Mitglied inaktiv
Hallo Frau Höfel! Mich beschäftigen seit einigen Tagen viele Dinge, die mir sehr zu schaffen machen, da ich nicht weiß, ob es noch "normal" ist... Ich bin vor genau drei Wochen zum zweiten Mal Mama geworden-von einem kleinen Jungen. (Wir haben schon eine vierjährige Tochter-die ich mit in die Beziehung gebracht habe.) Unser Baby ist ein Wunschkind und wir sind überglücklich das er da ist. (Die Schwangerschaft war sehr schwierig. Hatte von Anfang an oft Blutungen, vorzeitige Wehen-musste viel liegen usw.Hatten immer Angst das Baby zu verlieren).Allerdings muss ich zugeben, als ich in der 19. SSW erfahren habe, dass wir einen Jungen bekommen (hatten uns EIGENTLICH noch ein Mädchen gewünscht) war ish erstmal am Boden zerstört-war nur am Weinen und konnte mich überhaupt nicht mehr erfreuen. Ich dachte immer, einen kleinen Jungen nie so sehr lieben zu können. Hatte Angst keine Bindung zu ihm aufbauen zu können. (Was wahrscheinlich mit meiner Vergangenheit zusammen hängt). Dieser Gefühl nahm im Laufe der Schwangerschaft wieder ab, bis es ganz verschwand. Meine Tochter musste damals per Kaiserschnitt geholt werden und ich sah sie erst nach ein paar Stunden. (Diese Zeit fehlt mir sehr, da ich das Gefühl habe was verpasst zu haben und weil ich nicht aktiv an der Geburt teilnehmen konnte). Nun habe ich vor drei Wochen meinen Sohn spontan entbunden. Ich konnte ihn sofort knuddeln und knutschen. Ich brach sofort in Tränen aus-weil ziemlich schnell die Gedanken kamen:"warum habe ich nur gedacht, diesen kleinen Menschen nicht lieben zu können?!" Ich war wütend auf mich selbst, weil ich Angst hatte, der Kleine konnte zu der Zeit in der Schwangerschaft meine "Abneigung" vielleicht spüren... Ich muss sagen, meine ängste waren total unbegründet. ich liebe diesen kleinen Mann genauso bedingungslos wie unsere Tochter. Er ist für uns das größte Glück und ich könnte es mir ohne ihn überhaupt nicht mehr vorstellen. Nun mein Problem: Als er geboren wurde brauchte er sehr viel Nähe und fing sofort an zu weinen, wenn er im Krankenhaus in seinem Bettchen lag. (Auch nachts) Da meinte die Hebamme im Krankenhaus, dass es manche Kinder ein bsschen schwerer haben und sehr viel mütterliche Nähe bräuchten. Sie riet mir sogar, den Kleinen mit in mein Bett zu nehmen, damit er meine Nähe spürt. Darüber war ich erstaunt, da man sonst immer nur hört, das Kind niemals im Elternbett schlafen lassen. Und es klappte. Er lag bei mir und schlief zufrieden. Zu Hause führten wir das dann fort, dass er bei uns schläft. (Ist auch beim Stillen ganz praktisch) Mittlerweile schläft er aber tagsüber ohne Probleme in seinem Stubenwagen. Wenn ich ihn abends in mein Bett lege, schreit er so lange bis ich neben ihm liege. Auch beim Papa "hält" er es nicht lange aus. Es sei denn, er hört mich. Ist der Kleine schon zu sehr auf mich fixiert? Ich genieße die Zeit mit dem Kleinen sehr intensiv. Manchmal lass ich ihn auch einfach bei mir auf dem Arm schlafen, während ich ihn die ganze Zeit anschaue. Das ist für mich so großes Glück, einfach seine Nähe zu genießen.Ich habe sogar manchmal ein schlechtes Gewissen, ihn "abzulegen".Ihn in seinem Bettchen schlafen zu lassen... Als ich nach zwei Tagen aus dem Krankenhaus nach Hause kam, fiel ich auch erstmal in ein tiefes Loch. (Bestimmt diese "Heultage") Aber ich heulte nicht, weil ich dachte mit meinem Baby nicht klar zu kommen, mir schossen ganz andere Gedanken durch den Kopf. Gedanken wie: "Warum müssen sie so schnell groß werden", oder"ich habe totale Angst was zu verpassen", bis hinzu "ich kann überhaupt nicht verstehen, dass dieser kleine Mensch auch mal groß und alt wird und irgendwann nicht mehr da sein wird".. Dieser Gedanke hat mich fast verzweifeln lassen. Das tat alles so weh. Ich weiß wirklich nicht mehr, ob das alles noch normal ist und hoffe das sie mir helfen können! Entschuldigen sie bitte, dass es so viel geworden ist! Liebe Grüße
