Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Verkümmert mein Kind?

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Verkümmert mein Kind?

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Liebe Frau Schuster! In der Kigagruppe meiner Tochter sind Kinder, die außerhalb der Kigazeit noch die Musikschule besuchen, in den Ballettunterricht gehen, Schwimmen und zumm Turnen gehen oder eine richtige Kunstschule besuchen. Meist sind das Kinder, von höher gestellten Leuten, die sich das alles auch leisten können. Ich bin jetzt total unsicher, weil ich meiner 5 jährigen Tochter das alles nicht biete. Was ich mich jetzt hauptsächlich frage ist, ob ich ihr vielleicht damit schade? Heißt das, dass sie später weniger erfolgreich und sozial ist, als wie diese Kinder, deren Horizont stetig erweitert wird? Wird sie so sein wie ich, weniger erfolgreich? *SCHNIEF* Ich hatte das früher auch alles nicht. Die Kinder aus meiner Schule, die in dieser Hinsicht jede Gelegenheit für außerschulische Aktivitäten hatten, haben später auch alle das Gymnasium besucht. Wir ein Kind später klüger und erfolgreicher im Beruf, wenn es als Kind die Musikschule besucht hat, zum Ballettuntericht ging oder Joga gemacht hat? Kann es deswegen später besser mit Menschen umgehen, ist selbstbewusster? Deprimierte Grüße, Bleiwurz


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Hallo Ratsuchende Bitte grübeln Sie nicht länger. Wichtig im Kiga-Alter ist, dass in den Kleinen die Freude geweckt wird, Neues zu entdecken, sich Neuem gegenüber aufgeschlossen zu verhalten, sich mit Dingen intensiv auseinanderzusetzen, auch zu erkennen, das Niemand perfekt ist und Alles kann usw. Viele dieser wichtigen Voraussetzungen, um später lernen zu können, erfahren die Kinder in der Gruppe im Kiga, da sie sich dort z.B. ersten Konflikten mit Gleichaltrigen stellen müssen. Sie lernen, ihre eigene Persönlichkeit zu entdecken, ihre Position zu festigen und auch FRIEDLICH zu verteidigen; d.h.: sie werden zunehmend sozial. Da der Kiga aber "nur" einen familien-ergänzenden Auftrag hat, können all`die genannten Fördermöglichkeiten auch zu Hause geübt werden, indem Sie selbst viel mit Ihrer Tochter sprechen, Geschichten vorlesen, auf Spielplätzen oder bei Freunden/Bekannten andere Kinder mit in ein Spiel einbeziehen, das Interesse an alltäglichen Aktivitäten wecken usw. Ein Kind, was nicht mit allerhand unterschiedlichen Interessengruppen geradezu vermarktet wird, nicht mehr weiß, was wann kommt und auf diese Weise alles Andere als eine sichere Orientierung hat, schafft es später oft viel leichter, sich intensiv mit Etwas auseinanderzusetzen zu reflektieren, aktiv mitzuarbeiten, zu improvisieren,... da es nicht gewohnt ist, Alles vorgesetzt zu bekommen. Das heißt natürlich nicht, dass Interessengruppen schlecht sind, nur: ein Zuviel führt zur Desorientiertheit, da Alles nur oberflächlich abläuft. "Man sieht vor lauter Wald die Bäume nicht mehr" heißt ein altes Sprichwort.- Also: Kopf hoch!!! Liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo, bin zwar nicht Fr. Schuster, aber dein Beitrag hat mich berührt und deshalb möchte ich dir antworten. Ich denke nicht, dass es all diese teuren Unternehmungen nötig sind, um aus deinem Kind ein interessierten und offenen und sozial kompetenten Menschen zu machen. Singe mit ihm, mach Fingerreime, Tanzspiele, klatscht zur Musik im Takt etc. .... geb ihm einfach oft die Möglichkeit, viele unterschiedliche Menschen kennenzulernen. Ich denke früher gab es gar nicht die vielen Angebote und auch unsere Eltern sind intelligente Leute geworden. Mach dir keine Sorgen! Liebe Grüsse, Celeste


