Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Wie erkläre ich meinem Kind dass es warten muss.

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Wie erkläre ich meinem Kind dass es warten muss.

Annajot84

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Hallo. Mein Sohn ist zwei Jahre und ich bin eine Mutter die sich immer wieder gern verliert im Spiel mit ihm. Wenn er mir etwas zeigen möchte sage ich schon, warte ich setzte noch die Nudeln auf oder sowas, aber dann spiele ich doch irgendwie wieder mit überlasse ihn dann aber wieder sich selbst, was gut klappt. Er spielt mittlerweile wirklich schön alleine und dass auch regelmäßig mal für längere Zeit. (Außer momentan, liegt aber vermutlich eher am zahnen). Nun ist es aber doch so, dass es ihm sehr schwer fällt wenn ich in Ruhe zB etwas überweisen muss oder fertig kochen will oä. Er versucht mich dann oft mals wehemend weg zu schieben, kriegt einen Wutanfall oder weint herzereißen. Es ist eine regelrechte Herausforderung dann das zu tun was ich aber muss oder auch möchte. Wie gehe ich damit am besten um?Vielen Dank schon mal für Ihre Gedanken!


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Annajot84, nach so einem regen Austausch bleibt mir nicht mehr viel zu schreiben: Ein gesundes Mittelmaß finden mit Wartezeiten fürs Kind und Wartezeiten für Mama. Viele Grüße Sylvia


Mamamaike

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Hallo, auch unser Fünfjähriger kann es (manchmal) schlecht haben, wenn ich etwas ohne ihn mache, und ich kenne Erwachsene, denen Warten richtig schwer fällt. Das ist manchmal auch Typsache... Ich habe bei unserem Sohn warten "geübt". Wenn ich zB einen Kaffee trinken und er spielen oder vorgelesen bekommen will, zeige ich ihm den Inhalt meiner Kaffeetasse und erkläre, dass ich zu ihm komme, wenn ich diese ausgetrunken habe. Am Anfang habe ich dann sehr schnell ausgetrunken, mittlerweile kann er warten, bis ich gemütlich ausgetrunken habe. Das war ein "Zeitraum", den er gut verstehen konnte. Das habe ich dann Stück für Stück bei anderen Tätigkeiten auch eingeführt (Seite eines Buches zuende lesen, noch xy wegräumen - eben Tätigkeiten mit überschaubarem Ende). Ich bin dann aber auch immer verlässlich zu ihm gegangen und habe nichts anderes "noch schnell" erledigt. Ich leite zusätzlich an, was er in der Zwischenzeit alleine tun kann: schon mal ein Buch aussuchen, die Autos aufbauen, was auch immer. Oder er konnte beim Kochen mit Sicherheitsabstand zugucken und war der "Topfwächter", oder er hat schon mit Unkaputtbarem wie Besteck oder Tischsets den Tisch gedeckt. Tatsächlich vermeide ich bis heute längeres Arbeiten am Laptop, das zieht unseren Sohn magisch an. Auch muss ich einen Teil meiner Arbeit zu Hause erledigen, das geht auch nur schwerlich störungsfrei, wenn er da bzw. wach ist. Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn es ihn betrifft, kannst Du das ein Stück weit einüben mit überschaubaren Zeiträumen, wenn es Dich/Deine Tätigkeiten betrifft, dauert es meiner Erfahrung nach deutlich länger. Viele Grüße


Anna198

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Also ich handhabe das mit meiner 2-Jährigen folgendermaßen: Dinge wie Überweisungen, die meine volle Aufmerksamkeit brauchen, mache ich wenn sie schläft. Kaffee trinke ich immer nebenbei, dafür würde ich sie nicht warten lassen. Wenn mir das Kaffeetrinken im Sitzen sehr wichtig wäre würde ich das während ihres Frühstücks machen oder sie mit einbeziehen indem ich ihr einen Babycino mache. Sie hat in der Küche eine Spieleschublade und kann beim Kochen direkt neben mir spielen. Wenn es möglich ist koche ich während ihres Mittagsschlafes, ansonsten mache ich ihr während des Kochens Vorschläge, was sie machen könnte. Was bei uns auch immer hilft sind Gespräche. Also wenn ich kochen will und sie ungeduldig wird, dann erzähle ich ihr z.B. was ich gerade mache und stelle ihr Fragen. Sowas wie „Ich schneide jetzt die Zucchini in Scheiben…danach schneide ich die Zwiebel in Würfel…..welche Farbe hat denn die Zucchini?“. Oder ich frage sie welche Tiere wir letztes Mal im Zoo gesehen haben etc. Darauf geht sie eigentlich immer ein, denn dann hat sie zumindest einen Teil meiner Aufmerksamkeit und ich kann trotzdem kochen. Ich denke das mit der Geduld kommt später, so wie du dein Kind beschreibst erlebe ich auch alle 2-jährigen Freunde meiner Tochter, das braucht einfach noch Zeit. Sie werden so schnell groß, die Zeit in der man in Ruhe am Tisch sitzen und Kaffee trinken und wichtige Dinge erledigen kann, kommt wieder. Und solange hilft für mich Kreativität während sie wach sind und Aktivität während sie schlafen.


