Hallo,
im Januar kam meine erste Tochter nach einer Einleitung bei ET+10 zur Welt. Ich bin gut gelaunt und motiviert zur Einleitung gegangen. Ich habe mich in meinem Krankenhaus stets gut aufgehoben gefühlt und auch mit allen Hebammen die ich bis dato traf (und ich traf einige um die Feiertage) habe ich mich bestens verstanden.
Um 15 Uhr bekam ich meine zweite Dosis Tabletten. Ich hatte bereits Wehen die dadurch prompt stärker wurden, sodass ich schnell in den Kreißsaal geschickt wurde. Dort wurde mir ein CTG verpasst. Laut Hebamme sollte ich dabei unbedingt sitzen, was für mich ziemlich schwer zu ertragen war und vor allem still halten. Ich hätte mir ein ziemliches Polster "angefressen" und deswegen sei CTG schreiben bei mir probolematisch. Bis hierher war es aber nie ein Problem. So saß ich dort bis zum Ende der Geburt und sollte still halten...
Zu keiner Zeit wusste ich, in welchem Stadium der Geburt ich mich befinde, bis ich plötzlich pressen musste. Eine Ärztin kam dazu und laut Hebamme solle ich einfach mal machen. Auf meine Frage, ob den schon etwas zu sehen sei, kam nur ein "Nein.". Ich wurde flach auf den Rücken gelegt, sollte meine Beine festhalten, den Kopf auf die Brust und pressen was das zeug hält. Ohne jede Ankündigung, dass etwas nicht stimmen könnte kam eine Ärztin, schloss sich mit der Hebamme kurz und wendete nach einer kurzen Erklärung den Kristeller Handgriff mit einem Tuch an. Über die kompletten 1,5 Stunden, die ich von da an in den Presswehen lag. Durch das drücken der Ärztin konnte ich schlecht die Luft zum pressen anhalten. Ich wurde von der Hebamme immer wieder aufgedorfet, doch mal anständig die Luft anzuhalten und länger zu pressen. Ich war kurz vorm losweinen, weil ich einfach nicht konnte. zwischenzeitlich dachte ich, ich falle gleich erstickend vom Kreißbett. Durch Zufall bekam ich mit, dass sie meinem Kind etwas am Kopf befestigten, um die Herztöne zu kontrollieren.
Ich habe an die Geburt sehr viele Erinnerungen verloren, die durch Gespräche mit meinem Mann auch nur teilweise wieder kommen. Ich weiß nur, dass alles sehr lange dauerte und die Hebamme mir immer wieder zu verstehen gab, was ich nicht richtig mache. Auch mein Mann sagt, dass er keinerlei Motivation oder anfeuern mitbekommen hat. Er kam sich auch sehr hilflos vor.
Als meine Tochter geboren war, lag sie still zwischen meinen Beinen. Auf die Frage, ob es ihr gut geht, bekam ich von der Hebamme wieder keine Antwort, bis meine Tochter schrie und mir wortlos auf den Bauch gelegt wurde. Ich erinnere mich auch nicht mehr, dass sie sich veranschiedet hat. Die Hebamme nach dem Schichtwechsel war sehr freundlich zu mir. Ich wurde noch ca. 1 Stunde genäht. Ich hatte hohe Scheidenrisse, die als i-Tüpfelchen falsch genäht wurden. Demnächst muss ein Teil den Scheideneingangs wieder geöffnet werden.
Seit ihrer Geburt denke ich immer wieder an diese Szenarien. Ich konnte eine Woche nach der Geburt kaumtief einatmen und allgemein fiel mir atmen im stehen schwer. Vor einer weiteren Geburt habe ich jetzt große Angst. Erst aus dem Entlassungsbrief konnte ich herauslesen, dass die Herztöne sehr schlecht waren und wir kurz vorm Kaiserschnitt standen. Meien Tochter hatte ein riesiges Kephalhämatom. Vielleicht, weil ich unkontrolliert im falschen Moment gepresst habe? Eskommt mit eh so vor, als habe ich völlig versagt... Meine Gedanken sind immer völlig durcheinander, wenn ich das alles Revue passieren lasse. Waskann ich jetzt tun?
