Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Beckendlage

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Beckendlage

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Hallo, ich bin jetzt in der 38.Woche und mein kleiner liegt seit etwa 6 Wochen in BEL. Es ist mein zweites Kind, das erste kam ganz normal auf die Welt. Letzte Woche hatte ich in der Klinik ein Gespräch, wegen äußere Wendung, evtl. Kaiserschnitt. Habe mich gegen beides entschieden, will eine spontan Geburt probieren.Habe jetzt aber riesige Bedenken ob es richtig ist. Meine Ärztin hält es für falsch,Hebamme unterstützt mich. Die Ängste sind groß, was wenn...Wie sind ihre Erfahrung mit Beckenendlagengeburten ? Viele Grüße Uliulli


Martina Höfel

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Liebe uliulli, Liebe sunnybaby, beim 2. Kind wäre es wirklich schade, wenn die BEL zu einem Kaiserschnitt führen würde. Vereinbaren Sie einen Termin in einer Klinik die BEL spontan entbindet. Dort wird man vorab einen Schall machen und schauen, ob es geht. Meist ist das ganze Getöse (Gespräch in der Klinik, Papiere fertigmachen, Gespräch über Sectio und vorherigen Spontanversuch) für die Katz, da sich das Kind noch dreht. Bei einer spontanen BEL erwartet Sie in der Klinik nur wenig anderes als bei einer Schädellage. Ab Muttermund vollständig werden Sie besonders überwacht, eine PDA ist meist usus und zur Geburt kommt der Oberarzt. Wenn alles okay ist, dann können Sie ambulant nach Hause gehen! Unter http://images.google.de/imgres?imgurl=http://168.131.100.133/dbbank/multim/mm0012/photo6/pa0610.jpg&imgrefurl=http://168.131.100.133/dbbank/multim/mm0012/photo6/photo.htm&h=98&w=69&sz=13&hl=de&start=88&tbnid=KQ0GZD6_3XnPjM:&tbnh=77&tbnw=54&prev=/images%3Fq%3Dbreech%2Bpresentation%26start%3D80%26ndsp%3D20%26svnum%3D10%26hl%3Dde%26lr%3D%26sa%3DN können Sie eine vaginale BEL-Geburt anschauen. „Die sicherste und einfachste Art, das fetale geburtsmechanische Risiko bei Beckenendlagen zu vermeiden, ist die systematische Schnittentbindung“ Kubli 1975 Die Überzeugung Kublis und die technische Aufrüstung der Kreißsäle durch fetales und maternales Monitoring führte dazu, dass in Deutschland den vermeintlichen fetalen Risiken bei einer vaginalen Entbindung mit einer Sectio begegnet wurde. Kubli hat seine Aussage in späteren Jahren relativiert, aber das hat niemanden interessiert. Viele Geburtsmediziner konnten sich zu Beginn der 80er Jahre noch kein Bild von der Größe und Lage des Feten machen, da sie schlecht oder gar nicht in der Ultraschalltechnik ausgebildet waren. So erklärt sich, dass 1984 im Bericht der Standardkommision Beckenendlage (Berg et al 1984), der unter anderem auch Kubli angehörte, die Indikationen für eine Sectio weit gefasst wurden. Die Technik des Kaiserschnittes hatten alle angehenden Frauenärzte anlässlich einer Weiterbildung erlernt. Rauskolb (2005) analysierte die Daten der niedersächsischen Perinatalstatistik und kommt zu dem Ergebnis, dass die Rate bei Erstgebärenden bei fast 100% und bei Mehrgebärenden zwischen 84 und 90% liegt. Da für das gesamte Land kongruente Zahlen angenommen werden können, bedeutet dies, dass die aktuelle Kaiserschnittrate in Deutschland bei Beckenendlage bei 90% liegt. Diese Zahlen betreffen nicht nur Deutschland, sondern sind weltweit zu finden. (Alexandersson 2005) An dieser Entwicklung war eine im Jahr 2000 veröffentlichte, prospektiv randomisierte Studie von Hannah et al maßgeblich beteiligt. Der so genannte „Term Breech Trial“ untersuchte 2088 Geburten aus Beckenendlage. Hannah et al kamen zu dem Schluss, dass kindliche Mortalität und schwere Morbidität bei Beckenendlage bei einem geplanten Kaiserschnitt signifikant geringer waren als bei geplanter vaginaler Geburt. 5% der vaginal geborenen Kinder starben oder waren ernsthaft geschädigt, aber nur 1,6% der Kaiserschnitt-Kinder. Aus diesen Zahlen wurde geschlossen, dass die vaginale Entbindung bei Beckenendlagen ein höheres Risiko für die Kinder beinhaltete als die Sectio. Nach Veröffentlichung des „Term breech Trial“ (TBT) änderte sich weltweit der Geburtsmodus für Beckenendlagen und die Sectio-Raten stiegen überproportional an (Krause & Feige 2002; Alexandersson 2005) Mittlerweile gibt es deutliche Zweifel an der Gültigkeit der Ergebnisse des TBT. Der Studie von Hannah et al. werden erhebliche methodische Schwächen nachgewiesen in Bezug auf die Vergleichbarkeit der Krankenhäuser und der Erfahrung der geburtshilflichen Teams. Bei aktuellen Re-Analysen lösten sich die Unterschiede hinsichtlich Morbidität (Erkrankungen) und Mortalität (Sterblichkeit) der Neugeborenen auf. (Glezerman, 2006; Dirschlmayer 2006; Alarab 2004; Keirse 2002). Nichtsdestotrotz gilt das Ergebnis der Studie jetzt als Evidenz für die Überlegenheit des Kaiserschnittes bei Beckenendlage. Die Rechtsprechung weißt umgekehrt aber kaum Fälle auf, bei der die Sectio als ein für die Mutter gefährliches Verfahren bestraft wird (...) . Die vaginale Geburt bei einer BEL wird dagegen als Vorgehen mit hohen kindlichen Risiko gesehen. (..........) In Deutschland wurde 1994 eine Weiterbildungsordnung für Ärzte verabschiedet, die das Fach Geburtshilfe in drei Spezialgebiete ( spezielle operative Gynäkologie - Endokrinologie und Reproduktionsmedizin- spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin) aufteilte (Weiss 1994). Dies hat zur Folge, dass sich zwei Drittel der Mediziner gedanklich nicht mehr mit der vaginalen Entbindung bei BEL auseinandersetzen. Diese Ärzte betreiben heute Schwangerenvorsorge und beraten Frauen über ein Thema, von dem sie eigentlich keine oder nur wenig Fachkenntnisse besitzen (Rockel-Loenhoff 2005). Die Folge davon ist, dass sich nach entsprechender Aufklärung, immer mehr Frauen für eine Sectio als Geburtsalternative entscheiden. " So - und nun? Die primäre Sectio sicherer als die normale Geburt? Die Kinder nach Kaiserschnitt aber schlechter drauf als nach vaginaler Geburt? Und die Frauen? Nach einer der größten Bauchoperationen auch ein stückweit um die Möglichkeit gebracht, das zu tun, was Ihre Bestimmung und ihr Wunsch ist - nämlich zu gebären. Das hört sich pathetisch an - aber wir betreuen oft genug Frauen, die nach einem Kaiserschnitt psychische Probleme haben. Denen einfach etwas fehlt. Und ein Kaiserschnitt ist auch nicht ohne: Wundheilungsstörungen, Thrombosegefahr, die Verletzung der Blase usw. Und das Folgerisiko für weitere Entbindungen, denn die Gebärmutter ist mit einer Narbe versehen! Der "Trick" bei alledem ist doch: was will die Frau und was kann ich ihr anbieten? Eine Frau mit einem 5000g Kind im Bauch wird eine Sectio bekommen - da das Kind zu groß ist. Kein Thema. Die Frau, die Angst vor einer spontanen Entbindung hat, wird ebenfalls ihre Sectio bekommen. Auch kein Thema. Aber nicht jede Frau will einen Kaiserschnitt und dann ist die normale Geburt dran. Dafür müssen ein paar Voraussetzungen gegeben sein: ein erfahrener Arzt und eine erfahrene Hebamme sollten vor Ort sein und ein OP-Team in Rufbereitschaft. Und dann ist auch eine BEL-Entbindung eine sichere Alternative! Liebe Grüße Martina Höfel


