Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Baby hat keine Lust auf Brei bzw "Beikostfahrplan"

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Baby hat keine Lust auf Brei bzw "Beikostfahrplan"

Schwesternherz

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Hallo ! Meine Tochter ist nun 23 Wochen alt. Seit sie ca 19 Wochen alt ist gebe ich ihr beikost, da sie offensichtliches Interesse an essen hat. Die Gemüsebreie hat sie noch vom Löffel gelutscht, aber seit Kartoffeln dazu kamen ist da keine Begeisterung mehr. Es ist mehr passives füttern, nach wenigen Löffeln wird gestreikt. Sie sitzt bei den Familienmahlzeiten im aufsatz ihres hochstuhls, da sie noch nicht so 100% stabil selbst sitzt. Sobald wir essen geht die riesen Meckerei los-sie will auf meinen Schoß. Dort ist dann nix vor ihr sicher. Jeder Bissen, jeder Schluck wird mir streitig gemacht. Egal welche Mahlzeit. Also sie hat richtig Lust auf essen und ausprobieren, aber auf keinen Fall auf Gläschen oder selbst gemachtes, lieber Stücke aus Mamas Hand, das was auf dem Tisch ist und möglichst alles probieren.... wie gehe ich damit um? Gerade was die anderen Mahlzeiten betrifft? "Normalerweise" wäre jetzt ja als nächstes der Milch Getreide brei dran, aber sie schafft nicht mal eine 190 gr mittagsportion. Nur wenige TL kann ich ihr füttern. Kann ich ihr bei jeder Mahlzeit etwas auf sie abgestimmtes reichen? Sehr weiches Gemüse zum Mittag, welches sie matschen und essen kann? Wie bekomme ich ihr dann Fleisch/Fisch bei? Was darf sie zum Frühstück/Abend haben? Beim größeren Sohn hat das echt gut geklappt mit den breien, aber sie stellt lich da echt auf die Probe.... Sonst wird sie vollgestillt(habe auch noch vor mindestens 1 jahr dazu zu stillen), noch keine Zähne, kullert fröhlich drehend durch den Raum. Aber wie um alles in der Welt stille ich ihre Lust auf "Erwachsenes" Essen so früh-babygerecht? Und noch so dass sie auch alle Nährstoffe bekommt die sie braucht? Bin ratlos... Liebe Grüße Caro


