Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

wahrnehmungsstörungen

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: wahrnehmungsstörungen

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sehr geehrter herr dr. jorch, hatten heute wieder mal entwicklungskontrolle, mein sohn kam bei 25+6 und ist nun korrigiert 8 monate alt (normal über 11). mir gesagt, er ist zu hektisch und aufgedreht, hat wahrnehmungsstörungen und braucht ergo und logotherapie (physiotherapie haben wir schon). aber eigentlich ist er eh ganz normal und für ein extremfrühchen super drauf. gleichzeitig wird aber immer darauf hingewiesen, dass er sich so in der schule nicht konzentrieren wird können usw. mich verunsichert das ganze total, denn ich weiß nicht, wie ich das beurteilen soll. ja, er ist sehr lebhaft und bewegt sich viel, allerdings schläft er nachts durch und macht auch tagsüber 1-2 schläfchen, er schreit fast überhaupt nicht (außer er hat hunger), ist meistens fröhlich und offen, auch zu anderen menschen, geht gerne spazieren, lacht viel, ein echter sonnenschein. daheim ist er auch viel ruhiger und beschäftigt sich lange mit seinen sachen - wenn wir woanders sind ist er aufgeregt ja, das habe ich heute auch angemerkt, aber da hieß es "ein normales reifgeborenes wäre anders aufgeregt als er"?! für mich klingt wahrnehmungsstörung einfach so bedrohlich und mir macht auch die einschätzung angst, dass er sich quasi nicht normal "in die gesellschaft einfügen wird können". andererseits wird mir gesagt, dass er motorisch sehr gut drauf ist, für sein korrigiertes alter alles kann...es ist so widersprüchlich und ich kenne mich gar nicht mehr aus. ich habe ja nichts gegen ergotherapie usw., aber ich finde, dass mir das alles nicht ganz so richtig kommunziert wurde. was meinen sie?


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Ich glaube, dass das Thema etwas früh eingebracht wurde. Die Diagnose der genannten Wahrnehmungstsörungen und die daran gekoppelte prognostische Einschätzung dürfte in diesem Alter kaum möglich sein. Meine Empfehlung: Mindestens 6 Monate warten und dann das Thema Wahrnehmungstörungen erneut besprechen.


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herzlichen dank! das ist mir eine große hilfe.


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Hi! Ich finde es auch zu früh jetzt schon von einer "Wahrnehmungsstörung" zu sprechen. Bei meinem Sohn (er kam in der 30.SSW) wurde es erst mit 2 J. diagnostiziert. Er hat Probleme mit der "eigenen Körperwahrnehmung" . Logopädie halte ich auch noch für zu früh; er ist doch nichtmal 1 J. alt. Wir haben mit Logopädie mit 3 J. und 8 Monaten begonnen. Der HNO sagte uns, daß er es "normal" erst ab 4 J. verordnet; da mein Sohn aber schon lange Defizite in der Sprachentwicklung hatte bekamen wir es früher. Liebe Grüße!


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hallo, vielen dank für die schilderungen deiner erfahrungen! :-) es ist mir sehr wichtig, auch andere meinungen und standpunkte zu erfahren. liebe grüße, heidi


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Hallo, mein Sohn kam exakt die gleiche Woche-gleicher Tag-Wahnsinn oder? Also, er ist jetzt 2,6 Jahre alt. Ja, ich glaube schon daß mein Sohn ADHS hat. Wir machen schon seit einem Jahr Frühförderung. Ich habe jetzt keine Zeit-schreibe Dir abends nochmal-Tschüß


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Hallo nochmal. Also, diese Sachen sollten Dir nicht zu große Angst einjagen. Man kann in diesem Alter noch enorm viel mit Therapien erreichen. Versuche unbedingt Frühförderung zu bekommen. Wir machen das nun ein Jahr lang. Später möchte ich noch Ergotherapie dazu machen. Was bei ADHS auch besonders gut helfen soll, ist heilpädagogisches Reiten. Ansonsten rate ich Dir: viel hinsetzen und üben. Konzentration und Ausdauer-eine Lebensaufgabe!!! Aber es lohnt sich!!!!! Wahrnehmungsprobleme haben fast alle der sehr frühen Frühchen. Wenn Dir Leute dumm kommen, sage Dir immer, daß Du ein Wunderkind hast!!!! Viel Kraft und alles Gute Anne


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danke für deinen bericht anne! die sache ist ja, dass mir die leute nie dumm kommen, im gegenteil, ich höre nur absolut positive zu ihm. hat denn dein sohn als baby sehr viel geschrieen? (wenn ich fragen darf).


