Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Verunsicherung nach Ultraschall

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Verunsicherung nach Ultraschall

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Liebe Frau Höfel, ich bin durch die Ergebnisse einer Feindiagnostik-Untersuchung in der 23. SSW stark verunsichert und würde mich freuen, wenn Sie mir hierzu eine Einschätzung geben könnten. Die Messwerte des Kindes liegen alle im unteren, tw. im untersten Normbereich (5. Perzentile). Abweichend hiervon liegt jedoch die Länge des Oberschenkelknochens mit nur 33 mm noch leicht unterhalb dessen. Ansonsten wurden bei der sehr aufwendigen Untersuchung (Pränatalzentrum) keine Auffälligkeiten/Besonderheiten festgestellt. Mir wurde jedoch mitgeteilt, dass das kurze Beinchen auf ein Down-Syndrom hindeuten würde, hinter der Zartheit des Kindes könne aber auch eine Virusinfektion (z.B. Zytomegalie)oder eine chronische Plazentainsuffizienz vorliegen. Wirkliche Behandlungsmöglichkeiten bestehen offenbar in keinem Fall. Weiterführende Untersuchungen will ich nicht machen lassen, da sie für mich keine Konsequenz hätten und ich das Kind auf keine Fall gefährden will. Ich bin jedoch sehr beunruhigt und frage mich, ob solche Messergebnisse in jedem Falle Krankheitswert besitzen? Kann sich dies evtl. noch verwachsen? Was soll ich ihrer Meinung nach tun? Vielen Dank und viele Grüße JJG


Martina Höfel

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Liebe JJG, ich habe zum Posting von Bonniebee fast gar nichts mehr hinzuzufügen. Während einer Fortbildung sagte ein Professor einmal: wer gesund ist, ist nicht oft genug untersucht! Und das ist im Moment auch unser Problem: wir untersuchen soviel und finden mit den neuen und immer besseren Geräten auch jede Menge. Aber es gibt noch nicht genug Erfahrenswerte, ob oder ob es nicht okay ist! Und wir können auch das meiste nicht ändern! In DEutschland fahren wir zur Zeit einen verrückten Kurs! Der Arzt muß Sie auf die Möglichkeit einer Fruchtwasseruntersuchung hinweisen, denn in Deutschland läuft ein Arzt Gefahr zu Kindesunterhalt verurteilt zu werden, wenn er eine Behinderung nicht erkennt! Er muß Sie aber auch über Risiken und Therapiemöglichkeiten aufklären! Jetzt ist es mit der Pränataldiagnostik aber so eine Sache: es gibt 4000 Erkrankungen, aber nur ein Bruchteil davon kann erkannt werden. Dieser Bruchteil kann nur mit einer Amniozentese eindeutig erkannt werden (z.B. das Down-Syndrom). Dazu müßten Sie eine Fruchtwasserpunktion machen lassen. Dabei besteht ein 2%iges Fehlgeburtsrisiko. Wenn Sie sagen: wir nehmen das Kind eh so wie es ist, dann erübrigt sich eine weitere Untersuchung! Wenn Sie sagen: wir können kein behindertes Kind nehmen, dann müssen Sie eine Fruchtwasseruntersuchung durchführen lassen. Das Problem der Pränaltaldiagnostik ist, dass sie viel feststellen kann, aber keine Heilungsmöglichkeiten bietet! Und mit der Konsequenz und den weiterführenden Entscheidungen sind die Paare ganz alleine! Liebe Grüße Martina Höfel


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Hallo JJG, bin natürlich nicht die Fachfrau, wollte Dich aber ein bissel trösten. Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Feindiagnostik oft eher beunruhigt als beruhigt. Ich habe die auch machen lassen (bin über 35). Vorher denkt man, die Untersuchung ist bestimmt schön, man kann ja sein Kind sehen usw. Aber hinterher ist einem klar, dass ein Arzt, der extrem genau guckt, eben oft auch etwas findet. Bei mir war dies auch der Fall: Die Plazenta wies an einer Stelle eine Strukturveränderung auf. Der Spezialist machte ein bedenkliches Gesicht und sagte, ich sollte das beobachten lassen. Auch wurde mein Sohn anfangs (nicht bei diesem US) fast zwei Wochen zurück datiert, weil er angeblich zu klein sei. Ich erschrak, denn ich wusste genau, wann mein Eisprung gewesen war und wie alt die Schwangerschaft war. Es war aber alles Unsinn: Mein Sohn wurde termingerecht geboren, und zwar mit 4400 g und riesigen Ausmaßen ;-) Wer so genau sucht, findet eben meist auch etwas, irgenwelche Abweichungen oder Auffälligkeiten. Ich denke, das gilt auch bei Dir. Gerade in der zweiten SS-Hälfte kommen individuelle und vererbte Unterschiede stark zum Tragen. So kommt es ja auch, dass ein Baby mit 2800 g, und das andere mit 4500 g geboren wird, und beide sind absolut normal entwickelt und völlig reif. Dein Kind ist (im Moment) ein zierliches Kind. Mehr ist dazu nicht sagen. Sicher gibt es dafür manchmal einen krankhaften Grund, meistens aber sicher nicht. Wenn man Kinder hat, wird man noch oft von den Ärzten verunsichert, das wird Dir noch öfter so gehen. Mein Sohn z.B. hatte mit einem Jahr einen sehr großen Kopf für sein Alter. Unsere Kinderärztin guckte bei den U-Untersuchungen zunehmend ängstlicher und murmelte nach jeder Umfang-Messung etwas von "Hydrocephalus" (Hirnwasser-Abflussstörung). Mein Sohn fiel schließlich komplett und arg steil aus der Normkurve heraus. Wir wurden zum Spezialisten geschickt. Der ist sehr gut und in der Region eine Koriphäe, aber dabei gleichzeitig zum Glück sehr bescheiden und lustig. Er sagte schon als wir herein kamen: "Oje, schon wieder so eine arme Mutter, der die Angst aus den Augen springt, weil ein Arzt sie verrückt gemacht hat...". Dann guckte er bei meinem Sohn sehr gründlich nach (Schädel-Feinultraschall) und sagte: "Jaja, die Deutschen lieben halt ihre Messdaten und Messkurven und Statistiken. Aber die Wahrheit ist, dass die aller-, allermeisten Abweichungen, auch die starken, keinen krankhaften Hintergrund haben." Trotzdem sei es natürlich gut, nachzugucken, aber seine Kollegen würden es meist versäumen, darauf hinzuweisen, dass 99 Prozent der Abweichungen einfach rein gar nichts bedeuten. Langer Rede kurzer Sinn: Natürlich gibt es nie eine Garantie. Und es ist sicher nicht schlecht, regelmäßig nachgucken zu lassen, ob Dein Kind noch gut versorgt ist, damit es ggf. früher geholt werden kann. Dennoch würde ich davon ausgehen, dass das Ganze keine schlimme Ursache hat. Ich könnte hier noch mindestens zehn ähnliche Geschichten aus dem Freundeskreis erzählen, wo die Mütter völlig fertig waren, weil man ihnen angedeutet hat, ihr Kind werde vermutlich behindert sein - und nix davon stimmte! Liebe Grüße, Bonnie-B


Mitglied inaktiv

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Liebe Bonniebee, vielen Dank für das freundliche und ausführliche Schreiben - es tut wirklich richtig gut, mal ein paar beruhigende Worte zu hören!! Viele Grüße JJG


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