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Hallo Ich kann mich hineinversetzen, da mein 3 kind (auch letztes) auch wegen BEL (freiwillig) per Kaiserschnitt zu welt kam. Ich habe mir auch nichts sehnlicheres gewünscht das sich meine maus in SL dreht, aber leider hat sie den gefallen nicht getan :-( Ich hatte in der 39SSW mit hebamme (meine) gesprochen und sie meinte es steht nichts gegen eine spontan versuch, aber mann muss immer den KS im hintergrund behalten. Ich bin dann zum 1 vorgespräch ins Kh gegangen und habe mit dem arzt vor ort über den spontan versuch geredet. Risiken waren für meine tochter , schulter bruch, sauerstoffmangel arm bruch und so einiges, es kann passieren muss aber nicht. Da der chefarzt nicht dabei war musste ich nochmal hin um mit ihm das abzuklären. als ich zu hause war, hatte ich natürlich mehr angst um die kleine als um mich und sprach mit mein mann und er meinte dann wäre ein KS vielleicht besser für das baby. Ich bin aber nochmal ins kh gegangen und habe dort mit dem chefarzt reden können und er meinte auch das es für das Baby besser wäre ein KS machen zu lassen. Wenn ich du wäre überlege es dir reiflich gehe in deine KH und rede mit den ärzten vor ORT was sie dir vorschlagen würden. Aber bedenke immer , es kann unter anderen umständen ein NOT-KS werden. KS mit PDA ist wirklich nicht schlimm!! Wenn ich das schreibe heisst das was, denn ich bin wirklich ein ganz grosser angsthase grüsse haenschc


