Fruehlingskind
Guten Tag liebes Beratungsteam, meine Tochter kommt in diesem Sommer in die Schule und befindet sich momentan in einer für mich schwierigen Phase. Sie ist ein Kind, das sich bei fremden Personen sehr schüchtern zeigt (sogar bei Freunden von uns, die sie eigentlich gut und schon sehr lange kennt, aber nicht allzu häufig sieht, schafft sie es teilweise nicht, diese zu begrüßen), bei ihren Freund/innen ist sie eher als Bestimmerin bekannt und führt vor allem bei kleineren Jungs gern das Kommando. Insgesamt ist sie beliebt und hat auch viele Kontakte. Es fällt ihr oft sehr schwer, ein "Nein" zu akzeptieren, gleichzeitig ist sie sehr auf mich fixiert und kommt auch fast jede Nacht heimlich ins elterliche Bett (zu mir) geschlüpft. Innerhalb einer Woche ist es nun zu drei Zwischenfällen gekommen, die mich ratlos machen. Vor einer Woche ist sie - nachdem wir ihre Freundin nach einem sehr schönen und heiteren Nachmittag nachhause gebracht hatten - nicht zurück mit mir ins Haus gekommen. Sie ist einfach im Vorgarten zurück geblieben. Meine Bitte, sie möge nun hereinkommen (es war bereits 20.00 Uhr) quittierte sie mit der Antwort: "Nö, ich gehe noch nicht rein. Ich bleibe noch draußen." Meine erneute Aufforderung, mit ins Haus zu kommen, wurde wieder lässig ignoriert. Ich habe mich dann zunächst ins Haus zurückgezogen und meinem Kind zuvor zu verstehen gegeben, dass ich es innerhalb der nächsten Minute drinnen erwarten würde. Daraufin lief sie durch die offene Gartentür in den Garten, wohin ich ihr folgte (denn bei dem Gedanken, sie könne sich um diese Uhrzeit womöglich noch irgendwo verstecken, wurde mir doch etwas mulmig.) Auch hier erklärte sie mir in ausgewählt coolem Ton, dass sie keinesfalls mit ins Haus komme. Sie werde jetzt noch ein bisschen draußen spielen. So ging es hin und her, sie hatte sich bereits in sicherem Abstand zu mir wieder vor das Haus auf den Fußweg begeben, bis ich die Entscheidung traf, ihr jetzt doch hinterherzulaufen und sie "einzufangen" (was ich eigentlich vermeiden wollte). Dies führte zu einer wahnwitzigen Verfolgungsjagd über insgesamt mehrere hundert Meter! Leider gelang es mir erst, sie zu fangen, nachdem sie unterwegs einen Schuh verloren hatte!!! Völlig erschöpft und rasend vor Wut habe ich ihr klar gemacht, dass sie nun direkt neben mir mit ins Haus gehe oder ich müsse sie leider packen und nachhause schleifen. Als kleines Highlight teilte sie mir dann noch mit, sie sei jetzt doch etwas schlappi und fragte salopp, ob ich Sie "huckepack" nachhause tragen könne (, was ich wohl selbst im Falle eines verstauchten Knöchels in diesem Falle nicht getan hätte.) Ich habe kurz angekündigt, dass wir zuhause unmittelbar ins Badezimmer zum Zähneputzen gehen (Es war inzwischen etwa 20.30 Uhr). Auch dies versuchte sie zu umgehen, woraufhin ich sie gegen ihren Widerstand am Arm unsanft ins Badezimmer zog. Schließlich lag sie doch im Bett und fragte noch nach einer Gute-Nacht-Geschichte. Diesen Wunsch wollte ich ihr nicht mehr erfüllen, was ich auch deutlich zum Ausdruck gebracht habe. Ich war innerlich noch immer außer mir vor Wut (besonders über die eigene Ohnmacht!), habe ihr jedoch zuvor erkärt, dass ich ihr Verhalten auf keinen Fall hinnehmen würde und dass sie unter diesen Umständen ihre neu gewonnenen Freiheiten als Vorschulkind (nach dem Kindergarten alleine nachhause gehen, ihre Freundinnen in der Nachbarschaft alleine besuchen ..) wohl leider nicht weiterhin genießen kann, wenn sie nicht bereit ist, auf mich zu hören. Sie zeigte sich zwar dann ganz am Ende im Bett etwas reumütig und wollte sich entschuldigen, aber ich konnte das so nicht akzeptieren. Nächste Situation: Im Kindergarten hat man sie am dritten Tag, an dem sie alleine nachhause gehen durfte, dabei erwischt, wie sie sich selbst die Tür geöffnet hat und gerade dabei war, ohne