Sharona
Sehr geehrte Frau Schuster, meine Tochter besucht die 2. Klasse Grundschule und wird demnächst 8 Jahre alt. Sie gehört zu den Klassenbesten und beteiligt sich sehr engangiert am Unterricht, redet also "geschäftlich" sehr viel. Anders "privat". Das ist auch der Punkt, der mir sehr Sorgen bereitet und wegen dem ich vom zunehmend nervenden Umfeld (Erzieher im Hort, "fremde" Erwachsene) immer wieder angesprochen werde. Es geht darum, daß meine Tochter einfach nicht mit Erwachsenen redet. Daheim redet sie wie ein Wasserfall und auch mit ihren Freunden quatscht sie ohne Punkt und Komma (sie sucht sich ihre Freunde aber sehr genau aus, die anderen Kinder sind für sie Luft). Mit Erziehern und anderen "Fremden" dagegen eine andere Welt: Meine Tochter ist da stumm wie ein Fisch. Das betrifft seltsamerweise auch ihrer Klassenleherin (die meine Tochter sehr mag und umgekehrt), wenn es um "private" Dinge geht. Bei den (Schul)Horterziehern geht das soweit, daß meine Tohter andere Kinder vorschickt, um mit den Erziehern zu reden, wenn sie etwas will. Es gibt kein Hallo und kein Auf Wiedersehen. Einfach nichts. Sie dreht sich sogar weg, wenn sie angesprochen wird. Ich muß vorausschicken, daß meine Tochter früher einen Kindergarten besucht hat, der mit rigiden Strafen schon die kleinsten Regelverstöße geahntet hat (stundenlang "stiller Stuhl", Ausschluss von Geburtstagsfeiern oder vom Essen etc.). Ich habe die Vermutung, daß auch Mobbing im Spiel war. Seit dem Kindergarten ist auch dieses seltsame Verhalten. Leider bin ich zu spät auf die Mißstände dort gekommen. Ich befürchte, daß die Erzieherinnen im Kindergarten damals meiner Tochter das Vertrauen in die Erwachsenenwelt genommen haben. Aber wer weiß, vielleicht ist es auch etwas anderes. Ich wäre sehr froh um Tipps von Ihnen, wie ich die Lage ändern kann. Ich habe das Gefühl, daß meine Tochter nicht gerade unter der Situation leidet, jedoch Situationen, wo sie etwas sagen muß bzw. im Mittelpunkt steht, ausweicht. Ich fürchte einfach, daß sich ihr Verhalten zunehmend manifestiert, wenn ich nichts unternehme und sie es sehr schwer im Leben haben wird. Danke für Ihre Antwort! Schöne Grüße Sharona
Christiane Schuster
Hallo Sharona Bitten Sie die (Hort-)Erzieherinnen, die Lehrerin o.Ä. Ihrer Tochter ganz klar, freundlich und bestimmt zu sagen, dass sie nicht erwarten kann gegrüßt zu werden, etwas zu erhalten oder beachtet zu werden, wenn sie selbst nicht grüßt, ihre Wünsche äußert usw. Da bracht sie auch keine anderen Kinder vorzuschicken, da Jeder weiß dass Ihre Tochter schon sehr gut sprechen und auch denken und handeln kann! Dann heißt es entsprechend auch konsequent zu handeln, alle Kinder außer Ihrer Tochter zu grüßen und den vorgeschickten Kindern freundlich zu vermitteln dass Ihre Tochter sehr gut selbst sprechen und fragen kann. Mit knapp 8 Jahren wird Ihre Tochter auf diese Weise lernen wieder mehr Vertrauen in sich selbst setzen zu können ohne gleich bestraft zu werden, da sie jeweils ein positives Feedback erhält -auch wenn sie im Kiga leider "durch eine harte Schule" gegangen ist-. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?
Bonniebee
Hallo, Du musst sie nicht "dazu bringen", und das wird auch nicht klappen. Je mehr man hier drängt und auffordert, desto schwerer wird das fürs Kind. Könnte Deine Tochter so eine Aufforderung befolgen, würde sie dies ja tun. Meine Kinder haben in dem Alter beide kaum mit Erwachsenen gesprochen, und im Freundeskreis sehe ich, dass dies nicht ungewöhnlich ist. Solange sie zu Hause und auch in der Schule normal viel redet und der Lehrerin antwortet usw., ist alles absolut normal. Gib ihr die Zeit, die sie braucht. Bei meinen Kindern kam das alles von selbst, aber nach und nach. Ich glaube auch gar nicht mal, dass es am Kiga lag bei Euch. Wir hatten einen guten Kiga, und meine Kinder waren trotzdem scheu. Ich finde, Kinder müssen in diesem Alter noch nicht die Erwartungen fremder Erwachsener erfüllen oder tun, was diese "normal" finden. Wenn Vertrautheit fehlt, warum sollte ein Kind dies dann überspielen? Man könnte sogar fragen: Ist es nicht sogar sinnvoll, wenn ein Kind nicht sofort jedem Erwachsenen vertrauensvoll alles erzählt, sondern lieber erst einmal distanziert bleibt? Ich finde die distanzlosen Kinder, die ohne Arg auf jeden Erwachsenen zugehen, sofort alles herausschwätzen und blind vertrauen viel befremdlicher, ich würde das bei meinen Kindern gar nicht wollen. Lebe einfach den normalen Umgang mit anderen Leuten vor, Deine Tochter wird ihn mit etwas Zeit auch lernen, ganz ohne Drängen. LG
Spatz
Hallo, ich habe auch eine 7-jährige Tochter in der 2. Klasse und der text (mit Ausnahme der Stelle über den Kinergarten) könnte ganz genauso von mir stammen. Ich mache mir auch oft Sorgen... Ich bin aber froh, dass Sie wenigstens mit der Lehrerin spricht (allerdings nur in der Klasse!), dass sie Freiwillig (!) in den Hort geht und einige Freundinnen und seit sie 3,5 Jahre ist eine beste Freundin hat. Das Umfeld stimmt also und das beruhigt mich. Ich war auch schon bei einer Stelle der Lebensberatung mit ihr (noch zu Zeiten des Kigas). Herauskam dass sie überdurchschnittlich intelligent sei (zeigt sich jetzt auch in der Schule). Solche Kinder seien oft so wie meine Tochter. Mehr nicht. Lt. dem Sozialpädagogen dort würde sie ihren Weg schon machen. Und ich bin jetzt mal optimistisch: Es müssen nicht alle laut sein, es muß auch andere Menschen geben. Im Kiga war es ein einziges Drama mit ihr, sie hat nur geweint. Die Schule war wie ein Schnitt für sie, seitdem ist es so wie bei Deiner Tochter. Ich bin trotzdem zufrieden. Kopf hoch und warte einfach ab.
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