Danke und viele Grüße
Nadine (Kiwimaus)
von
Kiwimaus
am 22.04.2015, 18:14
Antwort auf:
Traumatische Geburt verarbeiten
Liebe Nadine,
bitte lassen Sie sich den Geburtsverlauf (nicht die Epikrise oder den Geburtsbericht) schicken.
Dann gibt es zwei Möglichkeiten. a) Sie suchen das Gespräch mit Hebamme und Ärztin oder b) Sie wenden sich an die Schwangerschaftskonfliktberatung (ja, auch nach der Entbindung!) der Diakonie, Pro Familia, Donum vitae oder dem Sozialdienst der Kath. Frauen. Dort steht geschultes Personal zur Verfügung, welches sich Zeit für Ihr Anliegen nimmt, Raum für Ihre Fragen und Ihre Gedanken schafft! Und das eröffnet manchmal völlig neue Blickwinkel.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 22.04.2015
Antwort auf:
Traumatische Geburt verarbeiten
Hallo Kiwimaus,
ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich hatte auch eine höllisch schlechte Geburt, dank einer sehr abgebrühten, abgestumpften Hebamme.
Grade beim ersten Kind weis ich nun im Nachhinein das ich in keinerlei Hinsicht genug unterstützt und aufgeklärt wurde.
Ich lag mit wahnsinns Schmerzen auf dem Kreissaalbett und die Hebamme bestimmte was ich zu tun und zu lassen habe, wie ich mich drehen und hinlegen soll und das unter größten Schmerzen, ja nahezu Todesangst !
Ich bettelte um Schmerzmittel..bekam nur unfreundlich zur Antwort das ich jetzt auch nichts mehr brauche!
Das ganze ist inzwischen 5 Jahre her. Alle Behauptungen bezüglich es sei vergessen wenn man das Kind dann auf dem Arm hat, oder man vergesse das Geburtserlebnis schnell, empfinde ich als absoluten Unsinn.
Jeden Tag werde ich mit dem Anblick meiner Tochter daran erinnert...das schlimmste Erlebnis meines bisherigen Lebens.
Aus diesem Grund haben wir wohl auch lange gehadert ob wir ein zweites Kind bekommen.
Nun ja ...einige Zeit ist nun vergangen, das zweite Kind ist inzwischen unterwegs und ich kann nur sagen das ich aufgrund der Geschehnisse nun einen "gewünschten Kaiserschnitt" bekomme.
Das Hebammen natürlich gegen so etwas sind ist mir inzwischen ziemlich egal. Mein Körper - mein Kind - meine Entscheidung.
Mit der kann ich auch bisher entspannt meine Schwangerschaft geniessen, und freue mich regelrecht auf die OP. Das diesmal Schmerzen erst nach dem Kind kommen, dessen bin ich mit nur allzu gut bewusst.
Für mich sicher kein Vergleich mit dieser höllischen vaginalen Geburtserfahrung vor 5 Jahren.
d.h. natürlich nicht das ich jeder Mutter zu diesem Schritt raten würde...das muss jeder selbst entscheiden.
Ich habe mich bewusst dafür nun entschieden und mich gründlich über Risiken usw. aufklären lassen.
Was ich eigentlich sagen will....DU bist nicht alleine damit so eine fürchterilch schlechte Geburtserfahrung verarbeiten zu müssen.
Ich glaube inzwischen das man das sowieso nie vergessen kann, man kann nur versuchen damit zu leben und umzugehen. Das Leben geht immer weiter, klar...
Ich wünsch Dir und Deiner Familie alles Liebe und Gute und das Du künftig besser damit klar kommst...
herzliche Grüße
blackangel
von
blackangel1979
am 23.04.2015, 10:31
Antwort auf:
Traumatische Geburt verarbeiten
Hallo Kiwimaus!
Deine Geburt hört sich ähnlich an, wie meine erste...