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Hallo, ich denke schon, dass solche Dinge wie Singen oder Schwimmen (sollte ein Kind schon lernen, weil es lebensrettend sein kann) sinnvoll sind, sie müssen doch nicht unbedingt teuer sein. Also wenn du Lust hast solche Dinge mit deiner Tochter zu unternehmen, dann versuche doch günstige Alternativen zu finden... z.B. bieten einige DLRG-Gruppen Kinderschwimmkurse an, das kostet dann etwa EUR 40 / Jahr Mitgliedsbeitrag - wäre das machbar? Genauso gibt es auch Turnkurse von Sportvereinen bei denen eine ähnlich - im Vergleich zu anderen Anbietern niedrige - Jahresgebühr anfällt... Oder tu dich mit anderen Müttern zusammen und bildet eine Mini-Singgruppe abwechselnd bei euch zu Hause. Kauft zusammen ein Liederbuch mit CD (z.B. http://www.musik-produktiv.de/home/extra16_de.asp/sid/!18121995)und setzt euch einfach zusammen und singt miteinander. Ich denke man muss da nur kreativ sein... Gruß


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Hallo, ich beobachte das auch bei unserem Kindergarten und meine Kinder besuchen auch eine Gruppe (allerdings haben wir sehr spät damit begonnen, weil mir der Sinn von Babyturnen und co. einfach nicht einleuchtete, wenn das Kind viel auf Spielplätzen ist und im Kindergarten sowieso schon viel gesungen wird und Klangspiele etc.). Bei uns ist es übrigens keine Geldfrage, wir könnten uns das gut leisten, aber ich finde, Kinder sollen nicht schon so früh von einem Kurs zum anderen "gekarrt" werden. Das ist nämlich oft die Konsequenz, die Mütter sind Taxiunternehmen. Dabei wäre es manchmal vielleicht besser, einen längeren Weg zu Fuß zu erledigen und dafür einen Programmpunkt zu streichen. Kurzum: Früher oder später ist es ein Thema und dann gibt es aber auch günstige Angebote. Warum nicht Mitglied in einem Sportverein werden, der Kinderbeitrag ist in der Regel günstig und die Angebote vielfältig. Gibt es vielleicht ein Eltern-Kind-Zentrum oder Mutter-Kind-Zentrum bei Euch? Die bieten auch oft sehr schöne Sachen - gerade Basteln und Theater - zu sehr günstigen Preisen oder sogar kostenlos an. Wir wohnen in einer Großstadt, da gibt es natürlich viele solcher Angebote, aber bestimmt gibts TEile davon auch in kleineren Städten. Erkundige Dich doch einmal. Wir haben als Kinder erst "Programm" in der Grundschule gehabt - jetzt geht das ja schon im Kindergarten los und dann kommt noch Ergo und Logo und Physio dazu und wenn die Kinder sich zum Spielen verabreden wollen, müssen die erst ihre Mütter fragen, was heute für ein Programm ist :-( Trotzdem finde ich es schon schön, wenn Kinder außerhalb von der Schule oder dem Kindergarten noch an einem Kurs einer Gruppe teilnehmen, wenn sie 5 Jahre alt sind. Die VHS bietet übrigens auch viele Kurse zu Musik und Kunst für Kinder, die oft nur ganz wenig kosten und sehr gut sind. Aber in einem sei gewiss: Auch ohne Kurse verkümmert Deine Tochter nicht. Dagegen könnt Ihr ja selbst schon viel machen. Gemeinsam singen, basteln, toben auf den Spielplatz gehen etc. Gruß Tina


