Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Pes equinovarus

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Pes equinovarus

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Liebe Hebamme, mein Sohn (35. SSW) wird mit der Fehlstellung der Beine zur Welt kommen. Was muss ich befürchten, wird er behindert sein? Muss ich Angst haben, dass diese nicht behoben werden kann? Liebe Grüße Nicole


Martina Höfel

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Liebe Nene, Pes equinovarus wird auch Klumpfuss, Fusserkrankung, Pes equinovarus congenitus, Fussdeformität, Spitzfussstellung, Fussfehlbildung genannt. Der Klumpfuss (ein häßliches Wort!) ist meist angeboren. Dabei handelt es sich um die häufigste Fehlbildung der unteren Extremität. In den meisten Fällen ist die Ursache unbekannt, ein Teil lässt sich jedoch auf neuromuskuläre (Nerven und Muskeln betreffende) Grunderkrankungen zurückführen. Eine Kombination von Spitzfuss, Hohlfuss und Sichelfuss führen zum Bild des Klumpfusses. Zusätzlich ist der Fuss durch übermäßigen Zug der Muskulatur auf der Beininnenseite um seine Längsachse gekippt, so dass die Betroffenen quasi auf den Fussaußenrändern stehen. In den meisten Fällen findet sich beim angeborenen Klumpfuss, der bei Jungen zweimal häufiger auftritt, als bei Mädchen, keine Ursache. Teilweise lässt er sich auf neuromuskuläre Grunderkrankungen zurückführen. Ein Klumpfuss kann auch im Laufe des Wachstumsalters entstehen - dann meist ebenfalls auf Grund neuromuskulärer Erkrankungen, die zu einem Muskelungleichgewicht führen, bei dem die Muskeln der Beininnenseite und des Fussrückens unkoordiniert übermäßigen Zug aufbauen. Die Füsse werden sofort behandelt, weil Klumpfüße ohne Behandlung zu einem seltsamen Gangbild führen. Dadurch, dass die Muskulatur der Fussinnenseite vermehrt Zug ausübt, wird der Fuss mit dem Außenrand, im Extremfall mit dem äußeren Fußrücken aufgesetzt. Dort entwickeln sich dicke Hornhautschwielen und Druckgeschwüre. Die unnatürliche Belastung führt frühzeitig zu Gelenkverschleiß. Der angeborene Klumpfuss wird bei der Geburt anhand der äußerlichen Erscheinung diagnostiziert. Die Untersuchung erfolgt in Rückenlage bei 90°-Knie- und Hüftbeugung. Ein Röntgen ist zunächst nicht erforderlich, jedoch zur Therapiekontrolle in Bezug auf die Verlaufsbeobachtung von Vorteil. Es wird eine Aufnahme des betroffenen Fusses in zwei Ebenen durchgeführt. Bei ausbleibender Behandlung bleibt der Klumpfuss in der typischen deformierten Haltung oder verschlimmert sich. Bei der Belastung des Fusses durch Laufbewegungen wird der äußere Fussrand belastet, schlimmstenfalls sogar der Fussrücken. Kommt es zu einer frühzeitigen Behandlung sowie kontinuierlicher, langfristiger Therapie des Klumpfusses, werden gute Ergebnisse durch die Behandlung erzielt. Entscheidend ist eine frühzeitige Behandlung im Rahmen der konservativen Therapie. Dazu werden sog. Redressionsgipse, d.h. einrenkende Gipsverbände angelegt. Diese Gipse sind zu Beginn täglich, später jede Woche zu wechseln. Ergibt sich innerhalb des 4. bis 6. Monats keine Besserung des Befundes, wird ein operativer Eingriff vorgenommen (spätestens bis zum 6. Monat). Der Fuss muss jedoch bis zur völligen Korrektur der Fehlstellung weiter mit Gipsverbänden behandelt werden. Weiterhin kommen nächtliche Schienungen und bei Laufbeginn zusätzliche Klumpfußeinlagen zum Einsatz. Die Krankengymnastik stellt einen wichtigen Teil in der Behandlung dar. Die Behandlung sollte so früh wie möglich beginnen, damit sich gute Erfolge einstellen. Eine Behinderung im Sinne einer geistigen Behinderung ist nicht zu erwarten. Entnommen aus: Klinikleitfaden Pädiatrie, Urban & Fischer Verlag, 2000; Pädiatrie, Hippokrates Verlag Stuttgart 1995; Kinderheilkunde, Springer 2000 Ich habe für Sie eine sehr informative Seite herausgesucht: http://www.klumpfusskinder.de Liebe Grüße Martina Höfel


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