Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Schreien am Abend

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Schreien am Abend

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Liebe Frau Höfel, unsere Tochter ist jetzt 6 Wochen alt. Tagsüber schläft sie viel, aber abends (ab ca. 20 Uhr oder später) schreit sie sehr viel. Gestern wieder 2 Stunden am Stück, sie ist krebsrot, macht sich richtig steif und ist durch nichts zu beruhigen (weder Sch-Laute, noch sanftes Zureden oder Wiegen hilft, auch der Schnuller hilft nicht). Letztendlich ist sie auf meinem Bauch eingeschlafen, nach ca. 30 Min. versuchte ich sie in ihren Stubenwagen zu legen - ohne Erfolg - kaum lag sie, fing das Schreien von vorn an. So ist es eigentlich jeden Abend. Kaum merkt sie, dass wir uns vom Stubenwagen entfernen, schreit sie - wir gehen bestimmt 15 mal zurück zu ihr, ehe sie einschläft. Nun könnte man denken, sie braucht abends nur die Nähe zu mir - aber sie hat tagsüber ganz viel Zuwendung (Massage, Streicheln, Körperkontakt zu mir) wenn sie wach ist. Wenn sie schläft, hat sie Ruhe. Es geht bei uns insgesamt recht ruhig zu. Sie wird nach Bedarf gestillt und ist tagsüber das liebst Kind, das man sich denken kann. Wir wollen gern, dass sie nachts im Stubenwagen schläft, morgens nach der 1. Mahlzeit bleibt sie zum Kuscheln in unserem Bett. Tagsüber schläft sie ohne Probleme in ihrem Stubenwagen ein. Nun meine Fragen: 1. Sie schläft tagsüber recht viel (beim Spazierengehen, im Stubenwagen, auf meinem Bauch). Soll ich sie ggf. wachhalten, um die "Schreistunde" nach vorn zu verlegen bzw. damit sie abends schneller einschläft, weil sie sich tagsüber "ausgepowert" hat? 2. Sie wird 6 mal pro Tag gestillt (nach Bedarf). Abends schreit sie bereits 1 Std. nach dem Stillen wieder und ich habe das Gefühl, sie sucht wieder die Brust. Bisher habe ich darauf geachtet, dass zwischen jeder Stillmahlzeit 2 Std. liegen. Kann ich ihr ggf. auch eher etwas geben, wenn sie sich gar nicht beruhigt (vielleicht hat sie nur Durst)? 3. Es wäre schön, wenn Sie uns helfen könnten, dieses allabendliche Schreien etwas verringern zu können. Wir sind über jeden Tipp dankbar... Vielen Dank und viele Grüße!


Martina Höfel

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Liebe HaseundIgel, Ihr Kind ist völlig okay - Ihr KInd verarbeitet seinen Tag, auch wenn dieser anscheinend ganz ruhig verlief. (Ruhig für uns: für ein Kind in diesem Alter ist der Rasenmäher, die laute Stimme des Nachbarn, das Müllauto usw. jedesmal eine neue Erfahrung- und zwar aus dem Nichts!). Wichtig ist , dass Sie das Schreien akzeptieren lernen! Es ist die Sprache Ihres Kindes! Es kann nicht anders ausdrücken, was Ihm auf der Seele liegt! Und da ist es egal, ob es sagen will: "Mir ist warm" oder "Ich habe Dich lieb und will hier nie mehr weg!" Diese Unruhe ist für Eltern sehr schwer auszuhalten und sie tun (fast) alles für Ihr KInd! Und da liegt manchmal die Crux! Denn jede Intervention (Schnuller rein, mal auf dem Arm, mal in die Wiege oder Wippe, hier ein Spielzeug und da eine Rassel, zwischendurch Wickeln ) stört es in seiner Mitteilung: es will erzählen und darf nicht! An Ihnen ist es, DAS auszuhalten und DA zu sein! Diese Stunden heißen auch "Großmutter-Stunden", da Großmütter einfach die Ruhe haben, damit umzugehen. Kind in Wiegehaltung auf dem Arm, leise erzählend und auf-und-ab gehend. Diese Ruhe hat frau als frisch gebackene Mutter einfach noch nicht, da immer im Hintergrund das Bild des seelig lächelnden Säuglings (aus Werbung und Literatur) im Hinterkopf spukt. Und natürlich macht frau sich auch Sorgen, ob das Kind etwa krank ist. Und ob frau gar eine schlechte Mutter ist, da sie das Kind nicht zur Ruhe kriegt! Wie gesagt, Ihr Kind ist okay - halten Sie es, geben Sie ihm Sicherheit. Dazu kommt, dass KInder gar nicht alleine sein wollen (z.B. im Stubenwagen)- im Gegenteil, abends geht alles am besten im Arm von Mama oder Papa. Und schreien lassen (im Sinne von: Kind liegt im Stubenwagen und Mama schaut alle paar Minuten mal nach) geht gar nicht (aus der Sicht des Kindes)! Stellen Sie sich vor, Sie sind in Not (wollen in den Arm Ihres Mannes, weil Sie partout immernoch an den lauten Knall am Nachmittag denken müssen) und Ihr Mann sagt immer nur: bitte beruhige Dich, ich bin doch nebenan! Aber Sie wissen gar nicht was nebenan ist! Für Sie gilt: aus den Augen = weg = Verlassensein! Und verwöhnen - das ist etwas ganz anderes! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Zu 1: nein, nicht wachhalten - Sie stören nur den Schlafrhythmus Ihres KIndes. Bei Gefangenen gilt Schlafentzug in großem Maße als Folter! (Bitte nicht falsch verstehen!). Zu 2: Das abendliche Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Zu 3: Halten, tagen, halten, tragen! Liebe Grüße Martina Höfel


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