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auch ich habe mich das immer wieder gefragt, denn bei 3 kindern und nur einem gehalt muss man schon überlegen, wo das geld hingeht. außerdem bin ich der vollen überzeugung, dass ein Kiga-Kind kein ausgefülltes nachmittagsprogramm in verschiedenen vereinen und kursen braucht. allerdings hatten wir das glück, dass in unserem kiga kostenlos flötenunterricht angeboten wurde (der allerdings in 2 jahren kaum erfolg brachte) und die musikalische früherziehung einer privaten musikschule zu einem wirklich sehr geringen betrag in den kiga kam. das machten meine beiden großen sehr begeistert mit. nun sind sie in der schule, gehen donnerstag nachmittag für viel geld in die städtische musikschule, haben am dienstag nachmittag religionsunterricht und mein sohn wollte unbedingt noch donnerstag nach der schule zum schach-angebot. ziemlich viel, wie ich finde, aber noch kommt er klar. die jüngste kommt im september in den kiga und wird dort auch die musik. früherziehung mitmachen. mit keinem kind war ich in krabbelgruppen oder kinderturngruppen. schwimmen lernen sie in der schule. und geschadet hat es bisher nicht. ich denke, man kann zuhause mit dem kind sehr viel machen, spielplätze besuchen, sich mit freunden treffen und auch mal ins schwimmbad gehen. vielleicht findet sich ja auch jemand, der dem kind ein bissel flöte beibringt (in Kirchgemeinden gibt es das manchmal kostenlos)


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Ich denke absolut nicht, dass ein Kind verkümmert, wenn es nicht jeden Tag irgendeinen Programmpunkt hat. Ich kenne inzwischen einige Beispiele aus meinem Bekanntenkreis, wo genau solche Kinder, die einen Tag zum Musikunterricht, den anderen zum Sport, wiederum einen anderen zum Chor usw. gehen, sich oft nicht selber beschäftigen können und zum Teil richtige Zappelkinder geworden sind. Wann bitte schön haben die Kinder denn bei einem solchen Programm die Möglichkeit, mal ungestört ihre Phantasie entwickeln zu können oder einfach mal in Ruhe in den Nachmittag hineinleben zu können (ist übrigens bei Kindern auch sehr wichtig). Ich denke, eine richtige Mischung machts: 1-2 Termine die Woche für Sport und vielleicht Musik - das wars! Der Rest in FREI-Zeit. Man will doch auch mal mit dem eigenen Kind einen Kuchen backen oder einfach mal gemeinsam Nichts tun! Macht echt viel Spaß und genau das mache ich heute nachmittag mit meinem Sohn ohne Angst zu haben, dass er gleich verkümmert oder nicht richtig gefördert wird. V.G. JanMami


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Hallo Bleiwurz, jetzt hast du aber schon viele Antworten bekommen, trotzdem gebe ich mal kurz noch meinen Senf dazu. Meine Eltern sind beide nur bis 14 Jahre in die Schule gegangen, also relativ wenig Schulbildung. Dazu kam, dass zumindest am Anfang wirklich wenig Geld zur Verfügung stand und wir 4 Kinder waren. Aaaaaaber... aus uns allen vieren ist was geworden, 3 von uns haben studiert (von unseren Eltern ermöglicht!!!!), der 4. hat eine Meisterprüfung gemacht. Alle verdienen wir gut. Meine Mutter hat uns was viel wichtigeres gegeben: Zeit und Zuwendung. Ich erinnere mich heute noch gut an die Lieder, die sie uns vorgesungen hat, und die Bücher, die sie uns vorgelesen hat. Ich kann manche davon heute noch auswendig (ich bin jetzt 41)! Und kann nur hoffen, dass ich meinen Kindern auch so eine gute Mutter bin, wie meine es war. Auf der anderen Seite kenne ich Kinder, die werden von einem Kurs in den nächsten geschubst (Musik, Sport, was weiss ich noch) und die nie Zeit haben, mal zur Ruhe zu kommen. Geh mit deiner Kleinen viel raus auf Spielplätze, in den Wald und so, und ab und zu im Sommer ins Freibad... und fertig. Wenn ihr nur ein Kind habt, ist sicher eine Mitgliedschaft in einem Turnverein möglich. Das kostet nicht so viel. Mach dir bloss keinen Kopf und mach so weiter wie bisher. Ich bin sicher, du bist eine tolle Mutter und dein Kind hat es sehr gut bei dir. Liebe Grüsse, Caro


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