Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Willenstarkes und impulsives Kleinkind

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Willenstarkes und impulsives Kleinkind

sinab

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Hallo Fr. Schuster, es geht mir heute um unsere jüngere Tochter, 19 Monate alt. Unsere ältere Tochter war ein sehr "pflegeleichtes" Baby und Kleinkind, schlief gut, war fast immer zufrieden, weinte praktisch nie. So dachte ich eigentlich ich würde noch viele Kinder bekommen, denn - naiverweise - ging ich davon aus, alle meine Kinder würden wieder genauso werden :-). Nun denn, unsere 2. Tochter hat mich eines Besseren belehrt. Die ersten 6 Wochen waren ein Traum, doch dann ging es los. Sie weinte viel, schlief nicht mehr ein, bei jedem Mucks wurden sie wach, war immer unzufrieden, verweigerte lange Zeit Beikost, wollte ständig gestillt werden, wachte nachts stündlich auf, usw. Generell ist sie sehr sehr willenstark und auch sehr impulsiv. Wenn Sie auch nur denkt es könnte ansatzweise etwas nicht nach ihrem Kopf laufen, fängt sie sofort an zu brüllen, wirft sich auf den Boden, oder haut auch schon mal zu. Wir haben auch schon eine Beiß- und eine Zwickphase hinter uns. Auch heute noch es oft so, dass sie mich an meine Grenzen bringt und ich merke dass ich dann einfach "abschalte". Ein Beispiel: ich versuche zu kochen. Die kleine möchte hoch auf die Küchentheke, was sie ja auch darf. Dort gebe ich ihr etwas zum Spielen (Topf, rohe Nudeln, Schneebesen,etc.). Doch das passt alles nicht, alles fliegt in hohem Bogen runter. Sie möchte stattdessen im heissen Topf rühren. Auch das dürfte sie - mit meiner Hilfe - doch sie will alleine. Fängt an um sich zu schlagen und zu brüllen, weil sie nicht darf. Es wird zu gefährlich auf der Theke, ich "warne" sie, sage "Entweder..., oder du musst runter!" - das Ende vom Lied ist, dass ich sie auf den Boden setze, dort brüllt sie weiter, wirft sich hin, schlägt weiter um sich. Und in solchen Momenten schalte ich einfach ab. Normalerweise würde ich sie hoch nehmen, versuchen zu trösten. Doch im Moment kommen solche Situationen wieder so oft vor, dass ich sie einfach liegen lasse - was mir hinterher dann oft leid tut. Beim Essen geht es dann weiter, sie will natürlich den gleichen Teller wie wir, der dann wieder in hohem Bogen fliegt weil irgendwas nicht passt und natürlich bricht. Sie möchte selbst Saft einschütten, alles geht daneben, usw. Ein weiteres Beispiel: unsere Tochter wird seit Geburt in den Schlaf gestillt. Seit einiger Zeit ist es so, dass sie schon brüllt wenn wir ins Schlafzimmer gehen. Manchmal kann ich sie ablenken, doch sobald die Tür zu geht, brüllt sie wieder. Es ist erst ok, wenn sie z. Bsp. die Brust bekommt.Oder wir noch ein Buch anschauen. Doch auch dann, sobald das Buch zu Ende ist - Gebrüll. Mit meiner Großen habe ich das Einschlafritual immer genossen - es war entspannt und kuschelig. Mit der Kleinen ist es fast immer nur Stress. Dabei wird und wurde sie nie von mir alleine gelassen, ich habe sie immer in den Schlaf begleitet und tue das auch jetzt noch. Deshalb weiß ich auch nicht was ich anders machen könnte.... ich habe auch schon versucht beide Kinder miteinander schlafen zu legen, das würde der Kleinen schon gefallen, aber sie dreht dann dermassen auf dass sie überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommt. Und die Große fühlt sich massiv gestört. Noch kurz zur Ergänzung: wir essen abends ca. 18.30 Uhr, danach spielen die beiden noch etwas während ich aufräume. Dann mache ich die Kids bettfertig. Dann lesen wir noch gemeinsam ein Buch oder kucken eine Folge Bob der Baumeister (10 min). Die Große geht dann entweder mit meinem Mann ins Bett oder bleibt alleine, während ich mit der Kleinen schlafen gehe. Mit der Kleinen gehe ich hoch, d.h. ich trage sie hoch weil sie oft da schon brüllt, Nachtlicht wird angemacht (währenddessen meist Gebrüll), dann stille ich sie noch, dann turnt sich noch rum, oder meckert und quengelt, schlägt oder wirft Sachen durch die Gegend, irgendwann (fast immer erst nach 45 Min., auch wenn wir erst später ins Bett gehen) legt sie sich dann hin und schläft ein. Überhaupt geht das Gemeckere und oft auch Gebrüll schon morgens los. Irgendwas passt nicht beim Frühstück, oder es passt nicht, dass wir nicht direkt nach dem Aufsthen in den Garten gehen. Dann passt es nicht, weil sie nicht morgens schon was Süßes bekommt (bei uns gibts in der Regel nachmittags eine kleine Süßigkeit). Dann passt es nicht dass der Fernseher nicht schon morgens läuft. Dann passt es nicht dass sie die Spielsachen der Großen nicht haben kann. Dann passt es nicht dass sie nicht im Kühlschrank rumwühlen darf. USW USW USW..... so geht es oft den ganzen Tag. Ablenkung funktioniert leider fast nie und auch nicht wenn ich ihr geeignete Alternativen anbiete. Sie will GENAU das was sie sich in den Kopf gesetzt hat und NICHTS anderes. Besonders schlimm ist es immer wenn sie z.Bsp. Zähne bekommt, oder krank ist. Und das Zähne bekommen zieht sich bei ihr immer sooooooo lange..... Seltsamerweise ist sie, sobald wir irgendwie aus dem Haus sind, im Garten oder bei Freunden, das liebste Kind überhaupt..... manchmal verstehe ich echt die Welt nicht mehr und frage mich so oft was ich nur falsch mache oder ich anders machen könnte...... Ich möchte so gerne mal wieder einen entspannten Tag mit meinen Kids erleben..... :-) Vielleihct haben Sie ja einen Rat für mich?? LG Sina