Liebe baldzweifachmama, Sie sind so normal wie man nur normal sein kann! Was erwarten Sie nach einer Schwangerschaft voller Auf unf Ab und der vermeintlichen Enttäuschung von: es ist ein Junge?! Das reguliert sich nicht in ein paar Tagen und ist vergessen und vorbei! Das dauert. Wichtig ist, dass Sie die Gedanken zulassen, drüber reden und mit der Zeit vielleicht artikulieren können, was der Auslöser war. Ja, geniessen Sie die Zeit! Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder? Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate in Ihrem Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt. Dass Ihr KInd auf Sie fixiert ist, ist von der Natur so gewollt. Das KInd ist ja schließlich erst halbfertig! Es kann noch nicht ohne Sie existieren! Alles tut es gut daran, sich an seine Mama zu halten! Dort ist vertraute Nähe, Stimme, Herzschlag - also Sicherheit! Fiel vielleicht zusätzlich zu "fixiert" noch das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal herum, ob die anderen gerne verwöhnt werden! Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person): Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen! Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen! Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw! Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bißchen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins* Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin "es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tips. Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse. (Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, daß Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand." Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war) Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins). Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden. Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht. Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet, LG Joshi" Ihr Kind ist seit drei Wochen auf der Welt, da muss dieses Kind weder in seinem Bett schlafen (was es tagsüber ja sogar tut), noch funktionieren wie ein Zweijähriger. Und noch etwas: Ihre Große kommt nicht zu kurz. Sie verliert zwar jetzt die Königinnenrolle, hat dadurch aber die einmalige Chance als große Schwester völlig neue Erfahrungen zu machen (teilen, Streiche aushecken, mit dem Bruder im Elternbett zu kuscheln etc.). Liebe Grüße Martina Höfel
Mitglied inaktiv
Hallo, ich wollte Dir auch gern antworten, weil es mir in manchen Dingen ähnlich ging wie Dir: In meiner ersten Schwangerschaft hatte ich mir einen Jungen gewünscht. Als klar war, es wird ein Mädchen, war ich auch ein paar Tage lang total enttäuscht, und hatte obendrein deshalb natürlich ein paar Schuldgefühle. Ich habe mir das Gefühl der Enttäuschung aber trotzdem erlaubt, und es verschwand bald komplett. Ich habe inzwischen auch einen Sohn und liebe beide Kinder gleich stark, jedes auf eigene Weise und mit seinen eigenen Wesenszügen. Du brauchst überhaupt keine Angst zu haben, irgendwie nicht "normal" zu sein! Es ist absolut normal, dass man gemischte Gefühle hat bei so existentiellen Situationen wie dem Kinderkriegen. Es ist eines der vielen modernen Märchen und Mythen, dass eine Mutter von morgens bis abends selig lächelnd auf Wolke 7 zu sitzen und ununterbrochen überglücklich, liebe- und aufopferungsvoll zu sein hat. Negative Gedanken, Ängste, Befürchtungen? Bloß nicht! (Du merkst schon selbst, das ist Unsinn.) Statt andauernd Deine Gedanken zu beobachten und zu bewerten, kannst Du einfach Deine Gefühle so lassen, wie sie kommen und gehen, genau wie Deine Gedanken. Vertraue doch einfach darauf, dass Dein kleiner Sohn Dir genau zeigt, was er braucht. Ich fand es bei meinen Kindern als Baby immer total faszinierend, dass man wirklich nur genau hinzuschauen braucht, um zu wissen, was man nun tun muss. Wenn Dein Sohn viel Nähe braucht, dann gib sie ihm - was sonst? Du kannst ihn gar nicht auf Dich "fixieren" - Babys