Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Beikost! Neustart notwendig?

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Beikost! Neustart notwendig?

Vanessa89

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Sehr geehrte Frau Neumann, Mein Sohn ist 7 1/2 Monate und wir haben mit 6 Monaten angefangen ihm Beikost anzubieten. Zunächst Nur Gemüse, dann Mit Kartoffel etc... Er ist sehr neugierig und wollte schon immer alles in den Mund nehmen, so dass ich ihm auch Gemüsesticks angeboten habe, die mal mehr und mal weniger interessant sind. Wir haben allerdings das Problem, dass ich manchmal nicht weiß ob wir alles richtig machen und oft geht es an meine Geduldsgrenzen. Er nimmt ein paar Löffel Brei, fängt dann an zu nölen oder schiebt meine Hand weg. Ich bleibe dann ruhig und biete es ihm weiter an, es dauert ein bisschen und er „schnappt“ nach dem nächsten Löffel oder möchte was trinken. Manchmal gibt man ihm etwas in die Hand weil ich das Gefühl hab er langweilt sich und schwupp schnabuliert er den ganzen Brei. Sollte ich diesen Zirkus lassen und aufhören so bald er sich ein zwei mal abgewendet hat? Beim Abendbrei (Hafer mit Pre und etwas Obstmus) ist es zum Beispiel so, dass er beim in den Stuhl setzen weint. Ich beschäftige mich zunächst mit ihm damit Ruhe einkehrt oder wenn er Brot sieht ist auch Ruhe. Nach ein zwei plöckchen wird es meist ungeduldig und er nimmt Brei. Dieses Spiel geht dann 10min,Brei,Brot, Brei... dann scheint das Sättigungsgefühl einzusetzen und man kann den Brei gar nicht schnell genug „reinschaufeln“. Ist es wirklich gut ihn quasi zum essen zu überreden? Meine Gefühle schwanken zwischen quäle ich mein Baby, muss ich was anderes anbieten und brauchen wir einen Beikost Neustart?! Bei allem hat man das Gefühl er hat noch Hunger, wenn er nämlich Satt ist presst er ganz eindeutig die Lippen aufeinander oder dreht den Kopf zur Seite und streckt einem die Arme entgegen. Ich würde mich über einen Rat sehr freuen. Lg Vanessa


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Vanessa89 du kannst dein Baby während den Mahlzeiten auch auf deinen Schoß nehmen, so dass ihr euch anschauen könnt. Du kannst deinem Baby Brei anbieten und so viel füttern, wie dein Sohn schafft. Zusätzlich kannst du breifreie Angebote machen. Gestaltet die Beikostmahlzeiten so, dass ihr beide (alle) zufrieden seid. Wenn du den Eindruck hast, dass sich dein Sohn mit Beikost doch noch nicht richtig satt und zufrieden gegessen hat, dann könntest du ihm die Möglichkeit geben anschließend noch gestillt zu werden. Als Stillmama brauchst du keine Mahlzeit zu ersetzen. Als Stillmama darfst und kannst du die Stillmahlzeiten einfach mit Beikost ergänzen. Orientiere dich an den üblichen Empfehlungen was bspw die Rezepturen und die Breitypen sowie die Empfehlungen zu geeigneten LM bei der breifreien Mehode betrifft. Hast du die bisher angebotenen Breie nach den üblichen Rezepturen zubereitet? Oder anders gefragt, hast du genügend Öl pro Portion im Brei dabei? Du kannst deinem Baby Brei oder breifrei anbieten und danach stillen. Beikost ist wichtig, weil sie der ganzheitlichen Entwicklung dient. Beikost erfüllt viele Funktionen und hat wichtige Aufgaben. Es wäre falsch, einem Baby die Beikost vorzuenthalten. Doch Beikost kann auf verschiedene Arten den Speiseplan bereichern. Es muss nicht der Weg via Brei sein. Viele Babys finden Brei gut. Sie finden es auch gut, gefüttert zu werden. Manche Babys (immer mehr sogar) finden Beikost alledings viel besser, wenn sie von Anfang an selbstbestimmt und selbständig mit ihren Händen essen dürfen. Bei der sog. self-feeding-Methode, dem sog. BLW (oder breifrei) kann dein Baby selbständig essen und selbst darüber bestimmen, was und wieviel im Mund und Magen landet. Weisst du, wie BLW funktioniert? BLW funktioniert durch ganzheiltiches Begreifen und zwar im ganz wörtlichen Sinne. Ziel und Zweck des BLW ist das ganzheitliche Erleben. Und ein entscheidender Unterschied zum Brei-Fahrplan ist - es zählt die Vielfalt und Selbstständigkeit, nicht die Essmenge. Dein Baby muss alles selbständig essen. D.h. dein Baby muss die angebotenen Speisen selbständig greifen und diese zum bzw in den Mund führen. Dein Sohn ist dabei aktiv gefordert. Beim BLW bekommt das Baby die Möglichkeit, das angebotene Essen selbständig kennenzulernen. Hier hat dein Baby die Möglichkeit, sich spielerisch und aktiv mit der angebotenen (gefahrenfrei zubereiteten) Kost, auf langsame und spielerische Art und Weise, in seinem Tempo auseinanderzusetzen um diese ausgiebig kennenzulernen. Beikost hat auch das Ziel, dass dein Baby neue Geschmackseindrücke, neue Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen lernen kann, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann. Denn Beikost ist viel mehr als nur das Ersetzen von Mumi oder Säuglingsmilch. Sie ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Es geht auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, um das Loslassen von Mama etc. Wichtig ist momentan auch hauptsächlich, dass dein Baby Beikost bekommt, um sich mit kleinen Mengen mit dieser neuen Essweise auseinanderzusetzen und um sich damit anzufreunden. Beikost schult alle Sinne und ergänzt (ergänzen - nicht ersetzen :) die Milch. Wie du die Mahlzeiten in Zukunft einleiten kannst und welche Uhrzeiten am besten passen, das müsstest du herausfinden. Zwinge dein Baby niemals zum Essen und "überrede" d.h. überliste es auch nicht. Nehmt euch ausreichend Zeit, beobachte dein Baby und nähere dich immer weiter einer gut gelingenden Weise an, so dass dein Baby freudig, in seinem Tempo essen kann. Grüße Birgit Neumann