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Hi! Mein Sohn wollte sich auch nicht richtig drehen. Eine äußere Wendung wollte ich nicht versuchen. Nicht nur, dass sich dabei evtl. die Nabelschnur um den Hals hätte wickeln können. Aber lieber einen geplanten KS - in Ruhe, als einen NotKS in Hektik. So konnte ich mich innerlich darauf vorbereiten. Ich wünsche Euch alles Gute! S.


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Hallo Ich habe vor knapp 2 Jahren meine Tochter aus einer BEL spontan zur Welt gebracht. Ich würde es immer wieder so machen. Wenn Deine innere Beckengröße nicht dagegen spricht gibt es in meinen Augen keinen Grund es nicht zu versuchen. Ich hab mich davor mit der Tatsache getröstet, daß ich nach einer spontanen Entbindung für mein Kind so da sein kann wie ich es will. Mit so einem Kaiserschnitt hast Du schon etwas länger zu tun. Hab keine Angst davor. Mein Mann sagt immer das ich total überempfindlich (was Schmerzen angeht) bin und überängstlich so oder so. Und ich habe es durchgezogen und Püppi und ich haben es super überstanden. Und das obwohl unsere Kleine noch wärend der Geburt den Plan der Ärzte total über Board geworfen hatte. Die Blase knallte endlich und auf einmal guckte da unten nur ein Fuß raus. Der andere hing noch oben am Kopf. Deswegen empfehle ich Dir auf jeden Fall eine Klinik zu wählen die ihre Erfahrung mit dieser Art von Geburten hat und dann auch in so einem Fall richtig reagieren kann. Was die Risiken angeht, hast Du auch Risiken bei einem Kaiserschnitt. Wie gesagt verstehe ich Deine Ängste sehr gut und nun bin ich wieder schwanger und meine Ärztin meinte dass ich damit ein 50 50 Kandidat bin, das sich die Sache so wiederholt. Ich würde es immer wieder wagen. Vertrau Dir und dem Kind. Das klappt.


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Hallo, mein Kleiner war auch in BEL und wurde per Kaiserschnitt geboren. Ich hätte viel lieber spontan entbunden, das war aber leider nicht möglich. Ist Dein Kind schon gemessen worden? Bei mir waren die Maße leider total ungünstig und deshalb musste der KS sein. Der Kaiserschnitt ansich ist, da muss ich haenschc zustimmen, nicht schlimm, aber auf die ersten drei bis vier Tage danach hätte ich gerne verzichtet. Kind selber wickeln oder aus dem Bettchen nehmen...Fehlanzeige! Ich war froh selbst einigermaßen flott ausm Bett zu kommen und der Weg vom Bett zum Bad war die ersten drei Tage die längste Strecke die ich gehen konnte. Man ist also ständig auf Hilfe angewiesen. Wem das nichts macht, der wird diese Woche auch gut rum bringen. Mir hats nicht gefallen. Ich drück Euch die Daumen, egal wie ihr Euch entscheidet.


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Bei günstigen Vorbedingungen (Becken normal, Kind nicht zu groß, erfahrene Geburtshelfer) ist eine spontane Geburt aus Beckenendlage nicht problematischer als eine aus Schädellage. Wenn Deine Ärztin dies für "zu gefährlich" hält liegt es möglicherweise an ihrer mangelnden Erfahrung. Wende Dich an ein Krankenhaus, in dem spontane Geburten aus BEL zum Alltag gehören. Wenn dort zugestimmt wird brauchst Du ganz sicher keine Bedenken zu haben.


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Hallo, ich habe in Beckenendlage entbunden, bin froh das ich mich dafür entschieden habe. Die Geburt war nicht einfach, da alles anders kam als vorhergesehen!! Der Kleine kam mit dem Fuß zuerst was nicht angenehm war, zum Schluß riß er noch die Arme hoch. Ich habe ein ganz tolles Ärzteteam um mich gehabt,die ich jedem nur empfehlen kann. Ich persönlich fand diese Geburt anstrengender als meine normal Geburt. Aber die Zeit geht rum... Meine Zimmernachbarin bekam einen Kaiserschnitt, die lag erstmal 2 Tage lang im Bett und war auf Hilfe anderer angewiesen. Ich kann Frauen nicht verstehen die einen Wunschkaiserschnitt einer spontan Geburt vorziehen. Die Schmerzen sind sofort vergessen und es ist ein großartiges Erlebnis. Vielen Dank nochmal für ihre e-mail uliulli


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