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Schwesterherz, Caro immer mehr Babys verhalten sich genau so und ähnlich wie deine Tochter. Vor allem Stillbabys finden für Brei und das Gefüttert werden weniger Begeisterung als Babys, welche an Säuglingsmilch gewohnt sind. Bestimmt hast du schon von dem inzwischen gar nicht mal mehr so neuen Konzept des baby led weaning gehört. Baby und Brei, das hat sich über Generationen als sinnvolles und gut funktionierendes Konzept für Beikost in unser aller Köpfe eingeprägt. Seit bald einem Jahrzehnt essen immer mehr Babys nun auch vermehrt breifreie Beikost. Diese Methode ist auch unter Müttern immer beliebter geworden. Bestimmt kennst auch du die Methode des BLW immerhin vom Hörensagen, oder? Ich weiß nun nicht, wie gut du dich bereits ins Thema Beikost eingelesen hast. Ein 100% beikostreifes Baby (älter 4 Monate) kann direkt mit breifreier Beikost starten. Ein Baby braucht nicht zwingend Brei. Schon gar nicht, wenn es diesen nicht gut annimmt und sich stattdessen für das Essen der Elltern interessiert. Diese drei Sätze erst einmal vorweg, um nachfolgend die Besonderheiten aufzuzeigen. Als Stillmama kannst du die Beikost nämlich sehr gelassen sehen und gestalten. Beikost kannst du wörtlich nehmen und zusätzlich zum Stillen mit deinem Baby spielerisch und frei das Abenteuer Beikost gestalten. Es ist richtig, dass Babys im Zeitfenster zwischem 5. -7- Lm Beikost erhalten sollten. In der Regel sind fast alle (gesunden) Babys in diesem Zeitfenster entwicklungsbedingt beikostreif.* Der richtige Zeitpunkt muss individuell in Abhängigkeit der individuellen Beikostreife gefunden werden. Ob man nun mit Brei oder festen (BLW-geeigneten) Speisen beginnt - das ist bei nach Bedarf gestillten Babys (auch bei Pre-Milch nach Bedarf) völlig egal und darf und sollte auch anhand der Vorliebe (d)eines Babys gewählt werden. Dein Baby zeigt eine Neugier für's self-feeding. Das ist doch anz wunderbar. Nutze dies unbedingt aus! Ansonsten sind 3 gefütterte Löffel Brei auch (schon) ganz prima. Du kannst übrigens auch beides machen: Brei geben (so viel bzw so wenig wie dein Baby pro Mahlzeit schafft) und zusätzlich die Methode des BLW anwenden. Du kannst das Thema Beikost viel entspannter betrachten und dich mit deiner Tochter über ihre Essfortschritte freuen. Bei der sog. self-feeding-Methode, dem sog. BLW, kann dein Baby gleich von Anfang an selbständig essen. Nahrungsvielfalt und Erlebnis das zählt und weniger wichtig ist (vorerst) die Essmenge. Satt wird dein Baby weiterhin durch Stillen nach Bedarf. Weisst du wie BLW funktioniert? Beim BLW erhält dein Baby die Möglichkeit, das angebotene Essen selbständig kennenzulernen. Hier hat dein Baby die Möglichkeit, sich spielerisch und aktiv mit der angebotenen (gefahrenfrei zubereiteten) Kost, auf langsame und spielerische Art und Weise, in ihrem Tempo auseinanderzusetzen und diese ausgiebig kennenzulernen. ** Hier sind noch einmal ein paar ganz allgemeine Infos zur Beikost: im Zeifenster zwischen dem 5. -7. Lm sollten (gesunde) Babys mit Beikost konfrontiert werden, auch für das Mikrobiom im Darm, auch zur Allergieprävention, u.a. . In der Regel sind die meisten Babys in diesem Zeitintervall reif für die Beikost. Da du stillst, ist dein Baby bestens ernährt und die Beikost ist einfach vorerst einfach: BEI-KOST. Neben Mumi gibst du deinem Baby die Möglichkeit eine andere Kost, eine andere Esstechnik, neue Aromen, neue Konsistenzen kennen zu lernen. Mit einem behutsamen Einstieg in die Beikost kann sich der Verdauungstrakt langsam umgewöhnen und dein Baby kann sich langsam mit der neuen Essweise anfreunden. Ziel ist es, deinem Baby zusätzlich zum Stillen neue Esseindrücke zu geben. Das angebotene Essen sollte ganz einfach sein, leicht zu kauen und zu schlucken sein. Gefahrenfrei, salzfrei, frisch und gesund. Das sog. " baby-led-weaning" ist eine Methode, die die Beikosteinführung bei nach Bedarf gestillten Babys sanft und langsam einleitet. Der Sinn ist das Fördern der Selbständigkeit. Es entsteht eine Eigendynamik, die im individuellen Prozess für den Verlauf oft nicht vorhersehbar ist. BLW ermöglicht dem Baby einen eher spielerischen Zugang zu (fester) Nahrung. Es ermöglicht eine ganzheitliche Vorgehensweise durch Berühren und Betasten der Lebensmittel. Dies