Obstgläschen oder frisches Obst daruntergerührt.
Sie isst nur Obst aus dem Gläschen, und da auch nur das ganz pürierte.
Mit Stücken mag sie es nicht, obwohl sie ihr Mittagessen auch mit Stücken bekommt. Normales Obst isst sie gar nicht, auch nicht wenn ich es ganz püriere. Kann es sein, das es daran liegt, weil sie Gläschen gewohnt ist und die sehr viel süßer sind als normales Obst?
Was soll ich tun?
von
Anisia
am 09.11.2011, 23:54
Antwort auf:
Kind mag kein Obst, nur aus dem Gläschen
Hallo Anisia
dein Kind ist noch sehr jung und kennt noch nicht all zu viele essbare Sachen. Deine Kleine muss die Welt erkunden und noch so vieles kennenlernen. Tatsächlich lernen Kinder Essen dadurch, dass sie sich a) daran gewöhnen und b) sich an Vorbildern orientieren.
Ihr habt das Alter der Familienkost erreicht. Breie und Gläschenkost braucht ihr zwar theoretisch nicht mehr. Der Weg zu gewöhnlichem Essen kann dennoch manchmal ein bisschen dauern.
Du kannst auf jeden Fall darauf achten, dass ihr/du gemeinsam mit eurem Kind die Mahlzeiten einnehmt und einfache Dinge anbietet. Ein reichhaltig gedeckter Tisch mit immer ungefähr gleichbleibendem Angebot weckt die Neugier und fördert das soziale Lernen, das einen sehr großen Stellenwert in der Ernährungserziehung einnimmt.
Neue Esssitten und Rituale treten nun an Stelle althergebrachter Gewohnheiten.
Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig. Wichtig ist zunächst, dass deine Tochter überhaupt neue Dinge kennenlernt. Die Mengen sind zunächst unerheblich. Darauf kannst du dennoch langfristig aufbauen.
Gib also ruhig weiterhin den bewährten Brei und viele neue Dinge zum Kennenlernen.
Ein langsames Heranführen ist besser, als die Kinder ad hoc mitessen zu lassen. Auch wenn dein Kind zunächst scheinbar begeistert alles isst. Biete zunächst Sicherheit beim Essen. Lasst sie probieren.
Besonders gut ist Fingerfood, weil so das Essen spielerisch erlebt wird, was die Akzeptanz erhöht, Essmengen steigern kann und zusätzlich die Feinmotorik schult. Die Familienkost ist eine erste größere Liberalisierung für die Ernährung beim Baby. Der Verdauungstrakt ist schon besser in der Lage sich auf neue Lebensmittel einzustellen und zu verdauen. Auch das Schlucken größerer Partikel fällt den Babys leichter. Der Reifeprozess ist vorangeschritten und die Babys neugierig. Sie wollen selber essen, wollen am Familienleben teilhaben, wollen ihr Essen erkunden und freuen sich über neue Geschmackserlebnisse - oder finden es "bäh" - lecker wird oft trotzdem irgendwann - oft erst nach wiederholtem Probieren.
Gib ruhig weiterhin den gewohnten Brei, falls gewünscht oder gefordert, denn das vermittelt deinem Baby Sicherheit, und durch Neugier wird sich das Repertoire langsam erweitern.
Lasst euer Kind probieren. Diese Eindrücke sind wichtig. Nicht alles, was euer Kind in den Mund nimmt, wird es auch hinunterschlucken. Trotzdem erreicht ihr damit eine erste Annäherung an die Speisenvielfalt.
Fange mit neuen Obstsorten langsam und spielerisch an. Eine neue Sache pro Woche ist auch weiterhin vollkommen ausreichend. Die von großem Erfolg gekrönten Momente sind meist die, wenn etwas unerwartet geschieht, wenn du es gar nicht erwartest.
Iss selbst eine Mandarine und lass deine Kleine aus deiner Hand an einem Stückchen lutschen. Sie wird es anschauen, befühlen, zeig ihr, dass man das essen kann - mach es ihr vor - iss es selbst mit Genuss. Wenn es deiner Kleinen mundet, vielleicht erst am dritten Tag, wird sie mehr einfordern :-)
Auch bei Banane kannst du ähnlich vorgehen. Du beisst ab, sie beisst ab...
In diesem Alter noch wollen die Kleinen eigentlich alles probieren und reissen Mama oder Papa ihr Brot aus der Hand. Begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen, zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, Brot in sämtliche Einzelteile zerpflückt, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet....
Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig und steigert die Vielfalt favorisierter Speisen.
Also dann
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 11.11.2011