Wie den richtigen Weg finden?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie den richtigen Weg finden?

Hallo liebe Frau Ubbens, ich bin gerade etwas überfordert. Ich habe drei Kinder (9, 6, 4) und bin selbst Erzieherin. Ich kenne mich mit den verschiedenen Erziehungsstilen und Methoden aus und ich glaube genau das bereitet mir Kopfschmerzen.  Wie soll ich aus der Menge an Theorien das Richtige finden. Die einen sagen logische Konsequenzen, partnerschaftliche Erziehung.... die anderen sagen logische Konsequenzen funktionieren nicht, lieber Strafen. Mir wird ganz schwindelig bei all den Ratschlägen die man selbst so bekommt  Ich habe das Gefühl die klare Linie aus den Augen zu verlieren.  Bei meinem 6-Jährigen und der 4-Jährigen scheine ich richtig zu handeln. Da scheint es mit den logischen Konsequenzen zu funktionieren. Sind nur die beiden daheim ist es unglaublich entspannt. Und dann ist da mein 9-Jähriger. Er hat zwar eine ADHS Diagnose, aber ich habe Angst, dass ich schuld an seinem Verhalten bin. Ich weiß das es erblich bedingt ist, aber man liest auch das der Umgang damit das Verhalten stark beeinflusst. Er ist unglaublich impulsiv und aggressiv. Er ärgert einfach nur und raubt mir meine Kraft. Ich habe schon vieles ausprobiert. Hüpfe von A nach B, was Unordnung reinbringt, ich weiß. Bei ihm scheint nichts zu funktionieren. Das einzige was wirklich zieht ist Fernsehverbot. Aber das kann es doch nicht sein, oder? Unser Alltag besteht nur noch aus Schimpfen und "wenn du nicht, dann...". Ich fühle mich nicht mehr wohl. Ich merke wie ich sein Verhalten immer mehr ablehne und verzweifle.  Er braucht so viel Liebe, aber es fällt mir zunehmend schwer sie ihm zu geben. Wir haben im April einen Termin bei der Psychotherapeutin. In einer Woche habe ich einen Termin bei der Erziehungsberatung.  Aber gerade heute ist wieder ein Tag, an dem ich auf dem Zahnfleisch gehe. Wir hatten bereits einen nicht so schönen Morgen. Vielleicht können Sie mir einen Rat geben, wie ich eine klare Linie reinbekomme? Wie dieses Chaos in meinem Kopf sortiert werden kann?    P.s. Bitte keine Antworten von anderen Laien, die machen das Chaos nur noch größer, weil jeder was anderes sagt 😅

von Muffin2020 am 08.02.2024, 09:54



Antwort auf: Wie den richtigen Weg finden?

Liebe Muffin2020, notieren Sie für sich, in welchen Momenten es nicht so gut läuft. Vermutlich sind es oft die gleichen Situationen, die die Herausforderungen mit sich bringen, wie beispielsweise, dass sich nicht angezogen werden möchte. Überlegen Sie sich dann, wie die Situation ggf. anders geklärt werden könnte bzw. welche Möglichkeiten Sie haben, mehr Ruhe reinzubringen bzw. auch, mehr Ruhe zu bewahren. Bleiben wir beim genannten Beispiel des Anziehens: Evtl. klappt dies besser, wenn Ihr Sohn ein paar Minuten mehr Zeit dafür bekommt oder dass das Anziehen von nach dem Frühstück auf vor dem Frühstück gelegt wird. Generall hilft allen Kindern, aber gerade Kindern mit ADHS, eine gute Struktur und klare Regeln. Bekommt Ihr Sohn Medikamente bzgl. seines ADHS? Evtl. braucht er ein anderes Medikament bzw. eine andere Dosis? Wie läuft es in der Schule, in der Freizeit im Verein oder wenn er bei Freunden zu Besuch ist oder Freunde bei sich zu Hause hat? Zeigt er ein ähnliches Verhalten oder bezieht sich sein Verhalten "nur" auf die Zeiten mit Ihnen als Familie? Führen Sie zusätzlich zu Ihren Notizen von Dingen, die nicht so gut laufen, eine Art Tagebuch über Dinge, die gut laufen. Nehmen Sie sich abends einen Moment Zeit und schreiben mindestens eine Sache auf, die gut gelaufen ist oder über die Sie sich in Bezug auf Ihren Sohn gefreut haben. Das können ganz unterschiedliche Dinge sein, wie dass er Sie angelächelt hat oder ohne Aufforderung daran gedacht hat, die Tür, die er immer offen stehen lässt, zugemacht hat. Gewinnen Sie wieder einen Blick dafür, dass es auch Momente gibt, die harmonisch ohne Stress verlaufen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 10.02.2024



Antwort auf: Wie den richtigen Weg finden?

Hallo, vielen Dank für die Antwort, dass werde ich so machen. Er bekommt keine Medikamente. In der Schule läuft es laut Lehrer anders. Er hat zwar Konzentrationsprobleme, aber ist nicht so aggressiv. Im Gegenteil- dort versucht er streitereien zu schlichten.  Im Hort ist er jedoch wohl genauso wie zu Hause und kommt schon schlecht gelaunt heraus. Deshalb hole ich ihn jetzt immer vor dem Hort ab, so dass er da nur an einem Tag in der Woche ist. Bei Freunden ist er schüchtern. Am liebsten ist er zu Hause, er verabredet sich sehr sehr selten.  Es betrifft also wirklich hauptsächlich die familiäre Situation.

von Muffin2020 am 10.02.2024, 09:55