Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Zu gut gemeint

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Zu gut gemeint

Mama2020L

Hallo, mein Kind ist 3 Jahre und 8 Monate alt, und leider haben wir fest gestellt, dass mein Mann und ich es leider ein wenig zu gut gemeint haben mit unserer Tochter. Das bedeutet, wir haben sie absolut Dauer bespaßt. Sie musste nie wirklich erlernen was alleine zu machen. Das meinten wir nie böse sondern haben selbst aus schlechten Erfahrungen aus unserer Kindheit so gehandelt (dass ein Elternteil sich absolut nie gekümmert hat und wir beide bis heute darunter leiden) daher ist es so gekommen wie es gekommen ist. Nun haben wir es auch nicht besser gemacht irgendwie. meine Tochter dreht förmlichst durch wenn wir Eltern uns unterhalten, wir arbeiten daran schon und sagen ihr, dass sie jetzt kurz "sendepause" hat. Wenn Besuch da ist, ist es am schlimmsten. Sie tyrannisiert alles und jeden, andere Kinder und Erwachsene, nur damit die Aufmerksamkeit auf ihr liegt, dann halt negative aber besser so als keine. Das ganze geht so jetzt nicht mehr, das ist mir bewusst und ich ändere es auch schon , sage ich mache jetzt die Wäsche, du kannst dich alleine beschäftigen. Aber mit der Aufmerksamkeit bei Besuch wird es nicht besser und da bin ich auch etwas ratlos. Ebenfalls in der Kita beschäftigt sie sich lieber mit Erziehern als mit anderen Kindern weil der Input dann ja viel gewohnter und intensiver ist als mit einem anderen Kind. Können Sie mir Tipps geben wie ich das Ruder noch rum reißen kann? Wie geh ich am besten vor, dass sie sich auch nicht vor den Kopf gestoßen fühlt nach so langer Zeit 150% Aufmerksamkeit? Ich bin seit 3,5 Jahren nur dauerbespaßer, irgendwie hab ich nur Pause wenn die kleine schläft oder ich arbeiten bin. Ich mach es zwar gerne aber der Punkt jetzt was ändern zu ist gekommen. 


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

Liebe Mama2020L, Sie können damit anfangen, dass Ihre Tochter sich am Nachmittag 2x 10 Minuten alleine beschäftigen darf. Klappt das gut, weiten Sie die Zeiten ein wenig aus. Sie können so vorgehen, dass Sie beispielsweise ein kurzes Hörspiel anmachen oder eine Lieder-CD und erklären, dass Sie nach dem Hörspiel oder nach Lied xy wieder Zeit für sie haben. Erklären Sie gerne dazu, was Sie in der Zeit machen, so dass Ihre Tochter sich nicht veranlasst sehen muss, (immer wieder) danach zu fragen. Viele Grüße Sylvia


Anna198

Aus ehrlichem Interesse eine Frage: wann und wie hast du denn die letzten 3,5 Jahre den Haushalt gemacht? Wie hast du gekocht, geputzt, die Wäsche gemacht, aufgeräumt, eingekauft,....? Nachts? Oder habt ihr eine Reinigungskraft/Aupair oder Ähnliches die diese Tätigkeiten übernimmt? Ich hab ähnliche Posts wie deine schon des Öfteren gelesen und frage mich dann immer: wie machen die das? Wer erledigt diese ganzen Haushaltsaufgaben mit denen ich einen Großteil des Tages beschäftigt bin? 


Mama2020L

Das frage ich mich manchmal auch. Abends wenn mein Mann zuhause ist, die Wäsche, staubsaugen geht auch mit meiner Tochter zusammen. Aufräumen und sonstiges noch in der halben Stunde nach Feierabend, bevor ich sie aus dem Kindergarten hole. Oder wenn sie abends schläft. Ich bin dadurch schon lange sehr überlastet. Daher muss sich ja auch was ändern.


Anna198

Wann kommt sie denn aus dem Kindergarten? Musst du nicht mehr kochen, esst ihr nicht zusammen zu Hause? Bei mir fällt da so viel an den ganzen Tag, aber sie sind halt auch beide zu Hause, das ist vermutlich einfach eine ganz andere Situation. 


Mama2020L

Ich hole sie um 12.30 Uhr. Mittags koche ich dann mit ihr zusammen. Wenn ich abends koche darf sie 20-30 min fernseh schauen. Mehr guckt sie am Tag auch nicht. Mein Mann übernimmt auch vieles im Haushalt. Einkaufen gehe ich immer mit ihr. Ich habe keine Ahnung wie andere Eltern das machen... kannst ja auch gerne mal berichten. Ich habe ja inzwischen erkannt dass es so nicht normal ist wie es bei mir läuft.... 


Anna198

Also mein Mann packt nicht überdurchschnittlich viel im Haushalt mit an, ich hab 2 Kinder zu Hause die noch nicht im KiGa sind und arbeite von zu Hause aus 10 Stunden die Woche wenn die Kinder schlafen. Mir bleibt also gar nichts anderes übrig als den Haushalt zu machen, wenn die Kinder wach sind. Ich mache was gemacht werden muss und die beiden wuseln um mich herum oder durch die ganze Wohnung und beschäftigen sich mit allem was sie in die Finger bekommen. Das habe ich von klein auf so gemacht. Ich bin immer in ihrer Nähe und rede viel mit ihnen, aber mache halt gleichzeitig den Haushalt. Und manches geht ja auch zusammen, wie Spülmaschine ausräumen und staubsaugen.  Und wir haben trotzdem viel schöne gemeinsame Zeit beim Rausgehen und beim Essen, in der meine ganze Aufmerksamkeit bei ihnen ist. "Bespaßt" habe ich meine Kinder noch nie. Ich habe mit ihnen gespielt wenn ich Lust und Zeit dazu hatte, und das dann wirklich mit Freude, ohne Pflichtgefühl. Wir haben wenig Spielzeug, aber sie dürfen alle ungefährlichen Alltagsgegenstände in unserer Wohnung benutzen und das machen sie und sind dabei sehr kreativ. Ich hab keine Ahnung ob das am Wesen meiner Kinder liegt, dass sie sich so gut alleine beschäftigen oder daran, dass ich es schon immer so handhabe.  Aber was ich vielleicht noch erwähnen sollte- die beiden richten bei ihrem selbständigen Spiel immer ein unfassbares Chaos an. Das kostet auch Kraft das wieder zu beseitigen und auch ich bin sehr erschöpft.    


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