Vanessa89

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Alle anderen Mahlzeiten wird es übrigens gestillt.


Vanessa89

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Vielen Dank für die ausführliche und sehr hilfreiche Antwort! Ja, den Brei bereite ich nach empfohlener Menge inkl. Öl zu. Wir haben zwischendurch ausprobiert ob Öl einen Unterschied macht und die Konsistenz (dünnflüssiger/ dickflüssig) zu variieren. Auch haben wir nochmal die gemüsesorten einzeln probiert um ggf. nochmal herauszufinden was er gern Bzw mehr oder weniger mag. Blw ist mir bekannt, werde darauf vielleicht nochmal den Fokus legen und mich weiter informieren. Es ist wahrscheinlich die beste Antwort gewesen, dass ich auch direkt stillen kann und keine Pause lassen muss/soll wenn es mit dem Brei noch nicht so sättigend war bzw dass die Menge, die er ist eigentlich egal ist. Das versuche ich mir nochmal ins Gedächtnis zu rufen. Können sie mir evtl noch eine Empfehlung geben wie viel g obstmus auf den Tag verteilt in Ordnung ist. Mittags als Nachtisch, abends im Milchbrei und dann irgendwann nachmittags im getreidebrei... klingt für mich nach sehr viel Süsskram...


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Vanessa89 ah, danke für deine Rüclkmeldung. Das klingt doch gut. Obstmus liefert Vitamine und Kohlenhydrate. Im Essensplan sind etwa 3 x Obst am Tag vorgesehen. Die kleine Menge von ca 2 EL Vit C-reichem Obstsaft im Mittagsbrei bspw hat die Aufgabe, die Eisenresorption aus den anderen Zutaten zu verbessern. Im abendlichen Milchbrei sorgen die ca 20g Obstmus auf 20g Flocken und 200 ml Milch für einen besseren Geschmack und Kohlenhydrate, allgemeine Nährstoffe (kann auch durch Gemüsemus ersetzt werden) . Im Nachmittagbrei ist das Obst (100g) Energieleferant und Vitamin- und Mineralstoffspender. Für dein Baby schmeckt das alles nur leicht süßlich. Der süße Geschmackseindruck bewirkt, dass dein Baby genügend isst. Es zeigt deinem Baby, dass es sich lohnt davon zu essen. Muttermilch schmeckt auch leicht süßlich. Wenn du breifrei weiter machen möchtest, kannst du auch weniger Obstmus anbieten und vermehrt auch eher herzhafte/neutrale Speisenangebote machen. Zusätzlich zur Selbstbedienung evtl babygeeignete Obststicks/Gemüsesticks. Grüße Birgit Neumann


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