Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Wütender 4 Jähriger

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Wütender 4 Jähriger

Marienkäfer_28

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Guten Tag Frau Ubbens, Eigentlich ist es mir sehr peinlich, dass ich mir "fremde" Hilfe holen muss, aber ich bin wirklich am Ende und weiß mir keinen Rat mehr. Ich habe drei Kinder im Alter von 9/ 4,5 Jahren und das Baby mit 9 Monaten. Es geht um den mittleren. Er war von jeher schon immer schwieriger als sein Bruder, hat ein super hitziges Temperament und einen unglaublichen Dickkopf. Er ist super schlau ( das sage nicht nur ich, sondern zb die Erzieher im Kiga) , er bekommt wirklich alles mit, hat einen enormen Wortschatz und weiß aber auch ganz genau, wie man etwas schlau umgehen kann. Leider hat er auch heftige Wutausbrüche, dann verletzt er sich selber, aber auch mich oder seinen Papa oder Bruder. Seinen Bruder haut er auch oft "einfach so", um ihn zu ärgern, oder wenn dieser ihn provoziert. Aus dem Kiga habe ich nichts gehört dass er Haut und auch sonst habe ich es Gott sei Dank noch nicht beobachtet, trotzdem habe ich Angst, dass er das einmal übernimmt. Wenn er einen Wutanfall hat - die Ursachen können total unterschiedlich sein, aber meistens bekommt er nicht seinen Willen, U.A. wenn er vorher auch wieder nicht gehört hat. Ich weiß damit einfach nicht mehr umzugehen, ertappe mich dabei, dass ich Bauchweh bekomme wenn es Zeit ist, ihn aus dem Kiga abzuholen, und tief Luft hole wenn wir ereignislos zu Hause ankommen. Dadurch kann ich aber auch überhaupt icht mehr objektiv mit ihm umgehen. Mein Geduldsfaden ist einfach nicht mehr vorhanden, mir platzt bei allem auch sofort die Hutschnur. Ich merke dass, aber das geht schon so lange, dass einfach jegliche Geduld aufgezehrt ist. Seit der Geburt seiner Schwester ist es natürlich noch etwas mehr geworden, aber die Grundproblematik war vorher schon. Dazu muss ich aber auch sagen, das der kleine Kerl auch schon wahnsinnig viel durchmachen musste. Als ganz kleines Kind ( anderthalb bis ca 3 Jahre) war er teilweise jeden Monat sehr schlimm krank, einmal mussten wir ins Krankenhaus weil er keine Luft mehr bekam. Dann wurde er operiert und bekam Paukenröhrchen, danach wurde das besser. Anfang des Jahres hatte er den Norovirus und dabei stellte sich heraus, dass er sehr wahrscheinlich Morbus Crohn hat. Er steht das alles so tapfer durch! Auf der einen Seite tut er mir so leid, und ich hab ihn so unendlich lieb! Auf der anderen Seite spüre ich eine Wut und Hoffnungslosigkeit, mit Sicherheit bin ich ein großer Teil des Problems, und dafür schäme ich mich gleich doppelt. Nur kann ich ihm sein Verhalten ja auch nicht durchgehen lassen, heute hat er angefangen Steine gegen Autos zu werfen. Nur weil sein Bruder vor ihm die Ampel gedrückt hat. Jeder Versuch ihn zu beruhigen ( er darf die Ampel am Rückweg drücken, zwei Mal usw) ist gescheitert. Nein, er will das jetzt. Und da war es vorbei, wir sind nach Hause gegangen, ich musste ihn tragen oder mehr schleppen, er hat die ganze Gegend zusammen geschrien und um sich getreten, gebissen und gehauen. Ich habe mich so sehr geschämt. Und das passiert leider wirklich öfter. Ich bin einfach ratlos. Das Baby war nicht geplant und ich merke auch, dass ich Versuche mich in 3 Richtungen zu zerreißen, aber plus Haushalt und Termine- es gelingt mir wenn nur sehr schwer. Ich bin nur noch müde, mir rauscht es in den Ohren und es gibt einige Tage an denen ich mich schwer zwingen muss, überhand aufzustehen. Was kann ich nur tun? Wie kann ich meinen Sohn das Leben erleichtern? Ich will nicht dass er unglücklich ist, und später zurück blickt und mit sagt, wir furchtbar seine Kindheit war. Im übrigen versuche ich einen Sport für ihn zu finden, aber erstens ist er noch sehr oft sehr müde nachmittags, zweitens wollte er noch nirgends so bleiben. Ich weiß auch nichts mehr. Es tut mir sehr leid für den langen Text. Viele Grüße


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Marienkäfer_28, Sie brauchen Pausen. Haben Sie Großeltern oder andere Verwandte oder Freunde, die sich ein oder zwei Mal in der Woche um eines oder mehrere Kinder kümmern können. Vielleicht kann jemand das Baby am Vormittag im Kinderwagen spazieren fahren, damit Sie auch wirklich mal eine Auszeit bekommen und sich um kein Kind kümmern müssen. In der Zeit sollte auch der Haushalt oder Einkäufe ruhen. Sie gehen ganz für sich alleine spazieren, lesen ein Buch oder tun etwas, was Ihnen Spaß macht. - Nur für sich. Wie präsent ist der Papa? Zu welchen Zeiten ist dieser zu Hause und könnte sich um alle drei oder um jeweils ein Kind kümmern? Bitte schreiben Sie mir noch, ob Ihr Sohn im Kindergarten eine ganz normale Entwicklung zeigt. Spielt er altersentsprechend, kommt Aufforderungen altersentsprechend nach, kann dort mit Zurückweisungen umgehen usw.. Fragen Sie gerne nach und schreiben mir noch einmal, damit ich gezielter antworten kann. Viele Grüße Sylvia


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