Mitglied inaktiv
Hallo! Ich wurde heute bei meiner VU gefragt ob ich diesen Vaginalabstrich machen lassen möchte. Ich weiß nun nicht was ich machen soll. Ist es wirklich notwendig? Der medizinische Dienst und die Krankenkasse behaupten natürlich, wenn es nötig wäre, würden sie die Kosten tragen. Und das die Ärztin gern die Eigenleistung kassiert ist mir auch klar. Ich kann leider überhaupt nicht das Risiko und den Nutzen abwägen. Vielleicht können sie mir helfen? Danke
Liebe emanski, Streptokokken finden sich auf der Haut, im Darm und - bei fünf bis 20 Prozent der Frauen - auch in der Scheide. Bei intaktem Immunsystem reicht die Abwehrkraft des Körpers aus, um die Erreger erfolgreich zu bekämpfen. Diese Bakterien gelten zwar nicht als "typische" Erreger einer Geschlechtskrankheit, sie können aber beim Sexualkontakt weitergegeben werden. Bei sexuell aktiven Frauen sind in der Scheide häufig Keime festzustellen, die im Normalfall dort nicht anzutreffen sein sollten. Dazu zählt neben den Streptokokken etwa der typische Darmkeim Escherichia coli, aber auch zahlreiche andere Erreger, die ansonsten vor allem im Darm und auf der Haut zu finden sind. So lange der Selbstreinigungs-Mechanismus der Scheide funktioniert und die Vaginalflora intakt ist, müssen aufgrund dieser Keime keine Probleme entstehen. Liegen jedoch Störungen des Scheidenmilieus vor, können sich auch Streptokokken ausbreiten und vermehren. Sie verursachen typische Beschwerden wie etwa verstärkten gelblichen Ausfluss und möglicherweise Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Je nach Beteiligung anderer Erreger kann dieser Ausfluss sehr übel riechen. Im Mikroskop findet sich in solchen Fällen oftmals eine Mischflora aus verschiedenen Keimen, die sich gegenseitig in ihrem Wachstum begünstigen können. Östrogenmangel falsche Intimhygiene, die zur Zerstörung der Scheidenbiologie führt Allgemeinerkrankungen wie z. B. Diabetes Fremdkörper in der Scheide (z. B. bei Kindern: Nüsse, Murmeln, Legosteine etc.) Erhaltung des natürlichen, sauren Scheidenmilieus Vermeiden von Scheidenspülungen, Intimsprays oder Intimpflegemittel Tägliche Reinigung des Scheidenbereichs mit klarem Wasser Regelmäßiges Wechseln von Unterwäsche und Handtüchern In der Scheide nachgewiesene Streptokokken müssen nur bei ausgeprägten Symptomen mit Antibiotika behandelt werden. In vielen Fällen hilft es, die körpereigene Abwehr zu stärken und den Selbstreinigungs-Mechanismus der Scheide anzuregen. Auch können lokal desinfizierende Maßnahmen unterstützend wirken. Streptokokken sind an zahlreichen Infektionen beteiligt. Schon im Altertum wurden mit diesen Bakterien in Verbindung stehende Infektionserkrankungen - z. B. Wundrose, Kindbettfieber und Phlegmone - beobachtet. 1903 wurde damit begonnen, die perlschnurartig aufgereihten Erreger nach ihrem Verhalten auf Kulturplatten zu unterteilen. Je nach Untergruppe zeigen Streptokokken ein unterschiedliches Wachstum auf den Nährmedien. Sie besitzen die Fähigkeit, Blut unterschiedlich zu zersetzen, weshalb ihre Unterteilung zunächst auch nach ihrem Hämolyse-Verhalten erfolgte: Alpha-, Beta- und Gamma-Hämolyse. Unter Hämolyse versteht man die Auflösung roter Blutkörperchen infolge der Zerstörung ihrer Zellmembran. Weitere wichtige und klinisch relevante Unterteilungen gelangen der Ärztin Rebecca C. Lancefield 1928, indem sie die Wandstrukturen der Bakterien näher untersuchte. Auf Basis von Lancefields Erkenntnissen werden Streptokokken seitdem in die Gruppen A, B, C, D etc. eingeteilt. Folgende Stämme sind für den Vaginalbereich relevant: 1. ) Betahämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pygenes) Folgende Infektionen werden von diesem Erreger verursacht: Rachen- und Mandelentzündungen, Scharlach Erysipel (Rotlauf) Phlegmone Lokale Infektionen können bei schlechten Bedingungen zu einer Sepsis führen Eine Puerperalsepsis (Kindbettfieber) geht von einer Infektion der Gebärmutterschleimhaut nach einer Entbindung aus. Deshalb empfiehlt sich bei Fieber während oder nach der Geburt und entsprechenden Auffälligkeiten eine großzügige Antibiotika-Prophylaxe. Als Spätfolge einer Streptokokken-Infektion der Gruppe A kann - vor allem bei unzureichend oder nicht behandelten Infektionen des Rachenraumes - das "Rheumatische Fieber" mit einer Herz- und Nierenbeteiligung auftreten. Kindbettfieber(Puerperalsepsis): Bei nicht rechtzeitig behandelter Gebärmutterinfektion können sich die Erreger bei ungünstigen Bedingungen über die Blutbahn im gesamten Körper ausbreiten. Beim Versuch, die Infektion in den Griff zu bekommen, setzt der Organismus Abwehrmechanismen in Gang, die unter anderem mit einer Gerinnungsaktivierung einhergehen. Dadurch kommt es im weiteren Verlauf zu einem Verbrauch der Gerinnungsfaktoren, wodurch die Blutgerinnung nicht mehr möglich ist. Die Folge sind Einblutungen, Organversagen, Schock mit Kreislaufversagen und Tod. Diese geburtshilfliche Komplikation ist mittlerweile sehr selten geworden. 