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Hallo Sina Bitte schalten Sie Ihre Ohren nicht zum Eigenschutz auf Durchzug, wenn Ihre jüngere Tochter sich wütend auf den Boden wirft und schreit o.Ä. Geben Sie ihr die erwünschte Aufmerksamkeit, indem Sie ihr eine Möglichkeit anbieten sich angemessen abzureagieren, damit sie sich nicht selbst weh tun muß (Wutkissen o. Ablenkung). Wenn möglich, machen Sie das Stillen abends vom Schlafen unabhängig und stillen Sie Ihre Tochter, bevor sie bettfertig gemacht wird. Führen Sie ein Einschlafritual durch WÄHREND Sie Ihre Tochter ins Bett legen und stellen Sie ihr dann sanfte Musik an, bevor Sie mit einer eigenen Beschäftigung im Zimmer verbleiben. Halten Sie durch, liebe Grüße und: bis bald?


kirshinka

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Vielleicht ist Deine Süße auch zu spät dran mit ins Bett gehen? TV würde ich direkt vorm Schlafen gehen auch überhaupt nicht machen! Vielleicht kannst du auch manchmal Kompromisse schließen? Meine will auch oft vorm Frühstück Süßes (Meistens dann wenn sie riesigen Hunger hat). Ich kündige dann an, dass es jetzt 2 Smarties (also ganz wenig) gibt und dann Frühstück. Und wenn ihr das zu wenig ist, dann muss sie eben protestieren - aber mehr gibts dann nicht - erst nachm Frühstück. Süßes gibt es einmal am Tag, aber den Zeitpunkt kann sie selbst wählen. Sie muss die Große halt fragen, ob sie deren Sachen haben kann, falls diese Nein sagt, muss sie das akzeptieren. Mit TV hab ich keine Erfahrung - haben wir nicht. Aber sie darf aufm iPhone Filmchen schauen, die wir selbst aufgenommen haben - aber auch limitiert - und wenn sie schon genug geschaut hat, dann muss sie sich halt beschweren, wenn sie nicht darf.


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