Hallo Frau Ubbens, es gibt regelmäßig Situationen, denen mein von Geburt an stark geräuschempfindlicher mittlerweile 2-jähriger Sohn nicht gewachsen ist, und ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann. ZB. War er gestern wie jeden Tag mit mir auf einem Spielplatz, wo er auf ein Klettergerüst kletterte und über eine Wackelbrücke gehen wollte. Zeitgleich liefen 2 ca. 4-5-Jährige spielend mit viel Schwung und lautem Gegröle über die Brücke an meinem Sohn vorbei. Daraufhin fing mein Sohn sofort an zu weinen und war wie gelähmt. Das ist eine ganz typische Situation, die regelmäßig passiert. Ich habe dann Schwierigkeiten ihn zu erreichen, weil er zum einen oben auf diesem Klettergerüst steht und sich zum anderen kaum ansprechen lässt. In solchen Situationen klettere ich dann so schnell wie möglich zu ihm, um ihm beizustehen und ihn zu trösten. Leider lässt er das auch oftmals nicht zu. Er versucht sich dann loszureißend und versteckt sich in einer Ecke und weint und schreit weiter (sucht aber immer den Augenkontakt zu mir) und ist dann oft erst nach 5 Minuten in der Lage, sich von mir umarmen zu lassen. Wenn es gut läuft, kann ich ihn auch direkt umarmen. Dann klammert er sich erschöpft an mich und ist fix und alle. Letzte Woche stand er ca. 5 Meter von mir entfernt auf dem Bürgersteig neben einem Mann, der auf den Fingern laut nach seiner Frau pfiff. Auch hier erschrak mein Sohn so heftig, dass er wieder erstarrte, auf den Boden sackte und laut weinte. Er war schon als Säugling sehr geräuschempfindlich…. Es gibt aber auch andere Situation, die nichts mit Lautstäke zu tun haben, ihn aber trotzdem aus der Fassung bringen. Als er auf einem Spielplatz rutschen wollte, stand direkt hinter ihm ein etwa gleichaltriger anderer Junge, der ebenfalls rutschen wollte. Dieser umklammerte meinen Sohn plötzlich von hinten, lies ihn aber nach ca. 5-10 Sekunden wieder los. Auch hier war mein Sohn komplett von der Rolle und brach regelrecht laut weinend und erstarrt oben an der Rutsche in sich zusammen. Auch hier ließ er mich erst nach ein paar Minuten an sich heran und beruhigt sich auch auf meinem Arm erst nach einer ganzen Weile. Mir zerreißt das natürlich immer das Herz, zumal er meistens meine Hilfe auch erst nach 1 bis 5 Minuten annimmt, was mich mittlerweile zusätzlich verunsichert. Wir gehen zB auch jede Woche zum Kinderturnen in eine Sporthalle. Wir müssen aber immer mit als erste dort sein, so dass die Halle noch mehr oder weniger leer ist und er Zeit hat, sich dort in Ruhe zu akklimatisieren. Dann hat er sehr viel Freude am turnen und ist total ausgelassen. Kommen wir aber erst an, wenn schon alle anderen Kinder und Eltern dort sind, fängt er an zu weinen und will nicht mehr von meinem Arm runter, so dass wir meist nach 20 Minuten wieder gehen oder die ganze Stunde lange am Rand sitzen und nur zuschauen. Es gibt viele, viele ähnliche Beispiele.. Er ist jetzt genau 2 Jahre alt und ein fröhliches, aber auch sehr sensibles Kind, dass sehr viel Zuneigung und Körperkontakt braucht. Was er natürlich auch von mir und meinem Mann bekommt. Da ihn aber diese Angstsituationen, die ja im Grunde keine gefährlichen Situationen darstellen, so dermaßen überwältigen, frage ich mich, ob das noch „normal“ ist oder ob er vielleicht anderweitige Hilfe in Form einer Therapie etc. braucht….? Ich kann das nur ganz schwer einordnen, weil ich solche Situationen von anderen Kindern und Müttern nicht kenne. Eine Entwicklungspsychologin, mit der ich mich einmal unterhalten habe, sagte mir mal, dass es mit der Geburt zusammenhänge. Die Nabelschnur war um seinen Arm und um sein Bein gewickelt, so dass er trotz Wehen nicht rutschen konnte. Mit jeder Wehe, die ich hatte, sackten dann seine Herztöne ab, weil der Druck auf die Nabelschnur so hoch war. 5 bis 6 Stunden lang ging das so, erst dann wurde ein Notkaiserschnitt vorgenommen. Die Psychologin erklärte mir, dass er an diese für ihn lebensbedrohliche Situation immer wieder erinnert würde, wenn er in Situationen gerate, denen er hilflos ausgeliefert sein. So wie er bei der Geburt dem Druck meiner Wehen über mehrere Stunden hilflos ausgeliefert und eben auch in einer lebensbedrohlichen Situation war. Zum Thema Kita: er ist gerade dabei eingewöhnt zu werden (mein Mann übernimmt das). Ich erhoffe mir davon, dass er die Angst vor anderen, älteren Kindern, die laut spielen und rennen, verliert, wenn er in der Kita damit regelmäßigen Kontakt hat. Wie schätzen Sie sein Verhalten ein? Und haben Sie einen Rat, was ich tun kann, um meinen Sohn zu stärken und ihm dabei zu helfen, solche Situationen gelassener zu nehmen? Herzliche Grüße Sandra
von beatpacker am 05.10.2015, 21:11