Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Versaue ich mein Kind?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Versaue ich mein Kind?

Anke768

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Hallo Frau Ubbens. Mir ist sehr wichtig, dass mein Sohn (17 Monate) alles hat was ich nicht hatte. Ich möchte, dass er glücklich und geliebt aufwächst und dass es ihm an nichts fehlt. Leider bin ich selbst gar nicht glücklich mit meinem Leben. Ich komme einfach nicht damit klar "nur" Hausfrau zu sein. Aufgrund fehlender Betreuungsangebote in meiner Region muss ich das aber noch ein Jahr durchhalten, dann kommt er mit 2,5 in den Kiga und ich kann wieder Teilzeit arbeiten. Ich sehe aber schon kommen, dass es dann andere Herausforderungen gibt wegen denen ich unzufrieden sein werde. Jetzt habe ich gelesen, dass Kinder unsere Sicht auf Menschen, die Welt und unsere Gefühle übernehmen. Das wäre fatal da das Kind dann mit 2 schon jegliche Lebenslust verloren hätte, ich will das nicht für ihn, ich möchte dass er glücklich ist. Zudem bin ich oft gestresst und genervt, ich habe kaum Möglichkeiten ihn mal abzugeben, bräuchte aber eigentlich mehr Zeit für mich. Diese negativen Gefühle bekommt er ja auch mit. Und er ist halt auch nicht unanstrengend. Ich versuche wirklich das mit einer Engelsgeduld auszusitzen aber mir passiert es leider auch dass ich schimpfe. Ich bin einfach nicht dafür gemacht 24/7 "nur" Mutter zu sein, ich brauche eigene Projekte und Ziele um glücklich zu sein, mich macht es krank immer nur zurück zu stecken.. Dazu zählt auch, dass ich heute abend einiges auf meiner Liste hatte und nichts erledigen konnte weil die Einschlafbegleitung wieder so schwierig war. Ich würde zB gerne meine Blumenkästen bepflanzen. Wann ich es will, wie ich es will ohne 20 mal dabei unterbrochen zu werden und überall Augen und Hände zu haben damit er in der Zeit nicht aus dem Garten auf die Straße rennt o.ä.. Und ich weiß, dass es einfach nicht möglich ist. Ich will einfach mal den Kopf frei haben. Kann ein Kind mit einer unglücklichen Mutter überhaupt gedeihen? Er kommt eigentlich immer an erster Stelle. Und trotzdem denke ich, dass ich extrem versage. Wir hatten eigentlich immer eine sehr innige Bindung, mittlerweile ist er aber auch echt ein Papakind, vielleicht hat er wirklich keine Lust mehr auf mich.


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Anke768, meine Vorrednerinnen haben schon gut und richtig geantwortet. Ich werde die Worte nicht wiederholen, nur ein wenig ergänzen: - Nutzen Sie Zeiten, in denen der Papa zu Hause ist, etwas für sich zu tun. - Es wird Ihnen gut tun, auf andere Menschen zu treffen. Gleichzeitig können Sie Ihren Sohn in Kontakt mit anderen Kindern bringen im Rahmen von Krabbelgruppen, Spielgruppen, Eltern-Kind-Turnen usw.. - Vielleicht hat bei Ihnen in der Umgebung eine Tagesmutter noch einen Platz frei, so dass Sie Ihren Sohn für zwei oder drei Vormittage in der Woche dort unterbringen können und so für sich Freiräume schaffen. Viele Grüße Sylvia


