Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Waren die Kinder früher braver?

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Waren die Kinder früher braver?

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Hallo an alle, egal was ich lese, oder egal welche Freundin mir von ihren Kindern erzählt, (ich hab selbst einen Sohn von fast 2 Jahren), habe ich echt den Eindruck, dass kein Kind mehr brav ist. Unser Sohn schlägt uns zb wenn wir was mit ihm machen wollen worauf er keine Lust hat. (wie zb Windeln wechseln, Zähne putzen etc). Ich glaube, ich hätte mich sowas als Kind nie getraut bei meiner Mutter. Und dann diese ewigen Motzszenen. Wenn es nicht nach seinem Willen geht, benimmt er sich unmöglich. Und wenn ich dann so meine Mutter höre, oder die Mütter von meinen Freundinen. Wir waren anscheinend alle brav. Liegt dies vielleicht an unseren modernen Umwelt oder was ist los??? Vielen Dank für Eure Beiträge. Liebe Grüsse, Viviane


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Hallo Viviane Grundsätzlich würde ich den Begriff BRAV gerne durch ANGEPASST ersetzen.- Haben Eltern früher Etwas gesagt, war Das so und Damit BASTA! Hinterfragt wurde einfach nicht, weil Keiner Es gelernt hatte. Inzwischen ist man aber zu der Erkenntnis gekommen, dass es für jede Handlungsweise auch einen Grund geben muß. Dieser Grund wird zu einem Teil durch unsere Gesellschaft vorgegeben, richtet sich zum Anderen aber auch nach unseren ganz individuellen Vorstellungen von Werten und Normen, sowie nach unseren Wünschen und Bedürfnissen. Einen Mittelweg zu finden, was MAN möchte, was wir ERZIEHENDE möchten und was KIND möchte ist heute die große und verantwortliche Aufgabe einer Erziehung um Jedem eine sichere Selbständigkeit zu ermöglichen. Diese Erkenntnis und die entsprechenden Erfahrungen werden teilweise in der Literatur festgehalten und sollen uns helfen, diesen komplizierten Weg zu gehen. Die Vielfalt der Möglichkeiten wurde früher noch weniger gesehen als vielleicht in der nächsten Generation, der Übernächsten... War Etwas nicht so, wie es uns überliefert wurde, kam Unsicherheit auf, die häufig in einem unreflektierten Verhalten wie Schlagen führte, um Anderen bloß nicht zu zeigen, dass man mit der Situation nicht fertig wurde. Soviel in Kürze zum "Brav-Sein". Liebe Grüße und: erholsames Wochenende!


Mitglied inaktiv

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Hallo Viviane, ich denke eher, daß unsere Eltern vielleicht strenger mit uns waren. Wenn ich heute 6 - 12 jährige sehe, wie die zu ihren Eltern sind - ich hätte da bereits den Hintern versohlt bekommen. heute sind viele auf dem Trip "reden und erklären" und bloß keinen Klaps geben, daß ist ja gleichbedeutend mit Kind verprügeln. Wie stets wird von einer Generation zur nächsten von einem Extrem ins andere geschwenkt. Ist nur so eine Überlegung ! Kerstin


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... woher dioese natürliche Autorität kam, die ich gegenüber meinen Eltern hatte. Leider kann ich sie heute nicht mehr fragen. Doch ich weiß wirklich von nur einem Mal, wo mir der Hintern versohlt worden ist (und das durchaus begründet *grins*), ich HATTE den Respekt einfach, ich hätte z.b. meinen Eltern NIE auch nur die Zunge rausgestreckt, geschweige denn, wie es heute oft zu hören ist, sie als "A..." (ihr wißt schon) oder sonstwas tituliert - UNDENKBAR ! Ich glaube, Kerstin hat in gewisser Weise schon recht, daß die Stimmung umgeschlagen ist - aber von einem Extrem zu redenb, paßt in meinen Augen eher auf z.B. die Zeit, als absolut antiautoritär angesagt war. Ich glaube, daß wir uns in unserer Generation auf einem Grat bewegen zwischen Liebe und Geborgenheit und viel Erklären etc. und trotzdem dem Wunsch nach Autorität, der meines Erachtens auch begründet ist - das ist eben ein sehr schmaler Pfad. Da richtig zu fahren, mit dem richtigen, möglichst kleinem Quantum an Strenge und dem größtmöglichen Erfolg bei Erziehung zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit, ist das in meinen Augen viel schwerer, als einfach zu sagen: DA, so ist es, friß es. Und bringt auch viel mehr Unsicherheit für die Erziehenden mit sich. Außerdem ist doch auch der Austausch heute viel größer und die Vorstellungen der einzelnen Eltern viel differenzierter. Was an sich ja nicht schlecht ist, oder ? Manchmal glaube ich aber fast (zum Beispiel zur Zeit auch bei uns), daß die Kinder damit nicht unbedingt glücklicher sind .... und die Eltern schon gar nicht. Denn eigentlich ist ja ein sicheres Orientieren auch viel einfacher für die Kinder, wenn es nur Ja oder Nein gibt und kein kommt drauf an ...... Soweit mein Statement ;-) LG, Silke


Mitglied inaktiv

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Hallo! Eben weil so einige Eltern in früheren Zeiten gleich ´ne Tracht Prügel ausgeteilt haben, waren die Kinder "braver". Eingeschüchtert ist da wohl eher der passende Ausdruck....mir selbst ging´s da leider genauso! Ich persönlich finde es absolut wichtig mit seinen Kindern zu REDEN!!! Und vor allem auch, wenn sie Mist verbockt haben. Teilt man dann gleich aus, lernt ein Kind Konflikte nur über Gewalt zu lösen. Meiner Meinung nach sind Kinder heutzuage "weniger brav", weil die Eltern zwar mit ihren Kindern reden. Danach aber oft keinerlei Konsequenz mehr erfolgt. Mit ein Mal reden hat man meistens noch nix gewonnen. Das kenn´ ich schon von meinem Sohn (fast 2). Ein Beispiel: Er fährt mit seinem Bobbycar in der Wohnung andauernd absichtlich vor die Wand, den Schrank etc. Ich erkläre ihm, warum er das bitte lassen soll. Ich sag´s ihm noch ein zweites Mal. Macht er es dann trotzdem weiter, sag´ ich ihm, beim dritten Mal kommt das Bobbycar weg. Provoziert er also wieder, kommt das Bobbycar weg und zwar für den Rest des Tages. SANDRA


Mitglied inaktiv

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Hallo, meine eltern sind auch immer ganz sprachlos, wenn sie sehen, wie trotzig meine Tochter sein kann. Aber sämtliche Erziehungsmaßnahmen, die früher angeblich immer geholfen haben, helfen da auch nicht weiter. Ich denke aber auch, daß das einfach an der Entwicklung der Kinder liegt. Meine Oma war schon sprachlos, wie lange Jessica als Baby am Tag wach war. Sie hatte immer erzählt, daß ihre Kinder die Flasche bekamen und schliefen und dann wieder Flasche und weiterschliefen. Ich finde, daß sich selbstbewußtere Kinder in der heutigen Zeit auch viel besser behaupten können, obwohl mich meine Tochter auch momentan zur Verzweiflung bringt und ich nicht weiß, ob es mir manchmal nicht lieber wäre, wenn sie etwas ruhiger wäre! Gruß Bettina


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