Ich fühlte mich auch sehr ausgeliefert, mir wurden keine Tipps, was ich machen könnte, musste ständig fragen, ob ich mal dies oder das probieren kann, oder Medikamente angeboten gegen meine Kotzerei. Ich hab mir 10h bei jeder Wehe die Seele aus dem Leib geko.....Irgendwann hab ich völlig entkräftet ne PDA verlangt. Und ab da konnte ich erstmals die Geburt "genießen". Und mich auch mal mit meinem Mann drauf freuen. Ich war insgesamt aber sehr ko und konnte mich auch nicht wirklich freuen, als mein Sohn endlich nach 19h (und nur 1 1/2h) nach der PDA (unter der man mir dann auch nen Wehentropf gab, weil es sowohl davor als auch danach schleppend vorangegangenen war-kein Wunder so verkrampft ich war).
Letztendlich war das sicher auch ein Puzzleteil, was bei mir so ner Wochenbettdepression geführt hat.
Kurzum: als ich dann mit meinem 2. Kind schwanger war, empfahl mir meine Therapeutin eine Schwangerenberatung in einer großen Klinik, die für uns auch gut erreichbar war.
Ich war dann 3x da und verarbeitete mit der psychologisch geschulten Gynäkologin erst die erste Geburt. Und machte ich mit ihr daraus dann nen Schlachtplan für die zweite. Denn vaginal wollte ich trotzdem wieder entbinden.
Und was soll ich sagen: ich bin selbstbewusst in die Entbindung gegangen, hab nach Vomex verlangt, als ich merkte, dass mein Körper anscheinend bei großen Schmerzen mit großer Übelkeit reagiert und hab als die Schmerzen der Wehen wieder unerträglich in den Rücken gingen, gesagt, dass ich ne PDA möchte bei entsprechendem Befund. Außerdem veratmete ich viel besser die Wehen und wurde dieses Mal zwar zurückhaltend aber sehr lieb und unterstützend betreut und fühlte mich sehr gut aufgehoben.
Ich bin sehr sehr glücklich, dass ich es noch mal vaginal probiert hab zu entbinden und auch alles so super lief. Das hat mich definitiv für die erste Geburt entschädigt :-) :-). Außerdem ging es natürlich wesentlich schneller, zwischen den ersten richtigen Wehen und der Geburt lagen nur knapp 5h.
Liebe Grüße und alles Gute! Entscheide dich beim nächsten Mal selbstbewusst für das, was dir gut tut oder was dein Bauchgefühl dir sagt. Aber nen Kaiserschnitt würde ich nur in Erwägung ziehen, falls du wirklich Angst entwickelst und dir ne vaginale Geburt auch nach Gesprächen mit geschultem Personal nicht vorstellen kannst.
von
Primelchen79
am 24.04.2015, 07:54
Antwort auf:
Traumatische Geburt verarbeiten
Versuche vor allem due Versagensängste bzw. das Gefühl versagt zu haben zu verarbeiten!!!!
Wenn hier jemand versagt hat, dann das Geburtsteam, was dich nicht dementsprechend begleitet hat!!!!!
Bei det 1. Geburt hatte ich so Szenen auch, dass ich mir völlig bekloppt vorkam, weil ich anscheinend nicht richtig atmete. Hatte dann zudem das Gefühl, dass mir auch nicht richtig gezeigt wurde, wie ich atmen soll. Der GVK war mir völlig entfallen :-), ich erinnerte mich an nix mehr.
Beim 2. Mal hatte war ich ja entspannter und atmete besser und konnte auch intuitiv bei den Presswehen richtig mitarbeiten. Allerdings auch, weil die Hebamme mich super abfeuerte und mir das Gefühl gab alles ganz toll zu machen. Wenn sie unterstützen musste, war das sehr lieb und nie schroff.
Es kommt natürlich sehr aufs Geburtsteam an, aber ich denke auch, je selbstbewusster und entspannter man in die Grburt gehen kann (bei mir durch die professionelle Begleitung vorher), desto weniger fühlt man sich ausgeliefert und kann mehr mitbestimmen. Kooperativ natürlich, ich habe mich trotzdem auf die Hebamme eingelassen und hab mit ihr gemeinsam die Geburt vollbracht :-).
von
Primelchen79
am 24.04.2015, 09:12