2.) Betahämolysierende Streptokokken der Gruppe B (Streptococcus agalacticae) Von Bedeutung ist diese Gruppe bei folgenden Erkrankungen: Wundinfektionen Sepsis Hirnhautentzündungen Harnwegsinfektionen Neugeborenensepsis Besonders gefürchtet ist die Neugeborenensepsis. Man unterscheidet dabei eine rasche, unmittelbar nach der Geburt auftretende Form (early onset) und eine etwas später auftretende Form (late onset). Die early-onset-Form wird vor allem im Fall des vorzeitigen Blasensprungs bei nachgewiesener Scheidenbesiedelung durch Streptokokken begünstigt. Das Neugeborene zeigt eine lebensbedrohliche Allgemeininfektion, die durch Schock, Hirnhautentzündung und Atemnotsyndrom gekennzeichnet ist. Nur eine früh einsetzende, konsequente Therapie kann die Sterblichkeit senken, die mit 20 bis 50 % angegeben wird. Bei der late-onset-Form spielt auch die Umgebung des Neugeborenen als Infektionsquelle ein Rolle. Streptokokken der Gruppe B in der Schwangerschaft: Diese Keime haben die Angewohnheit die Fruchtblase anzudauen und unter Umständen häßlichste Infektionen beim Kind zu machen. Trotzdem wird eine vorgeburtliche Therapie bei Nachweis von B-Streptokokken wird nicht in jedem Fall als sinnvoll erachtet. Nur wenn zusätzliche Risiken, wie vorzeitige Wehen hinzukommen, ist eine Behandlung mit Antibiotika anzuraten. Bei Nachweis von Streptokokken der Gruppe B wird eine vorbeugende Antibiotikagabe während der Geburt empfohlen. Ein Kind einer Mutter mit Strepptokokken wird bei uns nicht verlegt, sondern nur gut überwacht. Dazu gehören Abstriche (Rachen, Ohren und Leiste) sowie Temperaturkontrollen. Bei einer unbehandelten Infektion sollten Sie in der Klinik bleiben, da die Symptome einer Infektion rasant schnell auftreten und für das Kind nicht ungefährlich sind. Frauen mit ß-hämolysierenden Streptokokken dürfen bei uns ein Entspannungsbad nehmen, aber nicht in der Wanne entbinden. Eine Infektion mit dem Bakterium Streptococcus B ist eine der häufigsten Ursachen für schwerwiegende Erkrankungen oder den Tod von Neugeborenen. Daher empfiehlt die amerikanische Gesundheitsbehörde (Center for Disease Control and Prevention, CDC) eine routinemäßige Untersuchung auf das Bakterium Streptococcus B zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche. Kosten: Maximal € 56,11/74,88* (Beratung € 20,11; Labor € 36,00/54,77*) *Wenn positiv und Keimdifferenzierung erfolgt Bei uns ist diese Untersuchung eine IGEL-Leistung und muß selbst bezahlt werden. Liebe Grüße Martina Höfel
Mitglied inaktiv
Dieser Test wurde bei mir gestern auch gerade gemacht. Ehrlich gesagt wurde ich gar nicht gefragt, ob ich ihn machen lassen möchte, geschweige denn wurde erwähnt, dass er extra Geld kostet. Es hiess nur wir machen heute einen Abstrich bezüglich Streptokokken. Ist ja nichts gefährliches, wenn dieser ABstrich genommen wird, deshalb habe ich auch nicht dagegen gesprochen. Aber mehr wurde mir allerdings auch nicht dazu gesagt ! Gruss SAndi
Mitglied inaktiv
Hallo, bei mir wurden in der Schwangerschaft die B-Streptokokken nachgewiesen, deshalb habe ich mich damals schlau gemacht. B-Streptokokken sorgen fuer keine Probleme bei der Frau, deshalb weiss Frau auch nicht, ob sie sie hat. Unter der Geburt besteht ein "hohes" Risiko (wenn ich mich nicht irre waren es 25%), dass sich das Baby ansteckt. Die Folge koennen Lungenentzuendungen, Meningitis und aehnlich schlimme Krankheiten sein. Werden die Streptokokken nachgewiesen, bekommst du unter der Geburt ein Antibiotikum injiziert, das die Streptokokken abtoetet (leider soll das nie lange anhalten, deshalb bringt es auch nichts, einfach vorher eine entsprechende Behandlung zu machen). Die Ansteckungsgefahr liegt damit bei unter 0,5% fuer das Baby! Ich wuerde den Test auf jeden Fall machen lassen, denn die Ansteckungsgefahr ist hoch und die Folgen sind nicht ungefaehrlich fuer dein Baby. Ich habe in Deutschland entbunden, bin mittlerweile in die USA umgezogen. Hier liegt durch Sparen ohne Ende sicherlich vieles im Argen mit dem Gesundheitssystem, aber diese Untersuchung ist vorgeschrieben und wird von den Versicherungen getragen. Und wenn das tatsaechlich bezahlt wird, dann ist das definitiv ein Zeichen fuer die Wichtigkeit dieser Untersuchung. Alles Gute, Kira
Mitglied inaktiv
Danke für die aufschlussreiche Erklärung! Ich werde die Kosten nicht scheuen und die Untersuchung machen lassen. Liebe Grüße Mandy
Ähnliche Fragen
Hallo Frau Höfel Meine gyn hat den Abstrich nur aus der Scheide entnommen.. Ich bekomme das Ergebnis nächsten Mittwoch. Hat das überhaupt einen Sinn gehabt oder sage ich besser im KH dass die mich vorsichtshalber wie positiv behandeln sollen, selbst wenn der Abstrich negativ wäre?
