Liebe Frau Höfel,
vor genau 3 Jahren hatte ich beim 1.Kind Notkaiserschnitt. Nach Blasensprung zu Hause wurde ich liegend transportiert. Innerhalb von 10Stunden war ich komplett offen, alles ist natürlich von selbst ohne Wehencoctail oder sonstigen Medikamenten gelaufen. Dann kam Austreibungsphase und da ging nichts mehr. Nach 2-3 Stunden trotz verschiedenen Positionwechsel konnte sich mein Sohn nicht richtig einstellen. In meinen Dokumnten steht: geb. Hinderniss durch Einstellungsanomalie, path CTG Geburtstillstand.
Ich hatte eine tiefliegende HW Plazenta, die sich gerade so zur Ende der SS hochgezogen hat, dass ich vaginale Geburt versuchen konnte. Und das Kind war in hoher Geradestand, also nicht mit Kopf fest im Becken vor dem Blasensprung (wenn ich es richtig verstehe).
Meine 2 Fragen: kann die Tatsache, dass das Kind nicht fest im Becken war, die Ursache sein, dass er sich nicht richtig einstellen konnte? Ich war die ganze Eröffnungsphase liegend, niemand hat mich ermutigt zu laufen, stehen, Becken kreisen o.ä. Konnte diese Tatsache zur Notsectio beitragen? Wäre es anders, wenn ich mich aktiv bewegen hätte?
Frage 2: konnte auch eine tiefliegende HW Plazenta dazu beitragen? Kann es sein, dass das Kind weniger Platz hat zum drehen/einstellen, als wenn die Plazenta irgendwo oben in der Gebärmutter wäre?
Ich bin in 37ssw mit 2.Kind und beide diese Faktoren sind wieder die gleichen, wie beim 1.Kind. Also tiefliegende HW Plazenta (aber berührt mumu nicht, kann vaginal versuchen) und Kind nicht fest im Becken. Und ich habe einfach nur Bedenken, dass sich alles wiederholt...
Wie ist Ihre Meinung dazu?
Vielen lieben Dank.
von
VeKi
am 19.02.2021, 13:46
Antwort auf:
Ursachen von Sectio - wird sich wiederholen?
Liebe VeKi,
die Placenta spielt keine Rolle.
Viel wichtiger: wo ist der Rücken des Kindes?
Der Beckeneingang der Frau ist queroval. Der Kopf des Kindes auch. Also gibt es eine Formübereinstimmung und das Kind kann (mit Rücken rechts oder links zur Seite der Mutter) ins Becken eintreten.
Steht der kindliche Kopf aber um 90° gedreht darüber (Rücken Richtung Bauchnabel oder Rücken der Mutter), paßt er nicht rein. Beckeneingang und Kopf stehen also formmäßig über Kreuz!
Ändert sich die Lage des Kindes nicht, bis MM vollständig und Fruchtblase gesprungen, dann spricht man von einem hohen Geradstand. Dieser ist geburtsunmöglich!
Das ist der extremste Fall. Wenn der Kopf also in irgendeiner Weise schräg bis gerade über Beckeneingang steht, dann kann er nicht eintreten!
Manchmal funktioniert es auch nicht, weil der Abstand von Symphyse zu Promontorium (am weitesten ins Becken einspringende Stelle der Wirbelsäule) zu eng ist.
Wenn der Kopf ins Becken eingetreten ist, muß er (bzw. das Kind) seinen Rücken (und damit den Kopf) von der Seite der Mutter Richtung Mutters Bauchnabel drehen, da das Kind den längsovalen Beckenausgang sonst nicht passieren kann. Bleibt diese Drehung aus, geht es wieder nicht weiter.
Es gibt ein paar dieser Stolperfallen im Becken für das Kind. Durch Lagerung kann man die Kinder meist "überreden", sich richtig ins Becken einzustellen. Das Kind folgt dabei dem Weg des geringsten Widerstandes.
Allerdings haben alle meine Beschreibungen eins gemeinsam: sie haben in der 36. SSW keinerlei Aussagekraft!
Bleiben Sie entspannt. Manchmal rutscht der Kopf einfach erst nach Blasensprung ins Becken. Da der Kopf noch nicht fest ist, hat eine "Diagnose" gar keine Bedeutung. Das KInd wird sich unter Wehen drehen um in das Becken einzutreten.
Machen Sie immer wieder Übungen, die Ihr Kind animieren sich nochmal etwas anders hinzulegen.
Die tiefe Knie-Ellbogenlage gehen (Beine körperweit auseinander, kein Hohlkreuz, Kopf auf die Unterarme legen) kann unterstützen.
Auf allen Vieren durch die Wohnung krabbeln.
Zeitung lesen am Tisch mit einem hochgestellten Bein (jedes Mal ein anderes).
Auf dem Sofa nicht nach hinten gestreckt sitzen.
In Ruhe abwarten.
Stellen Sie sich in der Klinik vor. Bereiten Siealles (Papiere, Einwilligung) für eine Sectio vor. Wenn Sie spontan gebären, dann war es ein unnötiger Besuch in der Klinik.
Sollte sich herausstellen, dass das Kind bei Muttermund vollständig keine Anstalten macht ins Becken einzutreten, können Sie in aller Ruhe in den OP fahren, da alles bereit ist.
Und das ist ein völlig anderesGefühl als mit Tatütata.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 19.02.2021