Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Wenn der "Kragen platzt"

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Wenn der "Kragen platzt"

riketaco

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Liebe Frau Ubbens, wie gut dass es dieses Forum gibt, wenn man den Bedarf nach fachlicher Rückmeldung hat... Mein Sohn ist 2 1/2 Jahre alt und ein süßer Knopf. Wir lieben ihn sehr und trotzdem gerate ich immer wieder mit ihm aneinander - obwohl ich mir jeden Tag aufs Neue vornehme, weniger mit ihm zu schimpfen oder ihn gar anzuschreien, was leider auch m.E.zu häufig vorkommt. Wir verbringen viel Zeit miteinander,da ich nur vormittags arbeite und ihn dann um 12 schon aus der KiTa hole. Mir ist wichtig, dass er so wenig wie möglich fremd betreut wird. Aber dadurch haben wir auch alle Kämpfe jeden Tag, die so anfallen - da er in der Kita nicht isst und nicht schläft und entsprechend unausgeglichen ist. Dazu kommt noch das normale "Ich will alles selber machen", was aber eben oft noch nicht funktioniert. Ich weiß es eigentlich alles und gebe mir viel Mühe, geduldig mit ihm zu sein, aber es gelingt mir trotzdem oft nicht. Wenn er brüllt und nicht mehr auf mich hört was ich sage und ich meine Aufforderung schon x-Mal wiederholt habe, dann werde ich aus Verzweiflung immer lauter und lauter, bis ich ihn irgendwann anschreie. Aus dem Zimmer gehen oder ihn selbst in eine Auszeit schicken würden mir sehr helfen, klappt aber nicht, weil er sich einfach nicht daran hält und ständig weiter brüllend hinter mir her läuft. Sein Brüllen macht mich so hilflos dass ich mir scheinbar außer selbst zu brüllen nicht mehr zu helfen weiß. Manchmal sage ich auch in meiner Wut wirklich böse Dinge zu ihm (dass er anstrengend/unartig/nervig/böse ist etc, aber niemals, dass ich ihn nicht mehr liebhabe oder so). Das tut mir hinterher immer total leid und ich entschuldige mich auch bei ihm, erkläre ihm was mich wütend gemacht hat und versuche mit ihm eine "Lösung" zu finden - aber dafür ist er natürlich noch zu klein. Ich sage ihm immer, dass Mama ihn immer lieb hat, auch wenn sie schimpft, das hat er auch verstanden. Er ist erleichtert wenn wir uns wieder vertragen haben. Danach ist bei ihm immer scheinbar alles wieder gut, er lacht und scherzt mit mir wie sonst auch. Trotzdem habe ich große Angst, dass meine "Ausbrüche" bei ihm Folgen haben könnten - dass er selbst mal so wird wie ich, aggressiv wird oder ein geringes Selbstwertgefühl entwickelt. Ich wurde selbst so erzogen, dass man das tun muss was die Eltern sagen und es macht mich wahnsinnig wütend, wenn mein Sohn trotz mehrfacher Aufforderung nicht hört bzw.oft genau das Gegenteil von dem macht was er soll! Auch wenn ich in der Ruhe weiß, dass das normal ist in dem Alter. Aber wann hören denn die Kinder mal auf das was die Eltern sagen? Ich liebe ihn wirklich sehr und ich zeige ihm das auch sonst immer, wenn wir spielen, schmusen, singen etc. Aber vielleicht bekommt mein Sohn ja auch Angst vor mir? Kann ich denn davon ausgehen, dass er diese Vorfälle vergisst wenn er so wirkt als wäre wieder alles in Ordnung? Ich würde mich ja auch so gerne ändern und dieser Gedanke würde es mir leichter machen. Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre Antwort! Viele Grüße Rike


Sylvia Ubbens

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Liebe Rike, 2 Tipps: 1. Wenn Ihr Sohn der ersten Aufforderung nicht nachkommt, gibts´s eine zweite Aufforderung und dann handeln Sie. Er soll die Finger von den Süßigkeiten lassen, macht es nicht, Sie nehmen ihn von den Süßigkeiten weg. Er soll seine Jacke holen, er macht es nicht, nehmen Sie ihn an die Hand und holen die Jacke gemeinsam. ... Nur durch konkretes Handeln der Erwachsenen lernen die Kinder, dass es den Erwachsenen ernst ist. Ansonsten testet Ihr Sohn seine Grenzen aus, wie lange er noch zögern kann, bevor es lauten Ärger gibt. 2. Sie merken, dass der Kragen gleich platzt, dann schließen Sie die Augen, holen einmal tief Luft und zählen bis drei. In diesem kurzen Moment des Abschaltens werden Sie sich bewußt, was Sie fast getan hätten und können leiser reagieren. (Übung macht den Meister) Noch ist Ihr Sohn in einem Alter, in dem er Ihren lauten Ärger vergessen wird. Er wird Sie weiterhin lieben. Viele Grüße Sylvia


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