Hallo, ich habe gestern bei einer Vertretungspraxis den B Streptokokken Test machen lassen, da mein Frauenarzt im Urlaub ist. Das Ergebnis war innerhalb von 24 Stunden da und negativ. Ist das normal so schnell, ich dachte sowas dauert immer länger. Bin in der 38 ssw.
Hallo liebe Frau Höfel, erstmal Vielen Dank für Ihre so wertvolle Arbeit hier auf dem Rund ums Baby Portal!!! Sie haben mir schon sehr häufig weitergeholfen und Sorgen genommen. Ich bin heute bei 23+1. Vor 6 Tagen wurde bei mir ein Vaginalabstrich durchgeführt (wird alle 2 Wochen gemacht). Letztes Jahr hatte ich einen Spätabort in der 22. ...
Guten Tag, ich bin Streptokokken B positiv. Was passiert wenn meine Fruchtblase zuhause platzt? Gelangen diese Bakterien dann sofort nach oben und gefährden das Kind? Brauche ca. 1 Stunde bis ins Krankenhaus. Danke im Voraus
Hallo, ich hab leider eine perianale Dermatitis und ich vermute dass die Streptokokken jetzt vaginal hoch gewandert sind. Es fühlt sich alles wund, geschwollen und entzündet an. Meine Frauenärztin will erst noch das Abstrichergebnis abwarten. Aber ich bin mir ziemlich sicher dass es A Streptokokken sind, da ich das vor einem Jahr schonmal hatte. ...
Hallo, ich wurde positiv auf B-Streptokokken getestet. Während der Geburt bekomme ich ja dann ein Antibiotikum. Aber was ist danach? Kann ich mein Baby durch Anfassen auch anstecken? Also beispielsweise nach dem ich mein Intimbereich angefasst habe und danach das Baby anfasse? Oder als Beispiel Oralverkehr irgendwann nach dem Wochenfluss, müsst ...
Liebe Frau Höfel, sie haben mir in der Schwangerschaft schon mehrmals geholfen, so hoffentlich auch diesmal :) Ich bin in der SSW 38 und neulich wurden bei mir Streptokokken B bei einem Anstrich festgestellt. Daher werde ich bei der Geburt ein Antibiotikum bekommen, um eine Infektion hoffentlich zu verhindern. Nun habe ich aber etwas über ...
Hallo, mein Baby ist jetzt 4 Monate alt. In der Schwangerschaft wurde bei mir Streptokokken b festgestellt unter der Geburt habe ich ab bekommen. Heute habe ich das erste mal mit meiner Tochter gebadet, sie hat auch etwas Badewasser geschluckt... Ich hatte nicht darüber nachgedacht 😞 Jetzt habe ich Angst sie angesteckt zu haben.. ...
Hallo Ich war letzte Nacht zur Überwachung im Krankenhaus, wegen verminderten Kindesbewegungen. Meine Bettnachbarin war B-Streptokokken positiv. Sie hat dagegen auch schon Antibiotika bekommen. Das, meine ich, sogar schon mehrere Tage. Zu meiner jetzigen Frage muss man dazu sagen, dass ich eine Angststörung habe und mir um manche Sachen v ...
Hallo, ich habe seit über einem Monat immer wieder gerötete Brudtwarzen, meine Hebamme meinte es ist ein Pilz, da hab ich eine Tinktur bekommen womit ich auch stillen durfte, dadurch wurde es schlimmer, ich hatte mehrere Risse. Dann bin ich zur Stillberatung weil die Schmerzen schlimm wurden, weil die Brüste an mehreren Stellen offen sind. S ...