SIND auf die Mutter fixiert und geprägt, das ist von der Natur so gewollt, sie könnten ja allein gar nicht überleben. Wenn Du die Urbedürfnisse Deines kleinen Sohnes erfüllst, ist das die beste Basis für ein positives Weltbild und ein gutes Selbstwertgefühl, denn er weiß: Ich fühle mich geborgen. Die Welt ist ein warmer, schöner und sicherer Ort. Ich bin meiner Mama wichtig, denn sie achtet auf meine Bedürfnisse. Wenn ich weine, verhallt das nicht ungehört, sondern sie kommt und hilft mir. Meine Kinder (4 und 10) haben beide ab dem Babyalter bis ins Kiga-Alter hinein mit uns im Familienbett geschlafen. Auch danach schliefen (bzw. schlafen) sie noch im selben Zimmer wie wir (obwohl sie jeder ein eigenes haben). Ich finde, als Mutter kann man wieder lernen, einen ganz unmittelbaren Zugang zu seinen Gefühlen und zu denen seiner Kinder zu bekommen - jenseits von angelesenem Buch-Wissen oder gesellschaftlichen Normen. Bedenke, dass es in allen Kulturen der Welt - AUßER in der westlichen - völlig normal ist, dass die Kinder während der gesamten Kindheit neben den Eltern schlafen. Dort käme niemand auf die abstruse Idee, schon ein Baby "wegzulegen" in ein eigenes Bett in der Zimmerecke oder gar abseits von allen in einem eigenen Zimmer. Viele "Schreibabys" in der westlichen Welt schreien einfach aus Verzweiflung darüber, dass sie nicht dort sein dürfen, wo sie hingehören: Nämlich dicht an den warmen Körper ihrer Mutter. Langer Rede kurzer Sinn: Vertraue Deinen Gedanken, guten wie negativen. Jeder Mensch hat natürlich auch mal dunkle Seiten und dunklere Gedanken, das geht uns allen so. Und vertraue Deinem Sohn, er weiß noch besser als Du, was er braucht, und er zeigt Dir das einfach, hu? LG Astrid
Mitglied inaktiv
Astrid hat das so schön beschrieben, ich kann glaube ich nichts dazu sagen - du machst schon alles richtig, und die aufgewühlten Gefühle sind sicher normal. Genieße die Zeit mit deinen Kindern. LG Untamed
Mitglied inaktiv
Dito. Und die Beziehung zum Papa wird mit der Zeit auch stärker. Auch wenn die physische Nabelschnur gekappt ist, spürt dein Sohn die unsichtbare Nabelschnur ganz stark. Mein Kleiner war am Anfang auch nur bei mir zufrieden oder mit mir in der Nähe, die Sicherheit hat er wohl gebraucht (er war nach meinem Notkaiserschnitt leider einige Tage von mir getrennt und hatte dann ganz argen Nachhobedarf), aber je älter er wurde, umso mehr hat er auch den Papa als Bezugsperson verstanden. Noch heute, wo er inzwischen nicht mehr ausschließlich gestillt wird, möchte er, wenn er z. B. Hunger hat in meine Nähe, weil er wohl weiß, dass er bei mir auf jeden Fall etwas zu essen / trinken bekommt (er läßt sich aber vom Papa auch füttern). Ich denke, das ist ganz normal, vielleicht sogar noch evolutionär bedingt - ohne Papa gehts zur Not auch als Baby, aber ohne Mama nicht! (wenn wir Flaschennahrung mal aus dem Spiel lassen). Und ein "zu sehr fixiert" gibt es doch im Babyalter nicht! Das Loslösen kommt mit der Zeit ganz von alleine (ist bei uns gerade der Fall - mein Sohn robbt auf "Entdeckungstour"), und selbst dann wird es dein Kind immer wieder zu dir hinziehen, weil es z. B. deine Nähe / Sicherheit etc. braucht. Ich denke, du kannst dich ruhig darauf verlassen, dass dein Sohn sich holt was er braucht, und wenn er jetzt noch ganz viel von deiner Nähe braucht, dann ist das halt jetzt so. Je stabiler die Bindung von Anfang an, umso besser gelingt später das (freiwillige! - nicht durch vermeintliches "Abhärten", was manche Oma vielleicht noch anklingen läßt) Lösen, weil die Kinder wissen, dass man für sie da ist, wenn sie einen brauchen. Und es gibt ja immer wieder Phasen, in denen Mamas Nähe stärker gefragt ist, als in anderen Zeiten -> während Entwicklungsschüben oder wenn Kinder mit Neuem konfrontiert werden, das kennst du ja bestimmt von deiner Tochter auch schon in mehr oder weniger starkem Ausmaß (=> individuell!). Viel Kraft, Bauchgefühl und eine schöne Zeit! Julia