Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Was ist mit meinem Sohn los???

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Was ist mit meinem Sohn los???

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Schuster, erst einmal : Schön, dass Sie wieder da sind!!!! Mein Sohn (4) hat seit einiger Zeit Probleme, die mittlerweile zu eskalieren drohen. Er galt im Minikindergarten als hyperaktiv und hochbegabt, was ich zum Glück entkräften konnte. Dann wurde er aggressiv gegen andere (vor allem gegenüber seiner Schwester (2J). Ich hoffte damals, dass der Kiga-Eintritt die Situation entspannen würde, da er auch erklärte, er macht wieder in die Hose, weil er nicht im Kiga ist. Mit dem Tag der Zusage des Kiga war er auch sofort wieder trocken. Im Kiga lief schon zu Beginn einiges schief und er galt nach den ersten Stunden als schwierig. Nach Gesprächen mit den Erzieherinnen besserte sich die Situation etwas. Nach einigen Auf und Abs schien in den letzten Wochen alles zu eskalieren. Er nässte nicht nur wieder 3-8 mal am Tag ein, sondern machte mehrmals in der Woche sein großes Geschäft auch in die Hose, wurde extrem aggressiv und gilt im Kindergarten zunehmend als Verweigerer von allen Vorhaben. In den Höhepunkt der Probleme fiel dann die U8 beim Kinderarzt, der dann auch nach Problemen fragte. Dies war völlig unbefriedigend und endete (nach 20 s) mit dem Rat eine Enuresis-Sprechstunde aufzusuchen und beim Kinderschutzbund um Rat zu fragen. Letzte Woche hatte mein Sohn über einen längeren Zeitraum starke Kopfschmerzen, sodass er zum einen nicht im Kiga war und wir auch wieder beim Arzt (Kollegin in der Praxis des KiA) waren. Da sie organisch nichts feststellen konnte fragte sie nach Problemen und als das Wort Kiga fiel, wurde mein Sohn aggressiv. Allerdings scheint es als ob er gerne dorthin geht (will morgens schnell hin, ist am Wochenende oder bei Krankheit traurig und enttäuscht, dass er nicht hingehen kann). Die Ärztin schickte meinen Sohn unter einem Vorwand kurz aus dem Zimmer und wir konnten zumindest kurz sprechen. Es fiel die Vermutung, dass die Kopfschmerzen u.U. aufgrund von Belastungssituationen entstanden sein könnten. Am nächsten Tag brachte ich meinen Sohn in den Kindergarten (er wollte unbedingt hin) und sofort als wir dort waren meinte er, dass er Bauchweh habe und wieder mit nach Hause möchte. M.E. muss irgendetwas im Kiga vorgefallen sein. Ich habe sofort die Erzieherin angesprochen, die ausweichend reagierte und meinte, dass man in Ruhe sprechen müsse (der nächste freie Gesprächstermin ist in 4-5 Wochen). Auf meinen Hinweis, dass mir die Zeit zu lange ist (sah sie ein), bat sie mich sie und ihre Kollegin auf einen Nachmittagstermin anzusprechen. Die Kollegin sieht aber wohl keine Notwendigkeit, zumal ich schonmal einen Gesprächstermin hatte. Außerdem entstünden die Probleme meines Sohnes nur dadurch, dass ich ab nächster Woche wiede arbeiten gehen werde. Meine neueste mögliche Theorie für die Schwierigkeiten meines Sohnes geht in eine andere Richtung. Sein bester Freund im Kiga ist derzeit krank und mein Sohn macht aktuell nicht in die Hose, ist wesentlich ausgeglichener und lange nicht mehr so aggressiv sondern fast sogar liebevoll zu seiner Schwester. Ebenso blockt er nicht mehr alles ab, sondern macht von sich aus Vorschläge zu Aktivitäten und nimmt ebenso auch Spiel- oder Aktionsvorschläge an. Ist so etwas möglich. Im Nachhinein ist mir jetzt auch aufgefallen, dass die Zeit, in der sein Freund in Urlaub war ebenfalls besser lief. Gibt es so ein Phänomen und wie kann man damit umgehen? Danke Ulli


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Hallo Ulli Es kann durchaus sein, dass Ihr Sohn sich dermaßen auf seinen Freund konzentriert und ihn möglichst korrekt nachzuahmen versucht, dass er die Situation, in Denen der Freund abwesend ist, nicht versteht und sich aus einer inneren Unsicherheit heraus gänzlich angepaßt verhält. Ist der Freund anwesend, werden die bei Geschwistern üblichen "Machtkämpfchen" seine volle Konzentration erfordern, sodass er an nichts Anderes mehr denken kann -auch nicht an den rechtzeitigen Gang zur Toilette-, was ihm im Nachhinein wahrscheinlich selbst unangenehm und peinlich ist, sodass sein Vertrauen in sich selbst zunehmend gestört wird. Selbst können Sie m.E. nach versuchen, durch häufiges Loben und Hervorheben seiner Stärken sein Selbstwertgefühl zu steigern. Lassen Sie sich ggf. durch einen Kinderpsychologen beraten und helfen um gemeinsam aus diesem Teufelskreis herauszukommen, bevor Ihr Sohn sich ganz verunsichert noch weiter in seinem "Schneckenhaus verkriecht". Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?


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