Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Wegziehen oder nicht...

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Frage: Wegziehen oder nicht...

Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Schuster, ich plage mich derzeit mit einer schlimmen Gewissensentscheidung herum. Ich wohne mit meiner Tochter Louisa (2,5 Jahre) in meiner "alten" Studentenbude. Früher war ich dort in einer 2erWG, aber nach Geburt meiner Tochter habe ich das zweite Zimmer dort auch gemietet und wohne nun mit ihr alleine dort. Die Wohnung liegt in einem total netten Multi-Kulti-Stadtteil (so bisher meine Wahrnehmung), allerdings auch mit relativ hoher Kriminalitätsrate (viel sozialer Wohnungsbau, viel Armut). Auf dem Weg zur Straßenbahn kann man eigentlich immer damit rechnen angeschnorrt zu werden, oder damit, daß einem ein Betrunkener irgendetwas hinterherbrüllt. Eigentlich hat mir das auch nie etwas ausgemacht. Inzwischen könnte ich es mir finanziell leisten, in ein anderes Viertel umzuziehen, in dem ich den Spielplatz nicht vorm spielen nach Spritzbesteck absuchen muß. Andererseits finde ich es auch schlimm, so dieser Ghettoisierung Vorschub zu leisten. Außerdem hat es auch jede Menge Vorteile für meine Tochter, hier zu leben: ihr bester Freund ist ein vietnamesischer Junge- und sie lernt, wenn sie ihn besucht spannende fremde Dinge kennen (Sprache, Wohnungseinrichtung, Essen, Familienleben), auch ein paar Brocken türkisch hat sie schon aus der Kita mitgebracht. Auch ihre Freunde profitieren sicher sehr davon, wenn wir bei uns zu hause Vorleseparties veranstalten und ich alle Wörter erkläre, die die anderen Kinder noch nicht verstehen. Ich mache mir aber dennoch sorgen, daß meine Tochter spätestens wenn sie zur Schule geht unter ihren Möglichkeiten unterrichtet wird, einfach weil es hier so viele dringlichere Probleme gibt... Sie hier zu lassen, käme mir vor, ie sie meinen eigenen politischen Ideologien zu opfern, mit ihr umzuziehen bedeutet für mich, unglaubwürdig zu sein und meine Tochter in eine etwas unwirkliche heile-Welt-Umgebung zu verfrachten, in der sie sich inzwischen vielleicht auch schon fremd fühlen würde. Was soll ich bloß tun? Wie kann ich langfristig z.B. dafür sorgen, daß ich ihr ihre Freunde erhalten kann, ohne ihre Zukunft zu verbauen, wie kann ich sie später draußen herumziehen lassen, ohne daß sie allzu gefährliche Bekanntschaften macht? Hilflose Grüße, Karen


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Hallo Karen Da Sie primär die Verantwortung übernommen haben, Ihre Tochter in eine sichere Selbständigkeit zu führen (nichts Anderes bedeutet: Erziehung), rate ich Ihnen doch zu einem Umzug. Louisa wird noch sehr häufig ihren Freundeskreis wechseln, der sich meist erst mit ca. 10 Jahren stabilisiert. Eine Heile-Welt-Umgebung werden Sie kaum mehr finden, da wir inzwischen generell zu einer multi-kulturellen Gesellschaft geworden sind. Wenn Sie selbst darauf achten, dass Ihre Tochter sich ganz bewußt mit verschiedenen Kulturen auseinanderzusetzen lernt, werden Sie an beinahe jedem Wohnort diese Möglichkeit auch haben -ohne die genannten Ängste und Bedenken Ihre Tochter "unter ihrem eigenen Niveau" heranwachsen zu sehen. Falls Sie gerne lesen, möchte ich Ihnen folgende Literatur empfehlen: - "Gemeinsam gegen Gewalt", Wolfgang Bergmann, 12,95€; - "Starke Kinder - zu stark für Drogen", Lucie Hillenberg, 17,95€. Beide Bücher können Sie z.B. über: www.kidoh.de per Rechnung bestellen. Liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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Hallo Karen, finde ich ja super, was Du Dir für Gedanken machst. Für mich wäre klar: UMZIEHEN! Wie das gesellschaftlich zu vertreten ist.. ODER WAS AUCH IMMER... wäre mir ziemlich wurscht. Was ist das wichtigste für Dich? Deine Tochter! Und die soll ja wohl in die Schule gehen können ohne ein Messer in den Rücken zu kriegen (überspitzt natürlich) oder an jeder Ecke Shit angeboten zu kriegen. Es ist doch sowieso schon eine große Herausforderung die Kinder so zu erziehen und stark zu machen, daß sie es schaffen auf Drogen zu verzichten. Da muß man es sich ja nicht noch schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Ich habe mit 7 Jahren meine erste Zigarette geraucht dann ordentlich weiter..., weil alle Kinder in unserer Siedlung geraucht haben. Überleg mal wie klein man mit 7 noch ist. Ich finde es schrecklich. Wir sind extra in "eine gute Gegend" gezogen. NUR wegen unserer Tochter. Hier passen die Eltern richtig auf ihre Kinder auf und solche Sachen können einfach nicht geschehen. Und Kontakt zu ihren Freunden könnt ihr ja halten. Wenn es sich schnell verläuft, kann es ja nicht so wichtig gewesen sein. Wennn allen was daran liegt, ist es doch ganz egal wo ihr wohnt. Und Spritzenbestecke im Sandkasten oder auf den Wegen beim Spazierengehen... das muß man seinem Kind doch echt nicht freiwillig geben, oder...??? Viele Grüsse Sandra Klingt wenig sozial mein Beitrag. Aber ich darf das, weil ich selbst eher Unterschichtig war :O) Jahwooooohl !


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