Abmeldung den Kindergarten zu verlassen. Dort hat man ihr jetzt das "Alleine-nachhause-gehen-dürfen" für diese Woche gestrichen. Nun die letzte Situation, die sich gestern Abend abgespielt hat: Meine Tochter spielte mit ihrer Kusine (4,5 Jahre alt) in deren Haus, nachdem meine Schwägerin und ich gemeinsam mit den Kindern zu Abend gegessen hatten. Schließlich verließen die beiden Kinder das Haus (ohne sich abzumelden). Wir Erwachsenen gingen davon aus, dass sie noch etwas im Garten spielen würden. Als ich nach einigen Minuten aufbrechen wollte (wir wohnen im selben Ortsteil etwa 1 km entfernt), waren die Kinder verschwunden. Nachdem wir das Grundstück meiner Schwägerin, den nahegelegenen Spielplatz und die halbe Gegend abgesucht hatten, kam mir der Gedanke, die Beiden könnten zu uns nachhause gelaufen sein. Dies hat sich schließlich bewahrheitet: Die beiden Mädchen saßen vor unserer Haustür. Wieder musste ich meine ohnmächtige Wut und Enttäuschung unterdrücken. Ich fragte, warum sie sich nicht abgemeldet hätten und einfach weggelaufen seien. Wir seien kurz davor gewesen, die Polizei anzurufen. Daraufhin sagte meine Tochter, sie wolllten halt nicht mehr drinnen spielen, was mich nur noch wütender machte, weil es doch auch ein wenig Dümmlichkeit befürchten lässt. Sie weiß sehr wohl, dass sie jederzeit auch draußen spielen kann, und dass ich von ihr lediglich eine vorherige Frage oder Information erwarte. Die Aktion geht zweifelsfrei auf das Konto meiner Tochter, und die kleine Kusine ist natürlich mitgezogen. Ich fühle mich momentan sehr hilflos und brauche dringend Ihren Rat, wie ich mit diesen Situationen umgehen kann. Einerseits freue ich mich, dass meine Tochter immer selbständiger wird und mehr Freiräume genießen kann, andererseits sind mir verbindliche Absprachen und die Kenntnis darüber, wo mein Kind ist, sehr wichtig. Ich möchte mich unbedingt auf sie verlassen können und nicht ständig hinter ihr herlaufen oder sie kontrollieren. (Da sie schon als kleines Kind öfter mal "ausgebüxt" ist und ich sie oft in heller Aufregung gesucht habe, sind speziell diese (nun wiederkehrenden) Situationen für mich einfach unerträglich und versetzen mich gelichzeitig in höchste Angst und ohnmächtige Wut!) Ganz herzlichen Dank im Voraus für Ihre Mühe und Zeit!!!
Christiane Schuster
Hallo Fruehlingskind Bitte geben Sie Ihrer Tochter etwas enttäuscht zu verstehen dass sie offensichtlich doch noch nicht so selbstständig ist, wie Sie eigentlich von Ihrem Vorschulkind erwartet hätten. Gleichzeitig informieren Sie darüber dass sie nun vorerst aus den (logischen) Folgen ihres (Fehl-)Verhaltens lernen muss, indem sie erst einmal nur dort spielen kann, wo Sie oder eine andere Bezugsperson sie unmittelbar beaufsichtigen können. Auch werden sie ihr nicht erlauben alleine noch für kurze Zeit im Garten zu spielen; sie wird zukünftig gleich gemeinsam mit Ihnen ins Haus gehen müssen. Zusätzlich werden Sie erst gar nicht darüber informieren, wann es Zeit ist sich bettfertig zu machen, bzw. ins Bad zu gehen, da Sie die ständigen Widerworte nicht mehr hören können und Streit vermeiden möchten. Sie werden Ihre Tochter ohne Diskussion zur gewohnten Zeit an die Hand nehmen und mit ihr ins Bad gehen, genauso, wie sie an Ihrer Hand nach Besuchen, Einkäufen usw. gleich mit Ihnen zu gehen hat. Weisen Sie darauf hin dass es Ihnen leid tut nun wieder so konsequent handeln zu müssen, aber Ihre Tochter lässt Ihnen keine Wahl und Sie müssen sich auf sie stets verlassen können, wie Ihre Tochter sich auch auf ihre Eltern verlassen kann! Derart "bevormundet" zu werden gefällt Ihrer Tochter vermutlich gar nicht sodass Sie in ca. 1 Woche nach Absprache mit ihr bestimmt wieder mehr Freiheiten zulassen können. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?
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