Mitglied inaktiv
Liebe Frau Höfel, mich würde eines interessieren: In meinem Geburtsvorbereitungskurs fielen die Zweitgebärenden teilweise aus allen Wolken weil ihnen diesmal ziemlich viel anders erklärt wurde als beim ersten Kind. Auch meine Schwägern meint, bei ihren Kindern (fünf und zwei) war noch einiges anders... z.B. sollten sie Fütterabstände von zwei Stunden einhalten, dazwischen nur Tee geben, bei uns hieß es Stillen bzw. Flasche nach Bedarf. Auch das Kind mit ins Bett nehmen war im Krankenhaus nicht gern gesehen wegen dem Wochenfluss, der sei ja hochinfektiös. Bei mir (ich habe im April 2007 entbunden) war das kein Thema mehr, Baby mit ins Bett nehmen war sogar ausdrücklich erwünscht. Zu Zeiten meiner Mutter und Großmütter war es ja noch ganz anders... Sind das Modeerscheinungen oder Weiterentwicklungen, muss ich damit rechnen dass alles was ich jetzt mache beim nächsten Kind wieder verkehrt ist? Danke für Ihre Antwort!
Liebe März, wir leben in einem Zeitalter, wo sich die Veränderungen fast selbst überholen! D.h., mit jeder neuen Entdeckung stellen wir die vorherige infrage oder bestätigen Sie. Hat früher jemand ein richtig gutes Fachbuch geschrieben, dann hatte es 50 Jahre und mehr Bestand. Heute ist ein Buch alt, wenn es 5 Jahre auf dem Buckel hat. Es ist gut, wenn alt Hergebrachtes auf den Prüfstand kommt, denn manches ist überliefert, aber nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Aber nicht alles Erforschte ist unbedingt richtig!!!! Aus beidem eine gesunde Mischung zu finden, das ist der Trick. Zum Beispiel beim Stillen: Stillen ist die normale Ernährung für ein Kind. Die "Zutaten" werden jeden Tag auf das Alter und die Menge des Kindes angepaßt! Welche andere Nahrung kann das bieten? Leider ist mit der Verlagerung der Geburt in die Klinik und der Einführung der Industrienahrung etwas passiert, was aus unseren Köpfen nicht mehr wegzukriegen ist: die Kontrolle! Kontrolle über Frau und Kind! Milch in einer Flasche mit ml-Einteilung ist viel besser zu überwachen, als Milch die "unsichtbar-nicht messbar" aus einer Frau fließt. Und wie unappetitlich! So eine Flasche kann man auskochen, sterilisieren (wir haben sie damals - meine Tochter ist 32 - in Milton-Chlorbad gelagert und dann ohne abspülen die Milch eingefüllt!!!!!!) und alle Keime töten! Aber vor allem die Menge kontrollieren. Kinder mußten "spucken", weil ihr murmelgroßer Magen mit 30-50 ml Tee oder Glucose aufgefüllt wurde und nach dem Spucken "hungern", weil es nur alle 4 Stunden etwas gab! Das nannte man dann Erziehung! Heute weiss man, dass das Quatsch ist! Jetzt ist unser Problem, dass die Mütter es nicht mehr aushalten, wenn Ihre Kinder weinen - weil Mutter oder Schwiegermutter die Erfahrung Ihrer Zeit weitergeben! Eine interessante Diskussion auch: desinfizieren oder im Dreck spielen lassen. Desinfizieren ist gut, es tötet Keime ab (fragen Sie mal die Hersteller dieser Mittel!!!!), aber zuviel des Guten läßt uns anfällig werden für andere Erkrankungen (siehe Diskussion um Allergien und chronische Erkrankungen). Was ich sagen will: wir wissen heute sehr viel mehr über die Bedürfnisse von Säuglingen, über die Hirnentwicklung, über die Ernährung. Es muss uns aber gelingen, all die unsinnigen Entwicklungen (z.B. 3er und 4er Folgemilch) herauszufiltern. Und das macht es zur Zeit so schwer. Nichts gilt komplett, alles muss von allen Seiten beleuchtet werden - die Richtschnur ist so schwer zu erkennen! Liebe Grüße Martina Höfel
Mitglied inaktiv
Hallo, wie alles in der Welt entwickelt sich auch die "Babyforschung" ständig weiter. Deswegen ist es sinnvoll, sich auch selber Gedanken zu machen und sich bei Themen, zu denen man unterschiedliche Empfehlungen hört selber zu informieren. Es wird 100%ig nicht so sein, dass alles, was du jetzt machst beim nächsten Kind völlig verkehrt sein wird, aber auch da wird es Veränderungen geben, weil man herausgefunden hat, dass dieses und jenes nicht so gut oder besser ist. Manchmal sind es nur "Verschiebungen". Früher hieß es, das Kind soll nicht mit ins Bett wegen des Wochenflusses, heute heisst es, das Kind soll nicht im Elternbett schlafen wegen der Gefahr des Plötzlichen Kindstodes. Was macht das für einen Unterschied? ;-) Es wird immer Dinge geben, die sich ändern, weil man eben immer mehr hausfindet und auch, weil die Gesellschaft und die Menschen sich ändern. Du wirst bei deinem nächsten Kind ohnehin einiges anders machen als beim ersten - weil DU dich weiterentwickelt hast. Ich wünsche dir alles Gute und eine gesunde Portion Selbstvertrauen ;-) Silke