was muss ein Kind mit 22 Monaten können?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: was muss ein Kind mit 22 Monaten können?

Hallo Frau Ubbens, meine Tochter (Einzelkind) wird Ende März 2 Jahre und geht seit September mit urlaubs- und krankheitsbedingten Unterbrechungen in die Kinderkrippe (9 Kinder, 2 Erzieher, wenn beide da sind, öfter auch mal nur 1 Erzieher). Seit einiger Zeit werde ich von den Erzieherinnen immer wieder genervt, was meine Tochter alles können soll: Hose und Pullover alleine ausziehen, Schuhe ausziehen. Als ich Sie heute Mittag geholt habe, war es besonders schlimm. Sie hatte sich 2 x beim aus der Tasse trinken den ganzen Pullover nass gemacht und musste umgezogen werden. Das wurde mir auch mit Unterton berichtet, dass sie das gar nicht verstehen können und künftig nur wenig Wasser in die Tasse geben. Sie wäre ja auch schon ein großes Mädchen und müsse sich die Schuhe allein ausziehen können. Als ich sagte, dass sie das manchmal durchaus macht, aber immer wieder mal wegflitzt (sie ist flink wie ein Wiesel) wurde ich belehrt, ich müsse ihr sagen, sie müsse solange sitzen bleiben, bis sie die Schuhe ausgezogen hätte. Ich muss dazu sagen, dass sie Schuhe mit 2 Klettverschlüssen hat, die man zum Ausziehen lockern muss und die sich nicht so leicht an- und ausziehen. Ich war froh, überhaupt für ihre kleine Größe (22) was zu kriegen. Sie ist ein sehr zierliches Kind. Die Laufsocken zieht sie sich abends allein aus und auch die Haarspange wird abends vor dem Schlafengehen ganz selbstverständlich von ihr aus den Haaren gemacht. Meine Tochter ist ein sehr fröhliches Kind, das sehr genau beobachtet und ich habe immer das Gefühl, sie will sich mit allem 100%ig sicher sein, ehe sie etwas ausprobiert. Gleichzeitig wirkt sie auf mich sehr pfiffig. Sie spricht bis jetzt nur wenige Worte, hat mit 1 1/4 angefangen zu laufen und geht auch noch nicht aufs Töpfchen, obwohl wir ihr das immer anbieten. Sie bleibt sitzen, macht aber noch nix. Ich möchte meine Tochter ungern zu etwas drängen, sehr wohl zu vielem anhalten, es zu tun, aber eben ohne Druck. Sie hat zum Beispiel ganz allein gelernt, mit dem Löffel zu essen, das hat sie sich nur bei uns abgeschaut, ohne dass wir das geübt haben und wurde vorige Woche in der Krippe von der Leiterin, die ab und zu mal die Vertretung macht, gelobt, dass sie schon den Löffel im Dreifingergriff halten würde. Ich war so fertig, als ich aus der Krippe kam, dass mir erst einmal die Tränen kamen. Ich möchte mich ungern über diese Art beschweren, damit es meiner Tochter nicht schwer gemacht wird. Doch ich sehe auch nicht ein, mich so "erziehen" zu lassen. Oder liege ich da so falsch, dass meine Tochter das alles bringen muss? Vielen Dank für Ihre Hilfe und beste Grüße Susi

von Susi1313 am 24.01.2022, 13:12



Antwort auf: was muss ein Kind mit 22 Monaten können?

Liebe Susi, Sie beschreiben ein ganz normales Kind, mit ganz normaler Entwicklung. Ihre Tochter muss weder mehr noch weniger können. Das eine Kind fängt früher an zu sprechen, das andere später, das eine zieht sich schon früh die Schuhe aus, das andere später, das eine kann schon früh selbständig mit dem Löffel essen, das andere später. Für mich klingt alles im Rahmen. Lassen Sie die Erzieher reden. Gerade das Trinken aus dem Becher / aus einer Tasse ist für viele Kinder schwierig. Sie können es zwar grundsätzlich, bekommen aber gar nicht mit, dass sie die Tasse zu schräg halten. Gerne dürfen die Erzieher Ihrer Tochter weniger Wasser in die Tasse geben. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 25.01.2022