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Es ist tatsächlich so, dass in dem jungen Alter noch keine Wahrnehmungsstörungen diagnostiziert werden können. Für Frühchen ist es typisch, dass sie irritierter sind und schnelle, fahrige Bewegungen machen etc. So lange Sie beobachten, dass Ihr Kind Ruhephasen hat, sich auch mal längere Zeit mit etwas beschäftigt (auch mal alleine), Reize aus der Umwelt aufnimmt u.s.w. sind die besten Voraussetzungen für eine gute Wahrnehmungsentwicklung gegeben. Selbstverständlich haben Frühchen ein höheres Risiko, Wahrnehmungsstörungen zu entwickeln, aufgrund der Unreife mit der sie zur Welt gekommen sind. So wie Sie das Verhalten Ihres Sohnes schildern, sehe ich das eher so, dass er möglicherweise Informationen aus der Umwelt noch nicht in der Geschwindigkeit verarbeiten kann und er vielleicht dadurch etwas unruhiger wirkt. Aber das haben andere Kinder auch und ist auch etwas ganz NORMALES und sollte nicht überbewertet werden. Ihr Kind schläft angemessen (Schlaf-Wach-Rhythmus; Ruhephasen etc.) und das ist in jeder Hinsicht ein gutes Zeichen :) Logopädische Förderung erzielt in dem Alter noch keinen Effekt, es sei denn es bestehen mundmotorische Probleme wie z.B. Koordinationsprobleme beim Schlucken-Saugen-Atmen oder die Sprechwerkzeuge (Gaumen, Zunge, Lippen, Kiefer etc.) sind nicht angemessen koodiniert, um erste Laute und Plappern zu artikulieren oder es bestehen Trinkprobleme etc. Ergotherapie macht auch nur Sinn, wenn ihr Kind sich aufgrund der beschriebenen Verhaltensweisen beeinflussen lässt und es ihm nicht möglich ist, Reize aus der Umwelt aufzunehmen (aufgrund von Reizaufnahmeprobleme), aber das beschreiben Sie nicht, ganz im Gegenteil. Dagegen sind frühfördernde Maßnahmen (basale Stimulation, sensorische Anregungen, Spielanregungen, Körperwahrnehmungsanregung, Schaukeln, Wippen, Schwimmen etc.) immer eine sinnvolle Sache bei kleinen Kindern - eben auch und besonders bei Frühgeborenen. Erfreuen Sie sich an Ihrem Sohn und der tollen Entwicklung, die er macht. Viel Spaß beim Entdecken! Sonnige Grüße, Janine (Psychologin; Frühgeborenennachsorge)


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Hallo nochmal, also er konnte nicht viel schreien, weil er eine ziemlich schwere BPD hatte und wenig Kraft zum schreien. Aber er war schon sehr unruhig. Im nachhinein fällt mir auf, daß er immer alles machte, was er sollte, aber viel weniger Ausdauer hatte als normal. Er war mororisch immer sehr fit, er stand mit korr. 8 Monaten an Schränken usw. Später habe ich mal gelesen, daß sowas auch auf ADHS hinweisen kann. Schön, daß Deine Umwelt so positiv reagiert. In letzter Zeit habe ich oft festgestellt, daß die meißten Menschen keine Ahnung haben, wie früh eine 26. SSW eigentlich ist und wenn ich dann erkläre, daß er 3,1/2 Monate zu früh geboren ist, völlig geschockt sind darüber. Muß sagen, man sieht es ihm auch nicht mehr an! Finde ganz interessant, was die Entwicklungspsychologin vor mir gesagt hat, halte Dich doch daran! Es ist super früh, von Wahrnehmungsproblemen bzw. von ADHS zu sprechen, Aber behalte es im Auge! Viel Glück und alles Gute.


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herzlichen dank janine für die tollen worte! habe mich sehr gefreut darüber, auch über ihre einschätzung der lage.


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danke dir vielmals! also stehen tut mein sohn noch nicht, eine BPD hat er auch, allerdings nur eine moderate form. aber schreien tut er auch sehr wenig, allerdings hat er kraftmäßig damit jetzt kein problem mehr. ;-) ich denke auch, dass viele nicht wissen, was 26. SSW bedeutet, manchmal hört man sowas wie: "ja meine schwester kam auch 3 wochen zu früh." aber wie gesagt, die nähere umgebung war bei uns sehr involviert und heute sagen eigentlich alle, dass er gar nicht mehr wie ein frühchen wirkt. gewichts- und aussehensmäßig hat er jetzt aufgeschlossen.


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Ich sag Dir dazu bloss, lass Dich ja nicht verunsichern- unsere Zwillinge sind in der 31.SSW geboren, nach einem Jahr sagte man die Eine habe vermutlich eine Bewegungsstörung, ob sie zum Laufen käme, sei nicht klar etc. etc. Wir natürlich total total verunsichert - und heute: 3 Jahre: super super fit, inVielem den Gleichaltrigen vorraus . Ich hätte mir sooooo viel Sorgen erspart.Einfach weiter viel Spass haben!!!


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