Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Wie mit Wutanfällen umgehen -viele Veränderungen...(ziemlich lang)

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Wie mit Wutanfällen umgehen -viele Veränderungen...(ziemlich lang)

Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Schuster, nach langer Zeit habe ich mal wieder eine Frage an Sie, da ich etwas ratlos bin. Unser Sohn (inzwischen 5) bekommt derzeit bei z.T. scheinbar nichtigen Anlässen Wutanfälle, die in regelrechtes Kreischen, oft auch Umsichschlagen enden. Es geht um Dinge, die in unseren Augen eigentlich kein großes Problem sind, er sieht es aber nicht ein. Zuvor sollte ich noch schreiben, dass im Sommer für ihn ziemlich viele und große Veränderungen kamen: Wir haben Anfang Juli ein Baby bekommen, über das er sich auch wirklich sehr freut und zu dem er super lieb ist; im Abstand von 2 Monaten sind seine beiden Erzieherinnen aus seiner KIGA-Gruppe einfach weggewesen, ohne sich bei den Kindern zu verabschieden, eine neue Erzieherin kam und er ist jetzt Schulanfänger (also Vorschüler) im KIGA und dadurch werden die Kinder auch ganz anders gefordert, was ihm aber sehr viel Spaß macht und gut tut. Zum Beispiel für die Wutanfälle: Er zieht morgens gerne die Rolläden hoch, wenn er erster ist. Heute hat dies mein Mann getan und unser Sohn rastete aus, wir sollten die Rolläden wieder runterlassen, er will sie hochziehen. Wie ließen sie oben und meinten, dass er sich natürlich am nächsten Morgen wieder hochziehen kann. Die Situation eskalierte total. Oder ich wecke ihn morgens, lasse ihm wie immer etwas Zeit noch zum Aufwachen und komme dann zum gemeinsamen Anziehen. Ganz alleine Anziehen kann er zwar, aber dann bleibt er erst recht immer liegen und es gibt wieder Streit. Er will nicht aufstehen, bleibt liegen auch auf mehrmaliges Auffordern. Ich sagte dann, ok, wenn Du jetzt nicht aufstehst, muss ich erstmal Dein Brüderchen anziehen, der rief nämlich schon und komme dann wieder zu Dir. Er stand immer noch nicht auf und ich machte erstmal das Baby fertig. Da eskalierte die Situation völlig: Ich solle das Baby wieder ausziehen und ihn zuerst anziehen usw. Ich bin dann nach dem ich mit dem Brüderchen fertig war, wie vereinbart wieder zu ihm gekommen, aber er ließ sich nicht beruhigen. Die meisten solcher Situationen habe ich mit meinem Sohn. Allerdings ist mein Mann natürlich auch weniger zu Hause aufgrund seiner Arbeit. Sicherlich bin ich derzeit auch aufgrund der neuen Situation mit dem Baby nicht so entspannt und sicher wie sonst. Aber wie verhalte ich mich in solchen Situationen am besten? Ich habe es schon mit ruhigem Sprechen, Versuch, ihn in den Arm zu nehmen versucht, aber er steht dann völlig neben sich und ist nicht zu halten. Ich habe es schon mit aus dem Raum gehen versucht und ich erst einmal in Ruhe gelassen, aber irgendwie hat das auch nicht zur Beruhigung beigetragen. Ansonsten, das muss ich dazu sagen, ist der ein Kind, das mit seinem Bruder total fürsorglich umgeht und auch derzeit einen großen Entwicklungssprung macht. So will er auf einmal Schreiben lernen, was ihm sehr, sehr leicht fällt; er interessiert sich für in meinen Augen schwierige Themen wie Schwerkraft der Erde, wie funktionieren Flugzeuge, wie ist der erste Mensch entstanden, wenn es doch vor ihm keine Menschen gab.... Das war schon immer so,. aber im Moment braucht er ständig "Futter" fürs Gehirn. Vielleicht haben Sie einen Tipp, wie ich da wieder ein bisschen mehr Gleichgewicht hineinbekomme. Dankeschön und viele Grüße JanMami


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Hallo JanMami Ihr Sohn scheint mit der momentanen Situation genauso unzufrieden zu sein wie Sie. Nehmen Sie ihn doch "einfach mal" in konkreter Situation in den Arm und sagen Sie ihm genau Das. Er wird dann das Gefühl haben, dass Sie sein Verhalten zwar verstehen, aber nicht immer akzeptieren /durchgehen lassen können. Handeln Sie gerade jetzt in der Zeit des "Umbruchs" besonders konsequent und möglichst gelassen, damit er wieder zu seiner sicheren Orientierung zurückfindet. Da Ihr Sohn Etwas braucht um sich abzureagieren und um "seinem ganzen Frust Luft zu machen", rate ich Ihnen, ihn an einer Sport-/Schwimm-Gruppe teilnehmen zu lassen oder ihm -je nach Neigung- das Erlernen eines Musik-Instrumentes zu ermöglichen. Liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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... im Moment probieren wie die Anfälle mit einer Punkteliste in den Griff zubekommen: Ich erklärte ihm immer wieder, wie er mit der Wut anders umgehen kann und wenn er es probiert und die Ausraster weniger würden, bekäme er abends einen Punkt. Nach einer Woche könnte er sich dann ein kleines Geschenk aussuchen. Allerdings lässt der Erfolg noch auf sich Warten.... Ist das überhaupt eine gute Idee?


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Hallo nochmal, dass Sie Ihrem Sohn immer wieder geduldig eine geeignete Möglichkeit anbieten um seine (verärgerten) Gefühle und Stimmungen angemessen auszudrücken, kann ich nur unterstützen. Das Belohnungssystem halte ich allerdings für 5-Jährige noch für ungeeignet, da es meiner Ansicht nach einer Erpressung gleich kommt: die Kinder verhalten sich wie erwünscht, um Punkte und/oder ein Geschenk zu erhalten, aber nicht aus Einsicht.- Irgendwann haben sie diese Taktik durchschaut und lassen sich nicht mehr "veräppeln". Liebe Grüße und: halten Sie durch!


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