Mamamaike

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Oh Mann, das war wohl missverständlich... Ich habe unseren Sohn nicht für mein Kaffeetrinken warten lassen, sondern zB diese Situation beim Frühstück genutzt, wenn ich noch Kaffee hatte und er schon runter wollte...


Chriss123

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Und selbst wenn dein Sohn aufs Kaffee auftrinken warten musste, was wäre daran bitte schlimm? Ich steh auch nur von meinen Pausen auf, wenn ich fertig bin mit essen und trinken (Ausnahmen natürlich bei echten Notfällen). Und selbst wenn es sich nur um nen Tee handelt, dann kann meine Tochter (2,5 Jahre) auch da inzwischen gut warten. Ich red dabei aber ganz genauso wie du mit ihr, zeig ihr ggfs den Fortschritt in meiner Tasse, etc. Warten muss sie übrigens auch dann, wenn sie ebenfalls nen Tee wollte, weil eine Zweijährige keinen Sinn hat fürs still sitzen und entspannen. Dass Menschen sich in Ruhe was zu Essen und Trinken gönnen, sollten Kinder schon lernen. Das ist ein menschliches Grundbedürfnis und das steht über dem Spieldrang (m)eines Kleinkindes. Gilt bei uns übrigens auch umgekehrt: wenn meine Tochter isst oder trinkt, kann sie das auch in Ruhe beenden. Selbst wenn wir eigentlich schon los müssen. Wenn wir für unsere Kinder selbst essen und trinken vernachlässigen, was lernen die denn dann bitte daraus? Dass der Chef sie nach 5 Minuten aus der Mittagspause holen darf? Dass sie besser vor der Arbeit noch für den Partner die Schuhe putzen statt selbst zu Ende zu frühstücken? Das scheint mir kein gutes Vorbild. Wichtig ist halt, dass alles verlässlich ist. Wenn ich am Ende vom Tee kommen wollte, dann mach ich das auch. Und in der Zwischenzeit wird das Spiel vom Kind begleitet oder eben alternativen zum gemeinsamen Spiel angeboten. Was ich im originalen Post interessant finde, ist die Aussage, dass die Mutter eigentlich sagt "warte auf das Nudelaufsetzen" und dann aber doch mit spielt. Wenn du mal warte sagst und dann trotzdem spielst, kannst du nicht erwarten, dass dein "warte!" ernst genommen wird. Du nimmst es ja selbst nicht ganz ernst - was ich ehrlich schön finde, denn aus ursprünglich ungewollten Kinderideen entstehen oft die schönsten Interaktionen bei uns. Trotzdem ist das für Kleinkinder unverständlich. Ich denke, die Threaderstellerin musst sich klar werden, in welchen Situationen ihr Kind warten muss und das dann konsequent durchziehen. Und sieh die Situationen aus den Augen deines Kindes an. Wenn du mal am Computer Überweisungen machst, die nicht unterbrochen werden können, und mal nen Forenbeitrag schreibst, der auch warten kann, sieht das mit 2 Jahren leider genau gleich aus. Macht keinen Sinn, einmal zu warten und einmal nicht. Eventuell hilft auch ein spezieller Ausdruck fürs "wichtige Warten", den du dann nur dafür verwendest. Und dann hilft nur üben und möglichst konsequent bleiben.


Anna198

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Ich glaube ich hab mich auch missverständlich ausgedrückt. Ich vernachlässige mich nicht selbst für das Spielbedürfnis meiner Kinder. Ich unternehme sehr viel draußen mit meinen Kindern, aber drinnen spielen sie die allermeiste Zeit alleine oder miteinander (und sind vollkommen zufrieden damit und fordern von mir überhaupt kein Spielen ein), da bleibt neben Haushalt und Arbeit und der Versorgung von Baby und Kleinkind so gut wie keine Zeit. Habe aber eben auch 2 sehr kleine Kinder, das ist nochmal ein bisschen anders. Da gibt’s genug Situationen in denen die „Große“ warten muss wenn z.B. der Kleine gewickelt wird, da ist dann ein Kaffee einfach etwas was bei mir nebenher laufen muss. Entspannt irgendwo sitzen, ein Buch lesen - das ist im Moment bei mir einfach nicht drin. Und entspannt essen bis ich fertig bin sowieso nicht. Wenn ich das mache laufen meine Kinder währenddessen mit essensverschmierten Händen durch die Wohnung und hinterlassen überall ihre Abdrücke. Oder meine Tochter muss dann eben aufs Klo und da muss ich ihr sofort helfen und nicht erst in 10 Minuten wenn ich gegessen hab. Ich denke absolut nicht dass ich durch das Zurückstellen meiner Bedürfnisse während meine Kinder so klein sind den beiden vermittle, dass man nicht auf sich achten muss und seine eigenen Bedürfnisse ignorieren sollte. Umso älter sie werden, desto mehr werden auch meine Bedürfnisse wieder nach vorne rücken aber bei einem 2-jährigen Kind stelle ich mich gerne noch zurück.


