tonetaballaci
Liebe Frau Höfel, ich habe ein Babie mit besonderen Bedürfnissen. So empfinde ich das. Von Anfang an wollte meine Tochter nur getragen werden, hatte ein großes Bedürfnis nach Nähe und Stillen. Einen Lutschi verweigerte sie. Sie war auch oft müde und konnte einfach nicht einschlafen, Stillen half natürlich. Insgesamt war es unmöglich, dass sie je jemand anderer nehmen konnte.(was mich anfangs nicht so gestört hat, denn ich bin kein Fan von diesem Baby rumreichen) Sie konnte nur im Tragen schlafen oder in der Federwiege. Der Schlaf musste überwacht werden meinerseits, sonst wäre sie sofort wach geworden, wenn ich sie hingelegt hätte oder aufgehört hätte zu wippen. Das alles ist natürlich ein Grundbedürfnis. Und wir haben ihr das auch geben wollen, jedes Kind braucht das anders, und so intensiv kannte wir das nicht. Alles habe ich hinten angestellt. Haushalt ging natürlich nur minimal. Ich verwende eine Trage, damit kann ich aufwischen, Fenster putzen, kochen. Anders wäre es unmöglich. Nur sie ist unser drittes Kind, auch die beiden Größern mussten zurückstecken. Sie hatten intensive Zeit mit Papa und Oma, aber die Mama war einfach immer beschäftigt, ich konnte ja meine Kleine nie ablegen, weil sie sofort weinte. Nachts brauchte sie diese Nähe natürlich auch, ich habe mich daran gewöhnt, dass sie ganz eng an mich liegt. Mein Tage endete oft wenn sie um halb 7 schlafen geht. Ich habe jetzt oft gelesen, das ist eine Phase und wird besser. Nun ist meine Tochter aber 11 Monate alt und es ist nicht wesentlich besser geworden. Ich habe oft den Rat bekommen, ich solle sie mal schreien lassen, wenn ich sie ins Gitterbett setze. Das möchte ich nicht. Es lässt sich natürlich ab und an gar nicht vermeiden, denn ich habe noch 2 Kinder und bin tagsüber ja alleine mit ihnen und brauchen oft mal beide Hände für die Großen. Aber wirklich Zeit für ein Spiel das geht neben ihr einfach nicht. Und dadruch dass sie nie alleine schläft, haben wir auch dieses Stündchen nicht für einander (ganz zu schweigen für mich) Einige Freunde sagen ich hätte sie verwöhnt mit dem ständigen Tragen und soll sie ablegen auch wenn sie protestiert. Aber sie ist nicht mein erstes Kind und ich denke nicht, dass ich es anders gemacht habe, sie wollte einfach mehr Nähe. Und von Protestieren red ich nicht, das würde ich aushalten, es ist ein herzzerreissendes Weinen und Schreien mit Tränen, von dem sie sich kaum beruhigen lässt. Dadurch dass sie immer geschrieen hat, wenn sie jemand anderes nehmen wollte, ist es jetzt natürlich auch schwierig mit Papa und Oma, die sie eigentlich nur nehmen dürfen, wenn ich daneben bin. Wenn ich den Raum verlasse, schreit sie. Mir tut das schrecklich leid für meinen Partner, dass unser Kind, ihn so ablehnt. Es ist einfach jetzt so weit gekommen, dass ich nicht mehr kann. Es tut mir wirklich leid, es ist klar, ein Baby zu haben, bedeutet, dass es immer rund um einen ist. Aber sie gibt sich nicht zufrieden, wenn sie neben mir sitzt. Es muss immer auf mir, ganz nahe sein. Und diese Nähe, 24 Stunden lang, das ist einfach sehr anstrengend. Mir tut es so leid um meine beiden großen Kinder, für die ich nicht mehr so da sein kann, wie ich möchte (sie laufen einfach neben mit). Ich frage mich ob etwas nicht stimmt mit ihr. Ich habe immer gehofft, wenn sie mobiler wird, das sie etwas von mir ablässt und einige Zentimeter zwischen uns lässt. Ich frage mich was ihr helfen könnte. Cranio haben wir schon gemacht, damit sie nicht soviel schreit (das hat sie die ersten 6 Monate immer gemacht, wenn sie müde war, weil sie nicht alleine einschlafen konnte). Cranio hat gegen das Schreien geholfen, einschlafen kann sie nicht ohne stillen. Was könnte der Grund sein für ihr unstillbares Nähebedürfnis? Was könnte uns helfen? Liebe Grüße
Liebe tonetaballaci, bei sehr Nähe bedürftigen Kindern hilft nur Nähe und Geduld, Nähe und Geduld und Nähe und Geduld! Irgendwann wird auch Ihr Kind sich der Welt zuwenden und Abstand zulassen. Sie haben mit der Trage und dem Stillen diese Nähe geschaffen und das ist gut so! Ja, natürlich – mit viel Brüllen hätte Ihr Kind auch irgendwann akzeptiert, dass niemand mehr kommt wenn geweint wird. Aber das hätte nichts mit Verstehen, sondern nur mit Frust für Kind und Eltern zu tun. Geben Sie dem Schatz noch ein paar Wochen/ ein paar Monate Zeit. Kinder lernen erst im zweiten Lebensjahr den Sinn von Worten und Sätzen. D.h. mit 18 Monaten kann man langsam eine „Entwöhnungskur“ starten – wenn das Kind sich bis dahin nicht selber auf Abstand begibt. Ich weiß nicht, wie alt Ihre anderen beiden Kinder sind. Je kleiner, je mehr und je schneller haben Sie sich an die neue Situation gewöhnt und vermissen vielleicht weniger als Sie denken. Außerdem ist Papa ja auch noch da – und Oma und Opa. Liebe Grüße Martina Höfel