User-1736455377

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Nein, du versaust dein Kind sicher nicht! Und es ist normal, das Kleinkinder imRahmen der Ablösung aus der Symbiose zur Mutter sich ab einem gewissen Alter dem Papa zuwenden.Das hat nichts damit zu tun, dass du etwas falsch machst! Was du aber ändern solltest: mehr Zeit für dich selbst. Das Problem hast du doch schon erkannt: du möchtest so langsam aber sicher aus der Rolle der 24/7-Mutter raus. Auch das ist nichts Ungewöhnliches.Manche gehen in dieser Rolle vollauf - manche brauchen eben auch etwas anderes als nur Mutter sein zum Glück. Das macht dich ganz sicher nicht zu einer schlechten Mutter! Nur zu einem Menschen der merkt, dass er auch noch eigene Bedürfnisse hat. Diu könntest den Papa mehr einbinden im Sinne, zB dich mit Freunden zu treffen, zum Sport zu gehen usw. Schaff dir die benötigten Freiräume/Auszeiten. Im Zweifel auch mit einem Babysitter. Du hörst dich fast ein bisschen so an, als wenn du in eine Depression abzurutschen drohst. Tu etwas - jetzt. Wenn es mit den Auszeiten nur für dich nicht getan ist, such dir evt. einen Therapeuten. Das ist nichts verwerfliches. Nicht wenige Mütter rutschen über diesen Druck, doch als 24/7-Mutter glücklich sein zu müssen in depressive Phasen. Werfen sich selbst Unzulänglichkeit vor usw.


Succero

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Ich denke das geht vielen so wie dir. Sich selbst aufgeben ist nicht das Naturell des Menschen. Deshalb ist es wichtig sich nicht einzuengen und nur auf die Bedürfnisse des Kindes zu achten. Du hast eigene Bedürfnisse. Naklar, die wollen befriedigt sein. Und noch viel besser: das geht! Ich hatte auch Zeiten, da war es mir zu viel Kind. Wichtig ist, dass du deinen Körper ernst nimmst. Horche in dich rein auf was du Lust hast. Frag dich, was ist mein Bedürfnis: was weiß ich, mehr Kontakte mit andren, es mir wohnlich machen, mehr Freiraum haben,… und dann schaue wie du das umsetzen kannst. Kind dem Papa für eine Zeit, die für dich, Kind und Papa ok ist, geben oder Babysitter/ Leihoma arrangieren. Einen Zaun aufstellen, sodass Kind spielen aber nicht weglaufen kann. Kind dir helfen lassen. Eltern-Kind-Gruppen, Ehrenamt wo du das Kind mitbringen kannst (soziale Einrichtungen). Selbst eine Veranstaltung organisieren: Klamottentausch, Picknick,….Wonach ist dir und wie kannst du das mit Kind umsetzen? Und wenn das eine nicht so gut geht mit Kind, dann schau nach Alternativen um dein Bedürfnis zu erfüllen. Und wenn du darin geübt bist, deine Bedürfnisse zu befriedigen - auch mit Kind, dann verspreche ich dir, wirst du gern daheim sein - auch mit Kind :-) :-)


angelfish

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Hallo Anke, so wie dir ging es mir auch oft. Ich denke, in der heutigen Zeit erwartet man in jeder Hinsicht perfekt zu sein. Pflanz doch deine Blumen in den Kasten weil es dir sicher mehr Freude bereitet als die Küche zu putzen und bestimmt kann er vieles auf seine Art sogar mitmachen. Lass mal Fünfe gerade sein. Bei allen Erkenntnissen, die wir inzwischen über die kindliche Entwicklung haben hör auf, Dir darüber Sorgen zu machen, dass es sich negativ auf deinen Sohn auswirkt wenn du auch mal an dich denkst. Dass dein Sohn eine Papa-Phase hat hat nichts mit dir zu tun. Das ist normal und ist mal so und mal so. Ich war auch oft überfordert als die Kinder klein waren, habe hinterfragt, gezweifelt, war dünnhäutig oder ungeduldig. Aber ich bin auch nur ein Mensch. Meine Kinder sind jetzt fast 15 und 16. Sie sind glücklich, ausgeglichen und selbstbewusst. Ich bin stolz auf sie und auf mich, was ich geleistet habe. Das wird schon.


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