Annajot84

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Hier nochmal die Mutter die den Beitrag verfasst hat. Wieviele Missverständnisse beim Schreiben passieren können... . Auch ich habe den Satz:, ich spiele dann irgendwie doch wieder mit ihm " irritierend formuliert. Ich setze meine Nudeln durchaus noch auf. Trotzdem danke an all die Meinungen und Ansichten. Daraus erkenne ich, dass ich sicherlich die ein oder andere Grenze meinerseits klarer formulieren muss. Gleichzeitig denke ich auch, dass, wie in allem, das gewisse Mittelmaß an eigenen Bedürfnissen und Grenzen sowie selbstlosem Verhalten hinsichtlich einer guten Mutter-Kindbindung immer wieder neu ausgelotet werden muss. Das Kind entwickelt sich und wir mit. Und meine eigentliche Frage war tatzächlich wie ich denn in direkt diesen Momenten umgehe in denen mein Kind an mir zerrt. Vermutlich hält sich das auch die Waage. Manchmal muss er durch und lernen zu warten ( mit Klarheit formuliert ) und manchmal ist klar dass mein Bedürfnis nun eben nach hinten angestellt werden muss. Im übrigen die Mutter mit ihrer Tochter die eine Schublade hat, mit der die Kleine dann friedlich spielt hat mich ein bißchen beneiden lassen und gleichzeitig zum schmunzeln gebracht. Eine Schublade??? Das höre ich oft wenn es um Mädchen geht. Sicher sind nicht alle so...Ich war zB nicht so. Aber es fällt doch auf...Jungen spielen eher selten ruhig mit einer Schublade . Vielen Dank für alle Berichte. Konnte mir wirklich viel raus ziehen


Anna198

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Oh das mit der Schublade ist nicht so ruhig und friedlich wie das rüberkam. Wir haben diese Schublade mit Spielsachen und Küchenutensilien in der Küche die sozusagen ihre Schublade ist. Manchmal holen sie sich da ein paar Teile raus und sind dann eine Weile beschäftigt. Die allermeiste Zeit wird aber alles ausgeräumt, in der ganzen Wohnung verteilt, sämtliche andere Schubladen werden auch noch ausgeräumt und es sieht hier eigentlich permanent aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Sie beschäftigen sich wirklich extrem gut alleine und sind unglaublich kreativ, aber das dabei entstehende Chaos ist unfassbar. Und das Baby hier ist ja auch ein Junge, ein sehr ungestümer, da kommen noch turbulente Zeiten auf uns zu. Ich beneide die Mamas deren Kinder keine Schubladen ausräumen, das soll es tatsächlich geben, aber meine 2 gehören einfach zur Chaos-Fraktion. Und nochmal zu deiner ganz konkreten Frage - bei uns helfen in diesen Momenten wirklich am allerbesten Gespräche, also bei der 2-Jährigen. Mit der Tätigkeit weitermachen die man zu Ende bringen will aber gleichzeitig eben volle Konzentration aufs Kind durch Fragen stellen, erzählen was man macht, dabei auch immer wieder direkt anschauen. Oder darüber reden, was man später noch alles zusammen machen kann. Das hilft bei uns immer. (Wenn man keine freien Hände hat, kann man eben seine Stimme einsetzen). Dem Kind erklären dass es warten muss finde ich in dem Alter nicht zielführend, da fehlt meiner Ansicht nach einfach noch das Zeitgefühl. Kinder leben im Hier und Jetzt, das mit der Geduld und dem Zeitgefühl und der Frustrationstoleranz dauert einfach. Klar kann man die Wartezeiten mit der Zeit ein bisschen ausdehnen, man lässt ja ein 2-jähriges Kind intuitiv länger warten als ein Baby, aber ich bezweifle dass das „Üben“ in dem Alter wirklich einen Effekt hat.


Annajot84

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Lach, ah ja das klingt eher nach unserem Alltag . Eigentlich mache ich das tatzächlich wie Du und ja genau es klappt. Ich wäre wohl gerne mal bei einer Sache geblieben, so ganz konzentriert und ohne 100 mal wieder weg springen zu müssen. Der Eindruck dass ih mich nur im Kreis drehe ist derzeit wohl derzeit auch besonders herausfordernd für mich Ach ja aber genau, das ist dann eben wie fast überall. In der Regel sitzt man mit den Kindern auf dem Klo, wärend der Hund zu sieht und freut sich, wenn es dann mal klappt 2 Minuten seinen Kaffee ohne Zwischenfälle hinunter geschüttet zu haben . Du hast schon recht, die kleinen Mäuse brauchen ihre Zeit...


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