Mitglied inaktiv
Hallo, ich habe vor Kurzem eine ganz tolle und sehr ausfuehrliche Antwort bezueglich des "Verwoehnens" von euch bekommen...da sind natuerlich noch viele Fragen aufgetaucht, doch darum geht es hier jetzt gar nicht. Es geht darum, dass der Herr Dr. Busse ja generell eine ganz andere Meinung vertritt als ihr hier im Hebammen-Forum. Sein Ton geht eher in die Richtung "wenn Sie nicht wollen, dass Ihr Kind IMMER in Ihrem Bett schlaeft, gewoehnen Sie es ihm ganz schnell ab" (und dieses ist nur ein Beispiel). Ist das ein grundsaetzliches "Problem" zwischen Aerzten und Hebammen :-)? Es stimmt zwar, dass man instinktiv handeln sollte, doch manchmal ist es schon irritierend, wenn im gleichen Forum von 2 kompetenten und professionellen Personen die Dinge auf eine ganz andere Art gesehen werden. Es ist in keiner Weise ein Vorwurf, versteht mich nicht falsch, sondern nur eine Kuriositaet... Und danke noch mal fuer diesen wunderbaren Text, den ich auf meinen letzten Beitrag erhalten habe. Gruss aus Rom Viola
Liebe Hixi, nein, ich sehe kein Problem zwischen Kinderärzten und Hebammen, wir haben manchmal einfach andere Wahrnehmungen, Erfahrungen etc. Schauen wir uns den Beruf eines Kinderarztes doch einmal an: seine Aufgabe ist die Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen beim Kind. Meine Aufgabe ist das begleiten von physiologischen Vorgängen in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (und dazu gehört die Begleitung des Stillens bis zum Ende!)- als Familienhebamme bis zu einem Jahr. Ich muss krankhafte Vorgänge erkennen und dann geeignete Hilfe suchen. Dabei bin ich zwangsläufig ganz eng und nah bei den Frauen und den Familien - in der ersten Zeit täglich! Und dabei werde ich zwangsläufig so etwas wie eine Ratgeberin in den Fragen des täglichen Alltags! Und dazu gehört Schlafen, Baden, Ernähren etc. Und die Frage nach dem Verwöhnen ist auch eine Generationsfrage (mal ganz unabhängig von Dr. Busse). Unsere Oma-Generation, die meist vier Kinder und mehr zu betreuen hatten - und zudem nicht mit Waschmaschine, Geschirrspüler und Zentralheizung ausgestattet waren, hatten einfach KEINE Zeit alle KInder stundenlang zu bespielen und mit allen im Bett zu schlafen! Da mußte ein Alltag ganz anders strukturiert werden! Da haben die Großen die Kleinen erzogen! In den 50iger und 60iger Jahren ging es um die Vermeidung der Säuglingssterblichkeit! Mutter und KInd wurden (z.B. in der Klinik) aus hygienischen Gesichtspunkten getrennt. Die Industrienahrung ermöglichte die Kontrolle der Trinkmenge! Und die Frau wurde unabhängiger vom Stillen! Konnte in der Zeit des Wirtschaftswunders arbeiten gehen!!!!! Als meine Tochter geboren wurde, war alle 4 Stunden füttern und wickeln angesagt. Ich habe meine Tochter das erste mal nackt gesehen, als wir nach zehn Tagen Klinikaufenthalt entlassen wurden! Stillen war out - Flasche war in! Kind nicht verwöhnen auch! Leider hat uns niemand den Unterschied zwischen Verwöhnen und VErziehen erklärt! Jetzt leben in einr Zeit, wo sich die Veränderungen fast selbst überholen! D.h., mit jeder neuen Entdeckung stellen wir die vorherige infrage oder bestätigen Sie. Hat früher jemand ein richtig gutes Fachbuch geschrieben, dann hatte es 50 Jahre und mehr Bestand. Heute ist ein Buch alt, wenn es 5 Jahre auf dem Buckel hat. Es ist gut, wenn alt Hergebrachtes auf den Prüfstand kommt, denn manches ist überliefert, aber nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Aber nicht alles Erforschte ist unbedingt richtig!!!! Aus beidem eine gesunde Mischung zu finden, das ist der Trick. Zum Beispiel beim Stillen: Stillen ist die normale Ernährung für ein Kind. Die "Zutaten" werden jeden Tag auf das Alter und die Menge des Kindes angepaßt! Welche andere Nahrung kann das bieten? Leider ist mit der Verlagerung der Geburt in die Klinik und der Einführung der Industrienahrung etwas passiert, was aus unseren Köpfen nicht mehr wegzukriegen ist: die Kontrolle! Kontrolle über Frau und Kind! Milch in einer Flasche mit ml-Einteilung ist viel besser zu überwachen, als Milch die "unsichtbar-nicht messbar" aus einer Frau fließt. Und wie unappetitlich! So eine Flasche kann man auskochen, sterilisieren (wir haben sie damals - meine Tochter ist 32 - in Milton-Chlorbad gelagert und dann ohne abspülen die Milch eingefüllt!!!!!!) und alle Keime töten! Aber vor allem die Menge kontrollieren. Kinder mußten "spucken", weil ihr murmelgroßer Magen mit 30-50 ml Tee oder Glucose aufgefüllt wurde und nach dem Spucken "hungern", weil es nur alle 4 Stunden etwas gab! Das nannte man dann Erziehung! Heute weiss man, dass das Quatsch ist! Jetzt ist unser Problem, dass die Mütter es nicht mehr aushalten, wenn Ihre Kinder weinen - weil Mutter oder Schwiegermutter die Erfahrung Ihrer Zeit weitergeben! Eine interessante Diskussion auch: desinfizieren oder im Dreck spielen lassen. Desinfizieren ist gut, es tötet Keime ab (fragen Sie mal die Hersteller dieser Mittel!!!!), aber zuviel des Guten läßt uns anfällig werden für andere Erkrankungen (siehe Diskussion um Allergien und chronische Erkrankungen). Was ich sagen will: wir wissen heute sehr viel mehr über die Bedürfnisse von Säuglingen, über die Hirnentwicklung, über die Ernährung. Es muss uns aber gelingen, all die unsinnigen Entwicklungen (z.B. 3er und 4er Folgemilch) herauszufiltern. Und das macht es zur Zeit so schwer. Nichts gilt komplett, alles muss von allen Seiten beleuchtet werden - die Richtschnur ist so schwer zu erkennen! So, nun bin ich einmal von Höpchen zu Stöckchen und noch ein bißchen drum herum.......*grins Liebe Grüße Martina Höfel
Mitglied inaktiv
Liebe Frau Höfel, vielen Dank für diese tolle Antwort! Es tut gut, so was zu lesen. Ich bin sehr froh, dass ich jetzt (2007) mein erstes Kind entbunden habe und ihn so viel stillen und kuscheln und verwöhnen "darf"...aber es ist gut, uns zu erinnern, warum andere Generationen anders gedacht haben. Liebe Grüße, Untamed
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