geschieht mit den Händen und dem Mund. Babys können bei dieser Art der Beikost in ihrem Tempo lernen und die Menge der Beikost komplett frei bestimmen. Es gibt keine Angaben über idealerweise zuzuführende Mengen, sondern vielmehr konkrete Empfehlungen zur Beschaffenheit und/oder Zubereitungsweisen der angebotenen Lebensmittel. Bspw: BLW geeignete Lebensmittel sind weich und komplett bzw weitestgehend salzfrei. BLW-geeignete Speisen sollten, vor allem am Anfang, sehr basically sein: Gekochte Gemüsesticks, gekochte Kartoffel, ggf weiches (rohes) Obst. Zubereitung babygerechte Gemüsesticks: Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten wie Apfel, Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze in einem Topf mit etwas Wasser einfach sehr weich. Fertig ist das Fingerfood. Als Stillmama brauchst du keine Mahlzeiten zu ersetzen. Als Stillmama kannst du deinem Baby Brei füttern (wenn du dun dein Baby möchten) und immer auch ergänzend stillen. Als Stillmama kannst du die Beikost als Ergänzung zur Mumi sehen, die deinem Baby vor allem Abwechslung und Annäherung (s.o.) ermöglicht. Anders als bei mit Säuglingsmilch ernährten Babys steht bei nach Bedarf gestillten Babys nicht das Ersetzen einer Milchmahlzeit im Vordergrund, sondern das Ergänzen. Beikost hat auch das Ziel, dass dein Baby neue Geschmackseindrücke, neue Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen lernen kann, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann. Beikost ist viel mehr als nur das Ersetzen von Mumi oder Säuglingsmilch. Beikost ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Es geht auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, um das Loslassen von Mama etc. Wichtig ist momentan auch hauptsächlich eher "nur", dass dein Baby Beikost bekommt, um sich mit kleinen Mengen mit dieser neuen Essweise auseinanderzusetzen und um sich damit anzufreunden. Beikost schult alle Sinne und ergänzt (ergänzen - nicht ersetzen :) ) die Muttermilch wunderbar. Lass dein Baby feste Nahrung aber immer unbedingt alleine und selbständig entdecken. Nichts in die Hand drücken - es muss selbständig in die Hand genommen werden. Alle Nahrung muss babygeeignet und sicher sein. Erlaubt ist was gefällt und deinem Baby nicht direkt schadet - Stichwort verantwortungsbewusste Lebensmittelauswahl. BLW funktioniert ohne Fahrplan, ohne Mengenvorgaben, ohne Rezepte, Also dann Viel Spaß Grüße Birgit Neumann *mehr dazu hier: Kennst du die (3 verlässlichsten) Kriterien dafür? Ein (gesundes) Baby ist beikostreif, wenn 1. der Zungenstoßreflex weg ist. Wenn es 2. mit leichter Unterstützung sitzen kann (ausreichende Rumpfspannung hat, dadurch kann es sich selbst aufrecht halten) und wenn es 3. sehen und greifen kann, um sich Nahrung zum Mund zu führen (Stichwort Motorik, Auge-Hand-Mund-Koordination). siehe auch hier: https://www.rund-ums-baby.de/ernaehrung/erster_brei.htm und sieh einmal noch hier: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/Essen-unter-1-on-top_47707.htm **siehe auch hier: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/Darf-man-alles-probieren-lassen_47318.htm dies sind ein paar Eckpunkte, die dir ein bisschen Informationen zum Thema liefern. Schau, dass deine Tochter richtig sitzt, nimm sie ruhig auf deinen Schoß. Das ist vollkommen in Ordnung und sogar sicherer. LIes dich nun einfach nochmal richtig ein ins Thema und melde dich ggf mit konkreten Fragen wieder. *** dein Baby sollte alle angebotenen Speisen gefahrenfrei kauen und schlucken können. Die angebotenen Speisen müssen "sicher" sein - in Punktio Hygiene und Lebensmittelauswahl . keine ganzen Nüsse etc, denn an diesen Lebensmitteln können sich Babys und Kleinkinder leicht verschlucken. Nüsse sollten für Babys immer nur als Mus verwendet werden. Kerne, Saaten, Samen, grobe Körner (bspw in Broten) sind tabu. Ebenfalls heikel: kleine Beeren, ganze Weintrauben mit Kernen, Hülsenfrüchte. Diese einfach plattdrücken oder klein schneiden, ggf entkernen. Keine rohen Wurzelgemüse oder harten Obstsorten in Stücken, da zu hart. Diese einfach musen, fein reiben oder raspeln bzw garen (z.b. Apfel). Vorsicht bei Fisch wegen Gräten. Keine Salatblätter, keine kleine runden LM. Verwende möglichst viele Nahrungsbasics! Ungewürzt und einfach.


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