Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Wie mit Futterneid umgehen?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Wie mit Futterneid umgehen?

Mama28012015

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Unser Sohn ist knapp 5 Jahre alt. Er hat 2 kleine Schwestern. Alle Kinder werden gleich behandelt und bekommen auch immer gleich viel. Unser Sohn wird nicht benachteiligt. Seit ca. 6 Monaten hat unser Sohn einen ausgeprägten Futterneid, der uns nun auch aus der Kita rückgemeldet wird. Er fragt uns daheim z.B. bei jedem Essen wer wie viel Brotscheiben gegessen hat. Es darf bloß keiner eine Scheibe mehr gegessen haben als er, auch die Erwachsenen nicht. Er packt sich seine Teller randvoll in der Kita, holt sich mehrfach Nachschläge. Er nimmt händeweise Essen auf ein mal z.B. wenn es zum Kaffee mal Plätzchen gibt. Zu Beginn haben wir das für eine vorübergehende Marotte gehalten und dem nicht viel Beachtung geschenkt. Aber der Futterneid verfestigt sich. Wir können uns nicht erklären woher das kommt und wissen deshalb nicht an welchem Punkt wir ansetzen sollen. Wir haben es ignoriert. Half nicht. Wir haben geschimpft. Brachte auch nichts. Wir haben geduldig erklärt,dass er genug bekommt und ihm keiner etwas weg nimmt. Änderte auch nichts. Wie kann man so einen Futterneid wieder "aberziehen"? Wie sollten wir damit umgehen?


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Mama28012015, bleiben Sie liebevoll aber konsequent. Ihr Sohn darf essen, soviel er möchte, nicht aber den Teller voll laden. Gerne darf er immer wieder nachnehmen. Erklären Sie es ihm direkt vor der Mahlzeit. Ihr Sohn bekommt auf diese Weise keine Aufmerksamkeit für die Menge, die er essen möchte. Mit der Zeit wird sich die Menge wieder auf ein Normalmaß reduzieren. Viele Grüße Sylvia


Mama28012015

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Ergänzung: Er geht auch auf dem Spielplatz zu völlig fremden Leuten wenn diese Essen und macht "große Augen" oder spricht diese sogar an. Es kann nicht am Hunger liegen. Er bekommt wirklich ausreichend Nahrungsmittel von uns zur Verfügung gestellt.


cube

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Isst er denn auch alles auf, was er sich nimmt und bleibt dabei normalgewichtig? Denn er scheint ja dann sehr viel zu essen, wenn er auch alles, was er nimmt, aufisst. Es gibt ja nun auch Stoffwechselstörungen, die einen enormen Hunger verursachen, weil eben extrem viel verbrannt wird. Zwar passt das "andere dürfen nicht mehr haben als er" nicht dazu, wäre aber dennoch eine Frage, die ich nicht uninteressant fände in dem Zusammenhang. Ebenfalls eher kein Futterneid wäre die Möglichkeit, dass er kein Sättigungsgefühl verspürt. Wobei er dann große Mengen essen würde und auch dementsprechend zunehmen würde. Trifft beides nicht zu, wäre meine Frage, ob vor 6 Monaten irgendetwas passiert ist, was ihn beschäftigt hat. Ein Verlust zB -das muss kein Todesfall sein. Es kann auch der Verlust einer lieb gewonnenen Sache sein, ein Umzug, Gruppenwechsel KiGa, Erzieherin ist gegangen, Geschwisterchen bekommen etc. Irgendetwas, was er nicht aufgeben wollte und das Einfordern von Essen sozusagen eine Ausgleichshandlung darstellt. Oder aber die jüngeren Geschwister, mit denen er sich nun ein Zimmer teilen muss - also ein Stück seiner Sache aufgeben/abgeben musste oder eine sonstige Einschränkung/Teilen müssen von Dingen, die er vorher nur für sich hatte. IdR kommt eine solches Verhalten - wenn vorher nie Thema - nicht ohne irgendeinen Auslöser.


cube

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"Futterneid" ist übrigens ein nicht unüblicher Ausdruck von Neid auf das, was andere haben - vorzugsweise die Geschwister. Und der auf anderen Ebenen nicht gezeigt werden kann. Also zB das schon erwähnte "Zimmer teilen müssen", oder Spielzeug teilen müssen oder überhaupt die Eltern "teilen" müssen. Dinge, gegen die er sich nicht wirklich wehren kann/konnte und seinen Neid darauf eben über das Essen zeigt. denn was Kinder ganz schnell lernen: Essen ist ein heißes Thema bei Eltern. da ist die Aufmerksamkeit (ob positiv oder negativ) sicher. Daher eben auch die Frage, ob vor 6 Monaten irgendetwas passiert ist, seit dem er etwas teilen muss oder abgeben musste/verloren hat.


Mama28012015

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Es gab kein einschneidendes Erlebnis und keinen Verlust. Tatsächlich wird hier aber viel geteilt z.B. (noch) das Zimmer und auch das Spielzeug. Deshalb finde ich den Ansatz, dass man Neid u.U. nur beim Essen zeigen kann einen wirklich sehr interessanten Ansatz.


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