Warum reagiert mein Sohn nie auf ein "nein"?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Warum reagiert mein Sohn nie auf ein "nein"?

Ich finde immer mehr Gefallen an diesem Forum und hätte noch eine Frage (eigentlich könnte ich tausende stellen ;-) ): bei meinem mittlerweile 3-jährigen Sohn habe ich es noch nicht einmal erlebt, daß er auf ein NEIN reagiert. Anfangs dachte ich mir, es versteht Sprache nicht (er hat erst mit 2 Jahren und 3 Monaten angefangen zu sprechen), mittlerweile bin ich überzeugt, er versteht es schon, will aber seine Grenzen austesten. Wie gesagt, es gab noch nicht einmal eine Übergangsphase. Ich habe schon oft gelesen, daß ein Kind so ca. mit 1,5 Jahren auf ein NEIN reagieren sollte. Er hat aber noch nie reagiert. Es gibt so viele Situationen, in denen ich dann auch nicht weiß, wie ich reagieren soll. Ich kann ihm wiederholt Konsequenzen erklären, aber es interessiert ihn nicht. Es gibt Situationen, da würde ich am liebsten irgendetwas tun, was er sich vielleicht mal merkt. Irgendeine "Strafe", sei es ab ins Bett, Nachtisch gestrichen, was weiß ich. Aber erstens interessiert ihn auch das nicht (da gibt es durchaus Dinge, bei denen mein Mann und ich überzeugt sind, das müßte ihn jetzt aber wurmen, tut es aber nicht in dem Moment), zweitens kann es ja nicht nur über irgendwelche Strafen ablaufen. Wie bringe ich ihn dazu, mal auf uns zu hören?!?!? Vielleicht noch als Anmerkung: es sind Situationen wie: er rennt, wenn wir aus dem Kiga kommen, fast auf die Straße und bleibt nicht stehen trotz wirklich lautem Rufen; er bleibt nicht sitzen, wenn er mit dem essen fertig ist und lenkt seine Schwester ab und sorgt für Unruhe; er ärgert seine Schwester oder ihm fällt sonst irgendein Blödsinn ein... die Liste ist endlos, aber das mal als Beispiele. Es gibt ja ernstere oder gefährliche Situationen und solche, die einfach lästig sind.

von Mausihasi123 am 23.10.2012, 15:18



Antwort auf: Warum reagiert mein Sohn nie auf ein "nein"?

Hallo Mausihasi123 Zunächst einmal sollten Sie sich durch den behandelnden Kinderarzt bestätigen lassen dass keine medizinischen Gründe für beschriebenes Verhalten Ihres Sohnes vorliegen wie z.B. eine Hörschwäche. Damit Sie sicher stellen dass er Ihre Bitte auch hört, nehmen Sie zuerst direkten Blick- und möglichst auch Körperkontakt zu ihm auf. Begründen Sie gleichzeitig Ihren Wunsch KURZ und weisen Sie ggf. auf LOGISCHE Folgen hin, wenn er seine "Ohren scheinbar auf Durchzug" stellt. Wichtig ist es anschließend aber auch entsprechend konsequent zu handeln, damit Ihr Sohn aus diesen logischen Folgen lernen kann sich an begründete Wünsche halten zu müssen. Ihn ins Bett zu schicken lässt ihn höchstens das Bett als etwas Negatives empfinden, während er zusätzlich noch wütend auf Sie wird. Rennt er aber trotz Warnung beim Abholen aus dem Kiga, wird er zukünftig konsequent wieder an die Hand genommen werden müssen, damit ihm nichts geschieht! Ohne beschäftigt zu sein am Tisch sitzen bleiben zu müssen gelingt den wenigstens Kindern, da Kinder einen sehr großen Bewegungs- und Erfahrungsdrang haben. Beziehen Sie Ihren Sohn darum in ein Gespräch mit ein, wenn er genug gegessen hat oder lassen Sie ihn aufstehen mit der Bitte Sie in Ruhe und mit Genuss weiter essen zu lassen. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 23.10.2012



Antwort auf: Warum reagiert mein Sohn nie auf ein "nein"?

