Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Wie mit diesen Situationen umgehen?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Wie mit diesen Situationen umgehen?

Moonmoth

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Guten Tag Frau Ubbens, Ich benötige einmal ihre Hilfe. Wir haben in letzter Zeit mehrere wiederkehrende Situationen zuhause, bei denen ich einfach nicht weiß wie ich damit umgehen soll. Zum Hintergrund: wir haben 4 jährige Zwillingsjungs und ein knapp 5 Monate altes Mädchen. Ich habe die Situationen mal als 8 Punkte aufgelistet. Ich würde mich freuen wenn sie mir zu jedem Punkt einmal ganz kurz sagen könnten, wie wir da am besten mit umgehen können. 1. Einer unserer Jungs fragt fast täglich direkt morgens nach dem Aufstehen oder im Laufe des Vormittags nach Süßigkeiten. Unsere Regel war schon immer, dass es nach dem Mittag eine kleine Portion Süßes gibt, aber definitiv nicht vor dem Mittagessen. Mich macht es wahnsinnig dass er ständig fragt, denn die Regel ist einfach und nicht neu und ich habe keine Lust mehr es täglich erneut zu erklären. Wie soll ich reagieren? Macht er das um mich zu ärgern? 2. Selbiger Junge steht beim Essen ständig auf, hampelt unterm Tisch rum. Oft geht das so schnell, dass ich gar nicht rechtzeitig reagieren kann. Ich schaue einmal auf meinen Teller und zack ist er nicht mehr an seinem Platz. Ich denke immer, wer besseres zu tun hat, als zu essen, kann ja keinen großen Hunger haben. Oft sind wir fertig, er hat nur ein paar Bissen gegessen, fragt ob er später weiter essen kann, es sei so anstrengend zu Essen. Scheinbar hat er keine Zeit weil Spielen wichtiger ist. Ich möchte aber auch nicht dass den halben Tag lang sein Teller weiter auf dem Tisch steht und er sich alle 10 Minuten mit einem Happen bedient. Wie sollten wir das handhaben? 3. Der andere fragt oft, ob er fernsehen oder ein Video auf meinem Handy sehen darf. Eigentlich schauen wir nur Abends eine Folge. Manchmal dürfen sie ein Wissens-Video auf meinem Handy schauen, wenn sie eine Frage haben, die ich nicht so gut beantworten kann und wo ich glaube dass es mit Animation besser verdeutlicht werden kann. Zb wie entstehen Wolken. Nun quengelt er aber mehrfach am Tag nach Videos. Ein Nein akzeptiert er schlecht, windet sich dann auf dem Sofa oder Boden hin und her. Jammert bitte bitte. Hängt an meinem Bein und nervt bis zu ner halben Stunde rum. Ich biete dann Alternativ an ein Buxh zulesen oder zu kneten. Will wr aber meistens nicht und nervt weiter. Was mache ich da am besten? 4. Manchmal folgt auf ein „Nein“ von mir ein Satz wie „Dann mache ich jetzt XY kaputt.“ Wie soll man da reagieren? 5. Wenn die beiden grade im Bett sind fallen ihnen „plötzlich“ ganz viele Fragen ein. Ich werde dann ständig gerufen. Auch wenn einer der beiden wirklich sinnvolle Fragen stellt (Wieviel ist 2 und 2? Wie ist das Weltall entstanden? Hatten alle Dinos Zähne?), die ich tagsüber gern beantworte, habe ich keine Lust und auch keine Zeit (Baby muss bettfertig gemacht und gestillt werden, ich muss oft noch zuende Abendbot essen) mich dann noch diesen Fragen zu widmen. Wie kann man das lösen? 6. Der andere ruft auch mehrfach. Hat aber keine wirklichen Fragen. Er sagt nur sowas wie „Mama, ähm, ähm... und versucht krampfhaft sich eine Frage zu überlegen. Manchmal fragt er etwas, das dann aber überhaupt keinen Sinn ergibt. Ich vermute er möchte mich damit zu sich locken. Wir lesen vor dem Schlafengehen eine Geschichte und Kuscheln und ich sind noch ein kurzes Lied. Meistens gibt es noch ein warmes Kirschkernkissen ins Bett. Wenn ich ihm dann nach so einer „Nicht“-Frage nochmal Gute Nacht sage und gehe, weint er. Wie gehe ich damit um? 7. Dieser Zwilling steht derzeit oft Nachts zwischen 2 und 4 im Schlafzimmer und möchte dann für ihn wichtige Sachen klären. Zb „Mama, können wir morgen einen Roboter basteln? Und kannst du dann da meinen Namen drauf schreiben.“ wenn ich dann knapp sage, dass wir das morgen früh besprechen und jetzt Schlafenzeit ist, weint er. Es scheint ihm dann sehr wichtig zu aein aber ich kann und möchte sowas nicht mitten in der Nacht neben dem schlafenden Baby (und eigentlich auch nicht woanders) diskutieren... 8. Beide haben ein großes Mitteilungs- und Fragebedürfnis. Oft passiert es, dass einer zu sprechen beginnt und der andere reinquatscht. Wenn ich den „Reinquatscher“ ignoriere kreischt dieser los. Wenn ich ihm aber sage, er solle bitte warten, weil ser andere grade spricht, wird der andere wütend, weil ich ja quasi ihn unterbochen habe, um dem anderen zu sagen er sei noch nicht an der Reihe. Egal wie rum ich es mache, einer fängt immer Theater an. Haben sie eine Lösung? Ich bedanke mich schonmal im Voraus!


Sylvia Ubbens

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Liebe Moonmoth, zu 1.: Ihr Sohn fragt nach Süßigkeiten, dann antworten Sie kurz und knapp: "Wie immer erst nach dem Mittagessen." Versuchen Sie, keine Emotionen und keine weiteren Erklärungen in den Satz zu stecken, damit keine Diskussion = Aufmerksamkeit daraus wird. zu 2.: Kündigen Sie 10 Minuten vor der Mahlzeit an, dass es gleich Essen gibt. So kann das Kind sein Spiel zu Ende bringen. In den ersten Tagen erklären Sie direkt vor dem Essen, dass jetzt Essenszeit ist und wenn alle aufgestanden sind die Mahlzeit beendet ist und es dann erst zur nächsten gemeinsamen Mahlzeit wieder etwas gibt. Danach ist Ihre liebevolle Konsequenz gefragt, denn womöglich wird Ihr Sohn diese Ansage erst nicht so ernst nehmen bzw. die Auswirkungen nicht verstehen. Ggf. ziehen Sie die nächste Mahlzeit ein wenig vor. So haben Sie nicht nachgegeben und Ihr Sohn musste nicht "hungern". zu 3.: Lassen Sie das Handy konsequent für ein paar Wochen weg. Legen Sie es auch außer Sichtweite der Kinder, damit es nicht interessant wird, nur weil es in den Blick geraten ist. Evtl. haben Sie eine Bücherrei in der Nähe und können Wissensbücher ausleihen und so die ein oder andere Frage damit klären. zu 4.: Machen die Kinder nach dem Nein und der Ansage, dass etwas kaputt gemacht wird, dann auch etwas kaputt oder ist es nur eine Drohung? Evtl. genügt als Antwort: "Auch wenn du etwas kaputt machst, darft du ... nicht." zu 5.: Die Fragestunde, sobald Kinder im Bett liegen, gibt es bei sehr vielen Kindern. Verlängern Sie das Bettgehritual ein wenig. Legen Sie die Kinder früher schlafen und planen diese "Fragestunde" von vorneherein mit ein. zu 6.: Planen Sie auch hier ein paar Minuten mehr ein, in dem Sie Ihrem Sohn etwas vom Tag erzählen, vielleicht, was besonders schön gewesen ist (es können Kleinigkeiten sein). Manchmal genügen 5 Minuten alleinige Aufmerksamkeit schon, um entspannter einschlafen zu können, ohne sich Fragen überlegen zu müssen. zu 7.: Bringen Sie Ihren Sohn geduldig wieder ins Bett zurück. "Morgen sprechen wir über den Roboter." Ihren Sohn beschäftigen in den Ruhephasen verschiedene Dinge, die er für sich geklärt haben muss. Damit möchte er niemanden verärgern. Wichtig ist, die Dinge dann konkret anzusprechen, damit er weiß, dass gehört wurde, was ihm wichtig ist. In Ihrem Beispiel, dass es um einen Roboter geht. zu 8.: Führen Sie einen Sprechstein ein. Möchte einer der Kinder erzählen, bekommt er diesen Sprechstein. Für das andere Kind heißt es, dass es abwarten muss. Es braucht sicherlich etwas Übung, bis der Umgang mit dem Stein für die Kinder verständlich geworden ist. Bis dahin können Sie aber, wenn ein Kind dazwischenspricht, freundlich darauf hinweisen, dass es gleich dran ist und mit dem Kind, mit dem Sie gerade reden, den Raum wechseln, wenn es ein Kreischkonzert gibt. Viele Grüße Sylvia


Moonmoth

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Vielen lieben Dank für Ihre Antworten.


zweizwerge

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Huhu, noch ein Kommentar zu Punkt 5... ich würde an Deiner Stelle immer selbst zuende Abendbrot essen. Solange hat das Schlafen der Jungs sicher Zeit. Vielleicht dürfen sie auch noch nach dem Fertigmachen ein wenig ruhig spielen, während Du das Baby bettfertig machst? Das hat bei uns eigentlich fast immer sehr gut geklappt (ohne Baby, aber noch kurz nach dem Abendbrot etwas zu erledigen - meist mache ich z.B. gleich mich bettfertig), weil das ja heißt, dass sie, wenn sie brav sind, später ins Bett dürfen... im Zweifel vielleicht früher Abendessen? Dann könntest du das Baby stillen, während Du die Großen ins Bett bringst und ihre Fragen beantwortest. Ich fand und finde diese Erzähl-, Rede- und Fragezeit sehr schön, weil es bei uns oft die einzige Zeit des Tages ist, wo wir in Ruhe zusammen sind. Das mag bei Euch anders sein - es hört sich so an, als ob du die Kinder alle zuhause betreust, aber irgendwann ändert sich das vielleicht auch. Und dann freust Du Dich vielleicht, wenn es eine Zeit zum in ruhe Reden gibt. P.S. Der, der nachts bei dir im Zimmer steht und Fragen stellt, ist der gleiche, der abends seine Fragen nicht ausformulieren kann? Dann kann er das vielleicht manchmal nicht so gut unter Zeitdruck, und wenn er fertig ist mit dem Formulieren, mitten in der Nacht, kommt er zu Dir? Ich würde aber auch nicht nachts substantiell antworten, aber vielleicht kannst Du mit ihm gleich abends besprechen, wie er mit der dringenden Frage umgehen kann, wenn sie ihm nachts wieder einfällt. z.B. sich vornehmen, sie Dir morgens beim Anziehen der linken Socke zu stellen und einen Knoten in die Socke zu machen oder so .. aufschrieben geht ja noch nicht ;-).


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