Vielen Dank für die Antwort! Eine Hörschwäche hat er nicht, das habe ich bereits vor ca. einem Jahr abklären lassen (wegen seiner verspäteten Sprache). Die Tatsache, daß ich meinen Sohn oft als "wild" empfinde, wurde bei der letzten U7a mit dem Kommentar "ein normaler testosterongesteuerter Junge" erklärt... äh ja ;-) Ich habe schon oft versucht, meinen Sohn direkt anzuschauen bzw. Blickkontakt aufzunehmen, aber meist dreht er sich dann weg. Auch wenn man sich neben ihn hockt und auf gleicher Augenhöhe versucht, ihm etwas zu erklären. Obendrein fängt er manchmal an zu schreien, so daß es schlichtweg unmöglich ist, ihm etwas zu erklären. Er lässt einen nicht ran und hört erst irgendwann auf zu brüllen. Logische Konsequenzen interessieren ihn nicht. Es gibt allerdings auch diverse Situationen, in denen es schwierig ist, ihm eine solche nahezulegen. Z.B. wenn du die Schwester haust, hat sie "aua" und muß weinen. Was soll ich da tun? Beide in getrennte Zimmer und alleine spielen lassen? Es gibt oft Situationen, in denen es zwar logische Konsequenzen gibt, aber keine bestimmte Handlung, die ICH dann durchführen könnte. Bzw. es gibt Konsequenzen, die ihn nicht direkt betreffen (er selber hat kein "aua", das hat die Schwester). Ich will ihn auf gar keinen Fall ständig ins Bett schicken, das tue ich auch nicht, aber manchmal würde ich es am liebsten tun, damit er mal für ein paar Minuten unter den Füßen weg ist... Das Davonlaufen aus dem Kiga geht so: wir gehen gemeinsam aus der Tür, ich habe meine Tochter auf dem Arm. Selbige muß ich erst im Kinderwagen anschnallen, bevor wir losfahren. Da führt erst noch ein schmaler Weg weg vom Kiga-Eingang, dann geht es über einen Parkplatz und dann zur Straße. Während ich also mit meiner Tochter beschäftigt bin, rennt er schon mal los... und ich kann gucken, wie ich mit Kinderwagen und 8. Monat-schwanger-Bauch hinterherrenne... und er findet das lustig... Ansonsten habe ich meinen Sohn IMMER an der Hand, wenn wir unterwegs sind. Das macht er auch brav. Wenn ich meinen Sohn nach dem Essen aufstehen lasse, sitzt er nicht etwa da und spielt mit irgendwas, sondern streunt um den Tisch herum, lenkt seine Schwester ab etc. Oder wenn man sich unterhält mit ihm, rutscht er stetig vom Stuhl, bis er mitsamt seiner Sitzerhöhung runterfällt. Bitten, doch uns und seine Schwester in Ruhe essen zu lassen ignoriert er konsequent...

von Mausihasi123 am 23.10.2012, 16:47



Antwort auf: Warum reagiert mein Sohn nie auf ein "nein"?

Hallo Mausihasi123 Meiner Ansicht nach überfordern Sie Ihren gerade mal 3-Jährigen Sohn ein wenig, der zwar Ihr Großer, aber dennoch auch noch ein Kleinkind ist. Er hat weder Rücksichtnahme auf seine Schwester noch auf Sie bereits lernen können. Er fordert mit seinem Verhalten Ihre helfende Aufmerksamkeit geradezu ein ohne über die Folgen seines Handelns nachdenken zu können. Gleichzeitig probiert er wie alle Kleinkinder seine eigenen Grenzen, aber auch Ihre jeweiligen Reaktionen aus. Da er sich bei versuchtem Blickkontakt unsicher abwendet rate ich Ihnen ohne lange Diskussion und Erklärung gleich zu handeln. Haut er z.B. seine Schwester, sprechen Sie ein KURZ begründetes Nein, während Sie ihn gleichzeitig bereits an Ihrer Hand in seine Spielecke führen und ihn dort zu einer ansprechenden Beschäftigung anregen. Je konsequenter Sie handeln ohne groß auf sein spontanes, unreflektiertes Handeln einzugehen umso rascher wird die Konfliktsituation gelöst werden können und umso weniger werden sowohl Ihr Sohn wie auch Sie verärgerter werden müssen. Ihr Sohn testet im Moment zusätzlich Ihre Reaktionen ohne allerdings Ihnen absichtlich einen (körperlichen, seelischen) Schaden zufügen zu wollen, da er beobachtet, dass Sie anders als gewohnt sind -vom Aussehen her wie auch vom Nervenkostüm usw.- Dringend rate ich Ihnen darum für sich selbst eine Zeit zum "Auftanken" zu organisieren, indem Sie Ihren Sohn z.B. mit seinem Freund und einer anderen Mutter vom Kiga abholen lassen, sich um einen Babysitter bemühen, der Ihnen stundenweise die Kinderbetreuung abnehmen kann usw. Diese Auszeit werden sowohl Ihre Kinder -speziell Ihr Sohn- wie auch Sie genießen können. Alles Gute, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 24.10.2012